Für die einen ist er ein Spinner, der zum David-Bowie-Klassiker „Space Oddity“ ein Tesla-Cabrio ins All geschossen hat, das nun schon seit drei Jahren die Erde umkreist. Für die anderen ist er schlicht ein unternehmerisches Genie: die Mischung aus Henry Ford und John D. Rockefeller, wie der Biograf Ashlee Vance schreibt.
Musks Firmengründungen lesen sich jedenfalls wie ein Auszug aus dem Who’s who der zukunftsträchtigsten Unternehmen der Welt: Mit PayPal revolutionierte er das Zahlen im Internet. Mit Tesla schreckte er die Autoindustrie auf und SpaceX kann als einziges Unternehmen ein Raumschiff mit großer Nutzlast wieder auf die Erde zurückbringen. Sein erklärtes Ziel: zum Mars fliegen.
Zwar ist sowohl im Dezember als auch im Februar ein Prototyp der neuen SpaceX-Rakete (Starship) explodiert, aber Aufgeben kennt Musk nicht. Soeben hat er 850 Millionen Dollar frisches Kapital für sein Weltraum-Abenteuer eingesammelt. Im November startete die erste Routinemission einer bemannten SpaceX-Rakete zur Internationalen Raumstation ISS. Und 2023 will der japanische Milliardär Yusaku Maezawa mit acht Passagieren im Starship zum Mond fliegen. Weil Maezawa und seine Gäste aber nicht landen, sondern den Mond umrunden wollen, werde die Crew „weiter kommen, als irgendein Mensch jemals von der Erde aus“ gelangt sei, schwärmt Musk schon heute.
Der in Südafrika Geborene, der nur zwei Tage an der Elite-Uni Stanford verbrachte, weil er lieber Internet-Unternehmer werden wollte, hat einen Kultstatus erreicht wie vor ihm nur Apple-Gründer Steve Jobs.
In den USA steht SpaceX im Zentrum des Musk-Kults. Auch österreichische Firmen wie Schoeller Bleckmann rühmen sich ihrer Geschäftsbeziehung zu SpaceX. Flugzeugzulieferer FACC, der seit 2009 mehrheitlich in chinesischem Besitz ist, baut seine US-Repräsentanz in Seattle aus, um der Kundschaft von SpaceX bis Boeing näher zu sein.
In Europa ist Musk vor allem mit Tesla bekannt und der Konkurrenz von VW & Co bisher meist einen Schritt voraus. Der neueste Schlag: Tesla macht sich mit der weltweit 4. „Giga-Fabrik“ bei Berlin breit. Nach den Plänen entstehen eine riesige Auto- sowie die weltgrößte Batteriefabrik. Musk investiert Milliarden in den Standort im ehemals benachteiligten deutschen Osten – mit Arbeit für zig Tausende inklusive. Die Antwort aus Wolfsburg ließ nicht lange auf sich warten: VW plant für die nächsten fünf Jahre 35 Milliarden Euro für E-Mobilität und neue Batteriewerke ein.
Klar: Wie Facebook oder Google beherrscht auch Tesla das Datengeschäft. So gut wie alles, was in und rund um das Auto geschieht, wird aufgezeichnet. Das schätzen manche Kunden, weil auf diese Weise Probleme per Software-Update aus der Ferne behoben werden können. Datenschützer sehen das kritisch.
Im Vorjahr wurde Tesla die zweifelhafte Ehre des „Big Brother Awards“ zuteil. Der Autobauer wies die Vorwürfe z. B. rund um die Aufzeichnungen der Innen- und Außenkamera in bestimmten Modellen zurück. Die Jury urteilte: Die E-Autos fänden bei „Reichen und Ökos“ Anklang, es handle sich aber um „Überwachungsanlagen auf vier Rädern“.
An der Börse interessiert das niemand. 2020 explodierte der Aktienkurs von 70 auf 900 Dollar. Das geht nicht so weiter, glaubt Raiffeisen-Chefanalyst Peter Brezinschek. Die jüngste, massive Kurskorrektur scheint ihm Recht zu geben. Tesla werde immer stärker unter Druck kommen, „je weniger -Zertifikate die Konkurrenz kaufen muss“ (siehe Artikel rechts). Und je mehr Anbieter wie VW Märkte wie China mit ihren gigantischen Stückzahlen dominieren werden.
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