Visionär, Narzisst, "kiffender" Autist? Elon Musk wird 50
"Glauben Sie, dass ich verrückt bin?" Diese Frage soll Elon Musk einst in einem teuren Fischrestaurant im Silicon Valley seinem Biografen Ashlee Vance gestellt haben. Im Netz ist sie inzwischen zum geflügelten Wort geworden, weil der Hörbuch-Anbieter Audible damit auf dem Videoportal Youtube aggressiv geworben hatte. Dass Audible sogar im deutschsprachigen Raum von seinen mehr als 200.000 angebotenen Hörbüchern ausgerechnet Musks Biografie als das Interessanteste erachtete, zeigt die Strahlkraft dieses Mannes.
Elon Musk wird am Montag 50 Jahre alt. Wenn man ehrlich ist, würde man den vielleicht reichsten Menschen der Welt sowohl optisch als auch von seinem Verhalten her jünger einschätzen. Doch bei all den Anekdoten, die über Musk in den Medien kursieren, müsste er eigentlich weit jenseits der Hundert sein.
Meist hilft es, seinen schillernden, bisweilen sogar erratischen Charakter greifbar zu machen, indem man ein paar von ihnen erzählt.
Wie einst Steve Jobs
Beginnen wir mit den Anekdoten über den Unternehmer Musk, die ganz sicher wahr sind: Dass er bei einem PR-Event seines Raumfahrtunternehmens SpaceX einen Tesla-Sportwagen zu David Bowies 60er-Jahre-Hit "Space Oddity" ins All geschossen hat, zum Beispiel (er umkreist immer noch die Erde). Oder dass er sein 2016 gegründetes, auf den Tunnelbau spezialisiertes Infrastrukturunternehmen "The Boring Company" ("die langweilige Firma") genannt hat.
Mit seinen bizarren, aber durchaus unterhaltsamen Auftritten hat sich Musk über die Jahre eine Anhängerschaft geschaffen wie zuvor vielleicht nur Apple-Gründer Steve Jobs. Musk spricht die Sprache und trifft den Humor der Jugend, trotzdem ist er mega-erfolgreich. Von Millionen Menschen weltweit wird er dafür als Visionär, zuweilen sogar als eine Art Prophet, gefeiert. Was Musk lobt, wird gekauft, was er kritisiert, wird geächtet.
Dekadent und "kiffend"
Doch es gibt auch die andere Seite der Medaille: Die Geschichten, die andere über den gebürtigen Südafrikaner erzählen. So unterstellte ein anonymer ehemaliger Vertrauter Musk kürzlich "ein hohes Maß an dekadentem Verhalten". Beispielhaft dafür: Die Bodenmarkierungen in einigen Tesla-Werken sollen nur deshalb in unterschiedlichen Grautönen aufgetragen worden sein, weil Musk die Farbe Gelb nicht mag.
Dazu sagte eine ehemalige Managerin 2018: "Wenn Elon etwas nicht mochte, war man automatisch besorgt – denn das konnte einen jederzeit den Job kosten." Die grauen Markierungen sollen zu einer erhöhten Zahl an Verletzungen bei Werksarbeitern geführt haben.
Zudem sollen sich Tesla-Vorstandsmitglieder besorgt über Musks regelmäßigen Drogenkonsum geäußert haben, selbst Ex-Siemens-Chef Joe Kaeser nannte den Milliardär im vergangenen Jahr einen "kiffenden Kollegen". Der Konsum von Cannabis ist in Kalifornien wohlgemerkt völlig legal.
Elon, Grimes und X
Der dreifach geschiedene Musk ist seit 2018 mit der 33-jährigen kanadischen Pop-Sängerin Grimes zusammen. Das Paar hat auch einen gemeinsamen Sohn, der den skurrilen Namen X Æ-A-12 trägt. Über die Aussprache gibt es bisher von beiden Elternteilen unterschiedliche Angaben.
185 Milliarden Dollar
soll Elon Musks Vermögen im Jänner 2021 wert gewesen sein, mehr als jenes des Amazon-Gründers Jeff Bezos, bis dahin der reichste Mensch der Welt – und fast doppelt so viel, wie das Bundesland Wien jährlich erwirtschaftet. Doch solche Schätzungen sind mit Vorsicht zu genießen, Musks Vermögen schwankt schließlich täglich im Einklang mit dem Kurs der Tesla-Aktie.
Drei Pässe
Musk ist südafrikanischer, kanadischer und US-amerikanischer Staatsbürger.
Die Macht seines Wortes
Das Faszinierende an Musks erratischem Verhalten ist, dass man es in den sozialen Netzwerken live mitverfolgen kann. Gerade auf Twitter ist der fünffache Firmenchef sehr aktiv, vor allem zu sehr später (oder sogar schon früher) Stunde.
An den Auswirkungen seiner Tweets zeigt sich die wahre Macht von Elon Musk. So schickte er den Tesla-Kurs im Mai 2020 mit der simplen Nachricht "der Tesla-Aktienpreis ist meiner Meinung nach zu hoch" auf Talfahrt: Ein Minus von zwölf Prozent und knappen 13 Milliarden Dollar Börsenwert waren die Folge, Tausende Menschen verloren über Nacht Teile ihres Vermögens. Seitdem muss der Exzentriker jeden Tweet, in dem Tesla erwähnt wird, vorab vom Aufsichtsrat absegnen lassen.
Musks neuestes Twitter-Projekt ist die als Scherz gestartete Kryptowährung Dogecoin, für die er regelmäßig kräftig wirbt und immer wieder Investitionen in den Raum stellt. Zwar ist Dogecoin immer noch ein kleines Licht am Krypto-Himmel, doch der Wert dieser digitalen Münze ist seit Februar von einem knappen Cent auf zwischenzeitlich 57 Cent Ende Mai angestiegen.
Ist Elon Musk Autist?
Auch politisch ist Musk nur schwer zu fassen. Einerseits wirbt er lauthals für das bedingungslose Grundeinkommen und eine -Steuer, andererseits vertritt er meist klassisch neoliberale Positionen. Zudem verbreitet er gerne wilde Verschwörungstheorien – auch, aber nicht nur im Zusammenhang mit der Corona-Krise.
Warum ist Musk also so, wie er ist? Das kann er, wenn überhaupt, nur selbst beantworten. Die Anekdoten, die über die Privatperson Elon Musk erzählt werden, zeichnen zumindest ein verschwommenes Bild. Bestätigt ist, dass er in seiner südafrikanischen Heimat als Teenager Opfer schweren Mobbings wurde, als Zwölfjähriger verbrachte er sogar mehrere Tage im Krankenhaus, weil Mitschüler ihn bis zur Bewusstlosigkeit geschlagen hatten.
Mit 16 zog Musk nach Kanada, dann in die USA. Dort studierte er an der renommierten Elite-Uni Stanford – ganze zwei Tage lang, dann schmiss er hin. Um ein Unternehmen zu gründen, wie er sagt.
Die neueste Anekdote zu Elon Musk lieferte er Anfang Mai selbst: Als Gastmoderator der US-Comedyshow Saturday Night Live erklärte Musk fast beiläufig, dass bei ihm als Kind das Asperger-Syndrom, eine Sonderform des Autismus, diagnostiziert worden sei. Ob man das für bare Münze nehmen kann? Auch das kann wohl, wenn überhaupt, nur Elon Musk selbst beantworten.
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