Schokolade wird bald empfindlich teurer

Chocolate pieces background. Top view of chocolate shavings
Kakaopreis ist auf Rekordhoch gestiegen. Die Bauern haben davon bisher aber nicht viel. In Supermärkten gibt es bereits Engpässe.

Der Weltmarktpreis für Kakao ist in den vergangenen Monaten regelrecht explodiert. Kostete eine Tonne Kakao im vergangenen September 2.500 Dollar, stieg er zwischenzeitlich auf über 10.000 Dollar. Derzeit liegt er noch immer bei rund 7.500 Dollar

"Wir können davon ausgehen, dass wir in den nächsten Monaten im Schokoladebereich deutliche Preissteigerungen sehen werden", sagt Hartwig Kirner, Geschäftsführer von Fairtrade Österreich

Lager leeren sich 

Bei den meisten Händlern leeren sich die Lager. Viele, die bis jetzt noch Terminkontrakte hatten und Kakao deshalb noch zu günstigeren Preisen einkaufen konnten, müssten sich spätestens ab Herbst zu wesentlich höheren Preisen eindecken, sagt Kirner.

Katharina Koßdorff, Geschäftsführerin des Fachverbandes der Lebensmittelindustrie, verweist auf zusätzliche Faktoren für die Preissteigerung: Die Hersteller müssten auch die gestiegenen Kosten für Transport, Energie, Verpackung und Personal schultern, wird sie in einer Aussendung vom Mittwoch zitiert.

Preis-Verhandlungen zwischen Rewe und Mondelez

Erste Auswirkungen zeigen sich bereits in den Supermärkten. In vielen Billa-Filialen sind derzeit keine Milka-Schokoladen zu bekommen. Der Grund sind Preis-Verhandlungen mit dem US-Konsumgüterriesen Mondelez, zu dem Milka gehört. Auch der Schweizer Hersteller Lindt & Sprüngli hat bereits Preiserhöhungen wegen der stark gestiegenen Kakaopreise angekündigt. 

Bauern haben bisher wenig davon

Fairtrade-Geschäftsführer Kirner ist über die hohen Preise für Rohkakao nicht glücklich: "Die Preisaufschläge wirbeln den Markt komplett durcheinander. Das ist für niemanden gesund." Bei den Bauern ist von den Preiserhöhungen bisher nicht viel angekommen. Das liegt daran, dass in den Hauptanbauländern Ghana und Elfenbeinküste - die für 60 Prozent des weltweiten Anbaus verantwortlich sind - der Kakaopreis staatlich reguliert wird. 

Für die heurige Ernte wurde er im September festgesetzt, auf rund 1.500 Euro pro Tonne, also 6.000 Euro weniger als der aktuelle Preis an den Rohstoffbörsen. Zuletzt wurden Anhebungen um bis zu 50 Prozent angekündigt.

Ernterückgänge

Die Ernte ist im vergangenen Jahr, auch wegen den Folgen des Klimawandels, stark zurückgegangen. "Die Regenmuster verändern sich, El Nino hat das noch verschärft", sagt Kirner. Die Anbaubereiche würden sich immer weiter nach Süden verlagern. Weil die Preise über Jahrzehnte auf niedrigem Niveau verharrten, seien auch viele Bauern aus dem Anbau ausgestiegen. 

Schokolade wird bald empfindlich teurer

Fairtrade-Geschäftsführer Hartwig Kirner

Die Preisexplosion habe auch dazu beigetragen, dass Kakao derzeit im großen Ausmaß geschmuggelt wird, sagt der Fairtrade-Geschäftsführer: "Die Genossenschaften bekommen ihre Ware nicht mehr und können ihre Verträge nicht efüllen." Die Preisaufschläge würden auch dazu führen, dass auch in anderen Regionen, etwa in Ecuador, massiv in den Ausbau investiert werde. Steigen die Mengen wieder an, könnten die Preise wieder in den Keller gehen, sagt Kirner.

Mindestpreis und Prämie

Fairtrade unterstützt Kakao-Bauern mit einem garantierten Mindestpreis und einer Fairtrade-Prämie von 20 Prozent. Die Genossenschaften verwenden das Geld, etwa in klimaresilientere Pflanzen oder Trockenanlagen zu investieren. "Wir unterstützen sie auch bei der Erfüllung gesetzlicher Anforderungen", sagt Kirner. 

Bis zum Jahresende müssen etwa wegen der bereits in Kraft getretenen EU-Entwaldungsverordnung Geokoordinaten erfasst werden. Auch das vor kurzem beschlossene Lieferkettengesetz stellt Bauern und Unternehmen vor neue Anforderungen. 

Fairtrade-Umsätze trotz Teuerung gestiegen

Die hohe Inflation hat dem Fairtrade-Absatz in Österreich im vergangenen Jahr wenig anhaben können. Die Umsätze stiegen um 12 Prozent auf 663 Mio. Euro. Der Absatz von Fairtrade-Kakaobohnen stieg um 13 Prozent auf 9.690 Tonnen. Im vergangenen Jahr gab es zahlreiche neue Listungen im Handel. 

663 Mio. Euro
wurden 2023 in Österreich mit Fairtrade-Produkten umgesetzt

12 Prozent
Betrug die Steigerung im Vergleich zum Vorjahr, als 592 Mio. Euro umgesetzt wurden

Die größten Zuwächse gab es bei Orangensaft (20 Prozent), Kakaobohnen (13 Prozent) und Rosen (8 Prozent). Rohkaffee, Bananen und Rohrzucker blieben in etwa konstant. Der Absatz von Fairtrade-Baumwolle ging wegen des Ausfalls einer Verkaufsaktion um 11 Prozent zurück. 

79,3 Mio. Dollar
flossen den Produzentenorganisationen durch den Verkauf von Fairtrade-Produkten in Österreich im vergangenen Jahr zu 

Bei Rohkaffee, der im vergangenen Jahr ebenfalls starke Preissteigerungen verzeichnete, blieb der Absatz mit einem geringfügigen Zuwachs von 0,2 Prozent weitgehend konstant. Das zeige die Resilienz von Fairtrade-Produkten in Österreich, sagt Kirner. Nachhaltigkeit habe in Österreich einen großen Stellenwert. 

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