Wir leben in Zeiten der Globalisierung, in der fertige Produkte meist das Ergebnis schier unüberschaubarer weltweiter Liefer- und Produktionsketten sind. Großkonzerne sollten daher genauestens kontrollieren, woher die Rohstoffe und Produkt-Teile kommen, die ihnen zugeliefert werden – möchte man meinen.
In Wahrheit werden die Kosten der eigenen Lieferkette meist niedrig gehalten, indem Konzerne beide Augen zudrücken. So rückte Apple beispielsweise erst in diesem Jahr mit der Stellungnahme heraus, dass man bei der Produktion des iPhones inzwischen keine von asiatischen Kindern hergestellten Teile mehr verwende. Die Kalifornier feierten das als Erfolg.
Nun sind vier Größen der Modewelt wegen ähnlicher Vorwürfe ins Visier der französischen Behörden geraten. Genauer: Japans größte Modemarke Uniqlo, die Pariser SMCP-Gruppe, der US-Schuhhersteller Skechers sowie der spanische Inditex-Konzern – übrigens der größte Kleidungshersteller der Welt, zu dem unter anderem die Marken Zara und Bershka gehören.
Antiterror-Ermittlungen
Ihnen allen wird vorgeworfen, auf Textilien zurückzugreifen, die in der chinesischen Provinz Xinjiang – und damit von uigurischen Zwangsarbeitern – hergestellt werden. Wie ernst es die französische Justiz meint, zeigt sich daran, dass die Ermittlungen von der Abteilung für "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" geführt werden, die Teil der nationalen Antiterror-Staatsanwaltschaft ist.
In China leben heute rund 11 Millionen Uiguren, der absolute Großteil im nordwestchinesischen Xinjiang. Ihre Kultur unterscheidet sich dabei stark von jener der Herzland-, oder "Han"-Chinesen. Fast alle Uiguren sind Muslime, zudem sprechen sie eine eigene Sprache, die mit dem Türkischen verwandt ist.
Etlichen Berichten unterschiedlicher Menschenrechtsorganisationen zufolge wird die uigurische Bevölkerungsgruppe in Xinjiang systematisch überwacht und unterdrückt. Knapp eine Million Uiguren sollen aktuell in eigens dafür errichteten Lagern "umerzogen" werden. Die chinesische Regierung bestreitet das bis heute.
Doch es gibt auch Belege dafür, dass Uiguren dazu gezwungen werden, ihre Heimat zu verlassen und in anderen chinesischen Provinzen als billige Arbeitskräfte zu dienen. Und genau unter solchen Arbeitsbedingungen sollen die Stoffe der beschuldigten Konzerne stammen.
Uniqlo bestritt die Vorwürfe am Freitag. Eigene Kontrollen hätten demnach "keinen Beweis für Zwangsarbeit oder andere Menschenrechtsverletzungen" gebracht. Sollte sich der Verdacht dennoch bestätigen, so werde man aber sofort die Zusammenarbeit stoppen.
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