Streik fix, Hunderte Flüge gestrichen: Die Forderungen des AUA-Personals
Nun ist es fix: Das Boardpersonal der Austrian Airlines wird streiken. Und zwar von Donnerstag 0 Uhr bis Freitag 12 Uhr. 400 Flüge wurden vorsorglich gestrichen, 50.000 Passagiere sind betroffen.
Bei den Kollektivvertragsverhandlungen kam es auch heute zu keiner Lösung. Die Gewerkschaft vida bestätigt den Streik am Dienstagnachmittag.
Wie AUA-Sprecherin Sophie Matkovits dem KURIER bestätigte, wurde auch heute, Dienstag, nicht verhandelt.
"Nach gesamt 17 Verhandlungsrunden wollen die Gewerkschaft vida und der Betriebsrat Bord weiterhin nicht über unser Angebot von einem Plus bis zu 18 Prozent für Flugbegleiter und Piloten, für Co-Piloten sogar bis zu 28 Prozent sprechen. Mit dem Angebot hat sich das Unternehmen bereits über die wirtschaftlich darstellbare Schmerzgrenze bewegt.
Seit vergangenen Sonntag haben keine weiteren Gespräche stattgefunden, die Arbeitnehmer-Vertreter haben sich somit gegen eine gemeinsame Lösungsfindung entschieden", sagt AUA-Sprecherin Sophie Matkovits. "Wir können unsere Fluggäste nicht bis zur letzten Minute in der gewerkschaftlichen Verunsicherung lassen. Deshalb musste soeben entschieden werden, die rund 400 Flüge im Zeitraum von 28. März, 00:00 Uhr und 29. März, 12 Uhr zu streichen. Die rund 50.000 betroffenen Fluggäste werden von uns proaktiv informiert. Weiters werden Fluggäste gebeten, ihren Flugstatus auf der Webseite austrian.com zu überprüfen."
Und weiter heißt es: "Seitens des Unternehmens wird alles unternommen, um die Unannehmlichkeiten für die Fluggäste so gering wie möglich zu halten. Wir entschuldigen uns bei unseren Gästen für die Unannehmlichkeiten. Wir hoffen, dass die Gewerkschaft und der Betriebsrat nach dem Streik zur Vernunft kommen und behalten uns vor, unser Angebot bis dahin zu revidieren. Der entstandene, finanzielle Schaden von mittlerweile 24 Millionen Euro ist enorm, davon entfallen 15 Millionen Euro auf den bevorstehenden Streik und 9 Millionen auf die Betriebsversammlungen."
Flüge werden umgebucht
"Alle Fluggäste werden zum nächstmöglichen Flug umgebucht. Der Gast kann sich gegen eine Flugumbuchung entscheiden, den Flug stornieren und refundieren lassen. Seit dem Wochenende ist es zudem möglich, online auf unserer Website selbstständig den Flug kostenlos auf Flüge von den Airlines der Lufthansa Group umzubuchen oder zu stornieren.", so die AUA
Die Gewerkschaft
Die Gewerkschaft vida gibt sich jedenfalls weiter kämpferisch. „Wir wollen nicht streiken, die AUA treibt uns in den Arbeitskampf“, sagte vida‐Gewerkschafter Daniel Liebhart im „Ö1‐Frühjournal“. „Wir sind jederzeit verhandlungsbereit, bei uns im ÖGB gibt es einen Raum, dort steht: Reserviert für KV-Verhandlungen der Austrian Airlines“, sagte vida-Gewerkschafter Daniel Liebhart am Montag zum KURIER. „Wir haben der AUA mitgeteilt, dass sie nur herkommen müssen.“ Die Gewerkschaft habe sich bereits bewegt und sei auf die AUA zugegangen. Es spießt sich aber an den Zahlen.
Die Gewerkschaft vida fordert für sogenannte Purser 1, sprich leitende Flugbegleiter, eine Erhöhung von 16,94 Prozent bis 27,28 Prozent, für Flugbegleiter zwischen 19,4 und 26,04 Prozent sowie für Co-Piloten eine Gehaltssteigerung zwischen 37,20 Prozent und 49,48 Prozent. Oder anders gesagt: Ein Copilot im ersten Dienstjahr verdient heute knapp 68.500 Euro brutto und soll künftig 99.800 Euro kassieren. Co-Piloten mit 29 Dienstjahren erhalten heute 112.400 Euro und sollen künftig 161.900 Euro bekommen.
"Bei den ausländischen Airlines lag die Erhöhung der Mindest-Kollektivvertrags-Gehälter im Schnitt bei 9,52 Prozent", sagt ein Branchenkenner.
Urlaub und Unterbringung
Insgesamt sollen die Bord-Dienstnehmer in den ersten fünf anrechenbaren Dienstjahren 35 Kalendertage Urlaub erhalten, ab den sechsten Dienstjahr 42 Kalendertage. Ab dem 25. Dienstjahr soll das Bordpersonal auch noch einen jährlichen Sonderurlaub zwischen vier und acht Tagen erhalten.
Für die Crew-Hotels fordern die Belegschaftsvertreter im Rahmen einer Betriebsvereinbarung unter anderem die Einnahmemöglichkeit von Mahlzeiten rund um die Uhr, Kühlmöglichkeiten für Lebensmittel, keine Durchgangstüren zu anderen Zimmern sowie einen Pool und Fitnessbereich. Außerdem soll die Lage der Hotels bei Wartezeiten bis 12 Stunden in der Nähe des Flughafens sein, ansonsten im Stadtzentrum. Außerdem soll der Betriebsrat von Anfang an in die Evaluierung und Auswahl der Crew-Hotel eingebunden werden.
Zusätzliche Abfertigungen
Auch bei den Abfertigungen soll es eine Sonderregelung geben. Die Höhe der Abfertigung bei Tod oder bei unverschuldeten Lizenzverlust soll zusätzlich zur gesetzlichen Abfertigung nach zehn Dienstjahren 30 Monatsbezüge betragen, nach 19. Dienstjahren 36 Monatsbezüge und nach 24 Dienstjahren 39 Bruttomonatsbezüge.
Das sagt der vida-Chef
Die Gewerkschaft vida gibt sich kämpferisch. „Die AUA-Beschäftigten erbringen Premium-Leistungen, werden aber wie Billig-Airliner entlohnt“, sagt vida-Chef Roman Hebenstreit zum KURIER. „Die Einkommensunterschiede zum Lufthansa-Niveau betragen über 40 Prozent. Wir müsse diese Unterschiede ausgleichen, sonst verkommt die AUA zur Billig-Airline im Konzern.“ Nachsatz: „Es kann nicht sein, dass die rot-weiß-rote Heckflosse an einem Flugzeug entscheidet, ob man 40 Prozent niedrigere Löhne akzeptieren muss oder nicht.“
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