Zunächst zum Burj Khalifa: Die Glasfront des mit knapp 830 Metern höchsten Gebäudes der Welt stammt vom niederösterreichischen Konzern Lisec, das Stahlfundament dagegen von der voestalpine.
Für die Überdachung waren Waagner-Biro mit Sitz in Wien und Unger Stahlbau mit Sitz im burgenländischen Oberwart zuständig. Auch das Heizungs- (Ecotherm) und Rohrsystem (Austrian Tech GmbH), sowie die Leitungen (Herz GmbH), Garagen (SKIDATA), Beleuchtung (Zumtobel) und die Toiletten (Gemperit) gehen auf österreichische Konzerne zurück.
Zwar haben heimische Unternehmen im vergangenen Jahr um 14,6 Prozent weniger in den VAE investiert als noch vor der Corona-Krise, trotzdem bleibt das Königreich auf Platz sieben der wichtigsten Investitionsziele. Exakt 150 Austro-Betriebe haben sich inzwischen in der Wüste niedergelassen, deutlich mehr sind über Vertreter oder Importeure in der Region aktiv.
In erster Linie ist hier natürlich die OMV zu nennen. Das größte Unternehmen Österreichs ist schon seit einigen Jahren eng mit den Emiraten verwoben: Mubadala, die Staatsholding der VAE, hält knapp 25 Prozent an der OMV, die wiederum seit 2019 mit 15 Prozent an ADNOC beteiligt ist, dem staatlichen Ölkonzern der Emirate.
Brücken, Tunnel, Medizin
Doch auch abseits der offensichtlichen Branchen spielt sich einiges ab: Der Wiener Gesundheitskonzern VAMED, der einst als voestalpine-Tochter eigens für die Errichtung und Inbetriebnahme des Wiener AKH gegründet wurde, betreibt mehrere private Krankenhäuser in der Region. Das Al Reem Health Care Center in Abu Dhabi steht kurz vor der endgültigen Eröffnung, neben einem Akutkrankenhaus inklusive einer Long-Covid-Station entsteht dort ein hochmodernes Rehazentrum.
Die Emirate bleiben aber vor allem für Infrastrukturbetriebe das reinste Auftrags-Eldorado. So baute die Strabag schon 2006 an der bekannten Sheikh Khalifa Brücke in Abu Dhabi. Auch am Tiefwasserhafen der Hauptstadt, der seit 2012 den gesamten Containerverkehr der VAE abwickelt, war die Strabag federführend beteiligt.
Auch Konkurrent Porr ist inzwischen in der Wüste angekommen. Seit 2018 arbeitet der Wiener Baukonzern an einem riesigen Tunnelprojekt in Dubai, durch das in Zukunft rund 40 Prozent des Stadtgebiets entwässert werden und das Wasser zu einem Pumpwerk geleitet werden soll. Der größte Porr-Auftrag bis dato brachte satte 300 Millionen Euro.
Die "Louvre-Krise"
Doch die millionenschweren Geschäfte im Nahen Osten bergen auch ein gewisses Risiko. Der Stahlbauer Waagner-Biro kann davon ein Lied singen: Beim prestigeträchtigen Louvre-Museum in Abu Dhabi lieferten die Wiener die Kuppel – eine architektonisch beeindruckende Konstruktion mit einem Durchmesser von 178 Metern.
Doch die Kosten überstiegen das Projektbudget deutlich, die Nachverhandlungen gestalteten sich zäh, es wurde heftig gefeilscht. Letztlich verweigerten die Emiratis die Zahlung – und Waagner-Biro meldete Insolvenz an.
Trotzdem bleiben die meisten rot-weiß-roten Deals in den VAE lukrativ. Bei der Weltausstellung, die am 1. Oktober in Abu Dhabi beginnt, werden mit Sicherheit weitere beschlossen werden.
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