Es mag der Regierung in Peking bei ihren Angriffen auf Alibaba, Tencent und Co. vor allem darum gehen, wieder mehr Kontrolle über die eigene Technologiebranche zu erlangen. Die plötzlichen Kursabstürze der Großkonzerne haben aber auch dazu geführt, dass etliche Milliardäre innerhalb kürzester Zeit große Anteile ihres Vermögens verloren haben.
Aus Sicht der Machthabenden in Peking dürfte das mehr als nur ein positiver Nebeneffekt gewesen sein, waren es doch in den vergangenen Jahren vor allem Superreiche, die es gewagt hatten, wirtschaftspolitische Vorschläge oder gar vorsichtige Kritik an der chinesischen Regierung zu äußern.
Das wohl bekannteste Beispiel für einen Multimilliardär, der sich zu viel erlaubt hatte, ist Ma Yun, genannt "Jack" Ma. Der 56-Jährige galt lange Zeit als Aushängeschild einer neuen Generation chinesischer Unternehmer, er war beispielsweise der erste Festland-Chinese, der je das Cover des US-Wirtschaftsmagazins Forbes zierte.
Im Oktober des vergangenen Jahres hatte der Alibaba-Gründer sich jedoch zu weit aus dem Fenster gelehnt, als er mehrfach und ungewöhnlich scharf Kritik am heimischen Wirtschaftssystem geäußert hatte.
Seither tritt Ma kaum mehr öffentlich in Erscheinung, die Behörden verweigerten dem milliardenschweren Finanzdienstleister Ant Group, einer Alibaba-Tochter, zudem den Gang an die Börse. Mas Privatvermögen schrumpfte um ca. 13 Milliarden Dollar.
Auch Ma Huateng, der Gründer des größten chinesischen Unternehmens Tencent, bleibt von dem regulatorischen Sturm, dem sich sein Konzern seit knapp zwei Monaten ausgesetzt sieht, nicht verschont. Seit Anfang Juli verlor der 49-Jährige knapp ein Viertel seines Vermögens, nämlich 12 Milliarden Dollar, vor allem durch den Wertverlust seiner Tencent-Aktien.
Dabei hat sich der Mann, der auf den Spitznamen „Pony“ hört, eigentlich noch keine verbalen Ausrutscher gegenüber der Regierung geleistet, er lebt weitestgehend zurückgezogen auf seinem Anwesen in Hongkong. Aber: Der Multi-Milliardär führt das wichtigste und einflussreichste Unternehmen des Landes – und das, ohne die steilen Stufen der kommunistischen Partei erklommen zu haben.
Das scheint den Regierenden in Peking gereicht zu haben. Denn die Angriffe sollen vor allem zeigen, dass die Macht in China alleine vom Staat ausgeht.
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