Warenhauskette Galeria: Dritte Pleite in knapp vier Jahren

Warenhauskette Galeria: Dritte Pleite in knapp vier Jahren
Die Insolvenz des Mutterkonzerns stürzt die deutsche Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof ins Verderben. Das Handelshaus sucht nun einen neuen Eigentümer, der ihm finanziell unter die Arme greift.

Der Zusammenbruch des Immobilien- und Handelskonzerns Signa des Tiroler Investors René Benko sprengt alle Grenzen. Nach bereits neun Pleiten in Österreich mit rund elf Milliarden Euro Verbindlichkeiten musste nun auch die deutsche Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof (15.000 Mitarbeiter, 92 Filialen) beim Amtsgericht Essen antreten und einen Insolvenzantrag stellen. Das ist bereits der dritte Insolvenzantrag der Signa-Tochter seit 2020.

„Galerias operativer Erfolg wird durch die Rahmenbedingungen der alten Eigentümerstruktur belastet. Wir sehen in dem heutigen Tag ausdrücklich einen Befreiungsschlag“, erklärte Galeria-Chef Olivier van den Bossche am Dienstag. „Die Insolvenzen der Signa-Gruppe schädigen Galeria massiv, behindern das laufende Geschäft und schränken durch hohe Mieten und teure Dienstleistungen die künftige Entwicklungsmöglichkeit stark ein.“ Das Galeria-Management versucht nun das Handelshaus von Signa abzukoppeln und forciert einen Eigentümerwechsel.

"Zerschlagung ist nicht Ziel"

„Gespräche mit potenziellen Investoren sind bereits angelaufen“, heißt es aus dem Unternehmen. „Erste Gespräche haben gezeigt, dass das Warenhausgeschäft von Galeria in deutschen Innenstädten und Einkaufsmetropolen nach einem solchen Befreiungsschlag hoch attraktiv ist.“ Ziel sei die Fortführung von Galeria. Indes ist die Höhe der aktuellen Schulden (noch) nicht bekannt.

Doch diesmal hat Galeria kein Schutzschirmverfahren in Eigenverwaltung, sondern ein sogenanntes Regelinsolvenzverfahren beantragt. Dafür wurde vom Gericht der vorläufige Insolvenzverwalter bestellt. Die Geschäftsführer bleiben in diesem Verfahren zwar im Amt, aber alle Geschäfte und Vermögensverfügungen bedürfen der Zustimmung des vorläufigen Insolvenzverwalters. Werden die Verfahrensbedingungen wie der Insolvenzplan und die Kostendeckung erfüllt, wird das Verfahren auch eröffnet.

„Das Management hat bereits viel erreicht und wird deshalb den Sanierungsprozess mit mir im Team führen“, erklärte Anwalt Stefan Denkhaus, der vorläufige Insolvenzverwalter. „Wir werden gemeinsam daran arbeiten, […] Galeria als Unternehmen zu erhalten. Eine Zerschlagung ist ausdrücklich nicht Ziel des Verfahrens.“

Zahlungsausfall?

Die neuerliche Insolvenz hat sich schon lange abgezeichnet. So hat die mittlerweile insolvente Signa Holding im Zuge eines Schutzschirmverfahrens im Frühjahr 2023 zugesagt, insgesamt 200 Millionen Euro in mehreren Tranchen zur „zweiten Sanierung“ beizutragen. Die ersten 50 Millionen Euro würden im Februar fällig werden.

Diese Zahlung wird wohl die insolvente Signa Holding nicht mehr durchführen können. Zugleich hatte die Schweizer Signa Retail Selection AG, zu der Galeria über mehrere Zwischengesellschaften gehört, angekündigt, dass sie ihr Geschäft geordnet liquidiert. Was nichts anderes bedeutet, dass die Vermögenswerte, so auch die Galeria-Kette, wenn möglich abverkauft werden.

So wird die thailändische Central Group als möglicher Interessent gehandelt, die schon bei der KaDeWe-Group, der Schweizer Globus-Kette und bei Selfridges in Großbritannien Signas Joint-Venture-Partner ist.

Zahlreiche Schließungen

Im Vorjahr hat Galeria die endgültige Schließung von 40 Filialen in Angriff genommen. Die vorerst letzten 18 Filialen davon werden im Laufe dieses Jänners zusperren. Galeria betreibt aktuell 92 Warenhäuser – nur 60 sollen profitabel sein. Was die neuerliche Insolvenzanmeldung für die Beschäftigten bedeutet, lässt sich noch nicht abschätzen. Es dürften aber weitere Jobs gestrichen werden. Während der ersten beiden Insolvenzverfahren hatte die Bundesagentur für Arbeit den Galeria-Beschäftigten drei Monate lang Insolvenzgeld gezahlt. Das wird auch diesmal der Fall sein. In den vorigen Insolvenzverfahren hatten die Gläubiger von Galeria auf rund drei Milliarden Euro Forderungen verzichtet, um der Kette wieder auf die Beine zu helfen. Auch der deutsche Staat stellte über einen Fonds insgesamt 680 Millionen Euro zur Verfügung.

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