Am Freitag ist Tag der Entscheidung beim Lkw-Bauer MAN in Steyr. An diesen Tag wird Investor Siegfried Wolf der MAN-Belegschaft (1.904 Mitarbeiter) seine Pläne für die Zukunft des Werks präsentieren. Wie der KURIER berichtete, will Wolf rund 1.250 Mitarbeiter übernehmen und in Kooperation mit der russischen Autobauer GAZ des Oligarchen Oleg Deripaska Kleintransporter bis 3,5 Tonnen und Elektro-Busse in Steyr produzieren.
Jenen Mitarbeitern, die übernommen werden, wird der Nettolohn um bis zu 15 Prozent gekürzt. Sie erhalten aber 10.000 Euro Übernahme-Prämie. Neu ist auch, dass Wolf der Belegschaft zehn Prozent Gewinn ausschütten will. In der MAN-Belegschaft wird dieser D-Day mit gemischten Gefühlen erwartet.
Klappt der Deal mit Wolf nicht, droht dem Werk das Aus. „Ich habe nie gesagt, dass ich gegen das Projekt von Wolf bin. Ich habe immer gesagt, es ist schlüssig, natürlich gibt es Unsicherheiten“, sagt MAN-Betriebsrat Erich Schwarz zum KURIER. „Sigi Wolf sagt, es wird angestrebt 1.250 Mitarbeiter zu übernehmen, er sagt nicht, dass das garantiert ist.“
Außerdem befürchtet der Gewerkschafter, dass die US-Sanktionen bei der Kooperation mit dem russischen Autobauer GAZ auf das Werk in Steyr durchschlagen könnten.
Knackpunkt könnten die Dutzenden Betriebsvereinbarungen sein, die zustimmungspflichtig sind. „Die wird man regeln müssen. Die wird sich Herr Wolf nicht aussuchen können“, sagt Schwarz. „Da haben wir einen Dissens, bei der einen oder anderen Betriebsvereinbarung brauchen wir eine Einigung. Er kann sich nicht nur die Rosinen herauspicken.“
Keine Jobgarantie
„Siegfried Wolf übernimmt 1.250 Mitarbeiter, aber eine Arbeitsplatzgarantie gibt es keine“, sagt Wolfs Sprecher Josef Kalina zum KURIER. Er fügt hinzu, dass Wolf auch 160 Lehrlinge übernimmt. Indes sollen bis zum Auslaufen der MAN-Lkw-Produktion Ende 2022 insgesamt 624 Mitarbeiter in Steyr abgebaut werden.
Dazu kommen noch rund 100 Mitarbeiter, die durch die „natürliche Fluktuation“ abhandenkommen und weitere 130 Mitarbeiter werden erweiterte Altersteilzeit-Regelungen in Anspruch nehmen.
Unterm Strich bleiben Wolf am Ende nur noch 1.050 Mitarbeiter. Oder anders gesagt: Er benötigt eigentlich zusätzlich 200 Mitarbeiter.
„Herr Wolf hofft daher, dass viele Mitarbeiter den Sozialplan nicht annehmen werden. Es ist ganz klar, dass er die Leute braucht“, sagt Kalina. „Er hofft auch auf eine breite Zustimmung der Belegschaft zu seinen Plänen.“
Closing Ende Mai
Bereits ab Sommer will Wolf die Vorbereitungen für Produktionsstraßen für die neuen Transporter und E-Busse anlaufen lassen. „Die Fertigungsstraßen werden neu organisiert und da wird man neue Betriebsvereinbarungen abschließen müssen“, sagt sein Sprecher. Wolfs Firma WSA werde bis zur Rechtskraft der Verträge („Closing“) Ende Mai die Vereinbarungen auf neue Beine stellen. Bis dahin soll eine entsprechende Vereinbarung zwischen WSA, MAN und dem Betriebsrat vorliegen.
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