Die zunehmende Regulierung hat Auswirkungen auf die Börsen der Volksrepublik. So wurde etwa, nachdem Online-Nachhilfe während der Pandemie boomte wie kaum eine andere Sparte in China, eine Reform des privaten Bildungssektors angekündigt, wodurch darauf spezialisierte Unternehmen künftig weder an die Börse gehen, noch Gewinne erzielen dürfen.
Das Bildungsunternehmen New Oriental hat deswegen innerhalb weniger Tage rund 75 Prozent seines Werts an der Hongkonger Börse eingebüßt. Der Hang-Seng-Index in Hongkong sackte seit Ende Juli um dreieinhalb Prozent nach unten, ebenso wie der die 300 größten börsennotierten Unternehmen des Festlands beinhaltende CSI-300-Index.
Stark getroffen ist auch der größte Konzern Chinas, der Software-Riese Tencent. Das auf soziale Medien und Videospiele fokussierte Unternehmen wird von der Regierung hart in die Mangel genommen: Gleich um sechs Prozent gaben die Papiere von Tencent am 3. August nach, weil Chinas Präsident Xi Jinping dessen Produkte offiziell als "spirituelles Opium" bezeichnet hatte.
Vor wenigen Tagen wurde zudem bekannt, dass die Staatsanwaltschaft in einem Stadtteil Pekings Klage erhob, weil der Jugendschutz-Modus von Tencents allumfassender Social-Media-App WeChat nicht den behördlichen Vorgaben entsprechen würde.
Die Konzentration von Reichtum und Marktmacht auf einigen wenigen Großkonzernen scheint der Regierung ein Dorn im Auge zu sein. Die Tech-Industrie soll in China künftig wieder stärker von staatlichen Fördergeldern abhängig – und somit steuerbarer sein.
"Chinesische Internetunternehmen machen mehr als ein Drittel des MSCI China Index aus", erklärt Alastair Campbell, Fondsverantwortlicher bei Aegon Asset Management. Zwar dürften deren Gewinne in den nächsten beiden Jahren sinken, so Campbell, der langfristige Ausblick sei aber für viele dieser Unternehmen nach wie vor sehr positiv. Trotz kurzfristiger Volatilität.
Spannend bleibt, was mit in den USA gelisteten chinesischen Unternehmen, sogenannten American Depositary Receipts (ADRs), passiert. "Für die Zukunft erwarten wir, dass sie nach und nach von den US-Börsen genommen und in Hongkong neu gelistet werden", sagt Juliana Hansveden, Portfoliomanagerin des Fonds Nordea Emerging Stars Equity. "Wir sind vorsichtig, wenn es um weitere Investitionen in chinesische ADRs geht, da sowohl die US- als auch die chinesischen Aufsichtsbehörden sie verstärkt im Blick haben."
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