Warum der Kaffeepreis so hoch bleiben wird
Mit einem Preis von knapp 2,70 Dollar pro Pfund (0,454 Kilogramm) ist Kaffee an den Rohstoffbörsen rund um den heutigen internationalen Tag des Kaffees so teuer, wie er seit 2011 nicht mehr war.
Allein in den vergangenen 12 Monaten ist der Preis für Rohkaffee um mehr als 60 Prozent gestiegen. Gründe dafür seien durch Extremwetter verursachte Ernteausfälle in Brasilien und Vietnam, zwei der wichtigsten Herkunftsländer, sagt Hartwig Kirner, Österreich-Geschäftsführer der Initiative Fairtrade: „Beide produzieren weniger als nachgefragt.“ Marktbeobachter sehen auch einen weiteren Grund für die steigenden Preise.
In Indien und China ist die Nachfrage nach Kaffee stark gestiegen. Die gestiegene Nachfrage in neuen Märkten werde vor allem langfristig Thema sein, meint Kirner. Er geht davon aus, dass die Preise für Rohkaffee hoch bleiben werden. Auch weil die Energiepreise und Preise für Verpackungsmaterial deutlich gestiegen sind.
Anbaufläche in Gefahr
Durch klimatische Veränderungen könnten in den nächsten Jahren 30 bis 40 Prozent der Anbaufläche verschwinden, warnt der Fairtrade-Geschäftsführer.
Kaffeepflanzen seien durch den Klimawandel generell anfälliger für Plagen und Krankheiten geworden, sagt Leandro Morales von der mexikanischen Kooperative Ismam, die im südlichen Mexiko an der Grenze zu Guatemala in 1.200 Metern Seehöhe Kaffee organisch-biologisch anbaut.
Am heutigen 1. Oktober wird der Tag des Kaffees gefeiert. Österreich liegt beim Kaffeekonsum im Spitzenfeld.
5,73 Kilogramm beträgt hierzulande der jährliche Verbrauch pro Kopf. Im internationalen Vergleich liegt Österreich damit an 6. Stelle. Spitzenreiter ist Luxemburg mit 8,47 Kilogramm Kaffee pro Kopf und Jahr.
2,6 Mrd. Tassen Kaffee werden weltweit jeden Tag getrunken.
Für die aus mehr als 500 Kleinbauern bestehende Genossenschaft, die zwischen 1.000 und 1.500 Tonnen Kaffee pro Jahr produziert, hat der Klimawandel auch dazu geführt, dass statt des qualitativ höherwertigen Arabica-Kaffees, jetzt Kaffee der Sorte Robusta angebaut werde, sagt Morales.
Mindestpreis und Prämie
Vor Kurzem war der Vertreter der Kaffee-Kooperative auf Einladung von Fairtrade in Wien zu Gast. Die Initiative für fairen Handel zahlt den Bauern einen Mindestpreis und falls er darüber liegt den jeweiligen Weltmarktpreis sowie eine Klimaprämie. Das hilft, die stark schwankenden Preise an der Kaffeebörse auszugleichen und soll den Kooperativen Planungssicherheit bringen
Mit der Klimaprämie können sie Projekte ihrer Wahl finanzieren. Die mexikanische Genossenschaft hat sie u. a. in die Beschaffung von Anlagen zur Kompostherstellung investiert. Der Absatz von Fairtrade-Kaffee ist im ersten Halbjahr dieses Jahres in Österreich trotz Preisanstiegs um 4,1 Prozent gestiegen.
Hadern mit EU-Regeln
Viele Kaffeebauern hadern derzeit auch mit mit neuen EU-Vorschriften. Die Entwaldungsverordnung schreibt vor, dass nur Produkte in die EU eingeführt werden dürfen, für die kein Wald gerodet wurde. Ab Anfang nächsten Jahres wird sie auch für Kaffeeimporte gelten. Nicht alle Produzenten können oder wollen diese Auflage auch erfüllen.
Das Ausweichen in andere Märkte sei in Zeiten, in denen es weniger Angebot als Nachfrage gebe, für einige Anbieter sicherlich eine Alternative, meint Kirner mit Verweis auf die gestiegene Nachfrage in Asien. Davon, dass es deshalb in Europa zu Engpässen kommt, geht er aber nicht aus: „Die Sorge, dass wir keinen Kaffee mehr bekommen, hab ich nicht.“
Resilientere Pflanzen
Die hohen Kaffeepreise würden es den Bauern jedenfalls ermöglichen, in ihre Farmen und in resilientere Pflanzen zu investieren, die den Klimabedingungen besser trotzen können, so Kirner. Denn die Ernteerträge würden klimabedingt immer unsicherer.
Kaffee zu produzieren, sei schwere Arbeit, sagt Morales von der mexikanischen Kaffeekooperative. Das Bewusstsein müsse man bei schaffen: „Wir hoffen, dass die Konsumentinnen und Konsumenten das auch schätzen.“
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