Mehr Tierwohl sorgt für weniger Absatz
Laut Umfragen sind die Konsumenten bereit für Tierwohl mehr Geld auszugeben. Allerdings haben diese Umfragen wenig mit dem tatsächlichen Kaufverhalten zu tun. Egal ob es sich um Fleisch von Puten, Hühnern oder Schweinen geht.
Das belegen die aktuellen Probleme der Putenzüchter in Österreich. Deren Absätze brechen ein. Laut dem Obmann der Geflügelwirtschaft, Markus Lukas, stehen mehrere Betriebe kurz vor dem Zusperren.
Sparprogramm
Die Konsumenten würden in Krisenzeiten „preissensibler einkaufen“, lautet die Erklärung von Bauernbundpräsident Georg Strasser. Dazu kommt, dass der Verzehr von Putenfleisch in den vergangenen Jahren insgesamt gesunken ist. Derzeit gibt es in Österreich rund 200 Familienbetriebe, die Puten züchten.
Putenfleisch von heimischen Betrieben ist um 30 bis 50 Prozent teurer als die Ware aus dem Ausland. Der Grund dafür sind höhere Standards beim Tierwohl. Bereits 2005 wurden in Österreich die Haltungsbedingung für Puten deutlich verschärft. Es dürfen seither weniger Tiere pro Quadratmeter gehalten werden als in anderen EU-Ländern. Dadurch ist auch gelungen, den umstrittenen Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung um 65 Prozent zu reduzieren.
Eine geringere Besatzdichte bei den Tieren bedeutet allerdings auch höhere Preise. Intensivtierhaltung ist nun mal billiger.
Trotzdem ist es in den vergangenen Jahren gelungen, den Marktanteil der in Österreich aufgezogenen Puten deutlich von einst 32 Prozent auf 48 Prozent anzuheben. Der Grund dafür war vor allem der Lebensmitteleinzelhandel. Die dort verkauften Puten kommen zu 60 Prozent aus Österreich. Das ergab ein Marktcheck der Geflügelwirtschaft. Die Handelskette Billa verkauft ausschließlich Putenfleisch aus Österreich.
Großhandel
Im Großhandel sind es lediglich acht Prozent. Strasser sieht daher den „Großhandel am Zug“. Im Onlinehandel mit Puten komme es immer wieder vor, dass die vorgeschriebenen Herkunftsbezeichnungen fehlen.
Anders als in der Schweiz muss die Herkunft der Lebensmittel in der Gastronomie in Österreich nicht deklariert werden. Die Gäste wissen nicht, woher das Fleisch kommt, das am Teller liegt. Die Gastronomie lehnt eine Kennzeichnungspflicht nach wie vor strikt ab.
Für Aufregung in der Öffentlichkeit hat zuletzt ein Hühnermastbetrieb in der Steiermark gesorgt. Es gibt Videoaufnahmen von toten Hühnern, die bereits im Sommer gemacht worden sind und nun veröffentlicht wurden. Der Betrieb bleibt vorerst gesperrt.
Der eigentliche Grund, warum es in der EU eine verpflichtende Herkunftsbezeichnung für Fleisch im Lebensmittelhandel gibt, ist der BSE-Skandal. Mitte der 90er-Jahre war wegen des sogenannten Rinderwahnsinns bei Tieren in Großbritannien der Rindfleischabsatz in der EU massiv eingebrochen.
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