Was der Verkehrsbüro-Chef von der kommenden Regierung fordert

Österreich ist ein Tourismusland. Das haben erst zuletzt die vollen Innenstädte rund um die Weihnachtsfeiertage wieder einmal bewiesen.
Und das schlägt sich auch in den Zahlen nieder: Laut dem Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo) betrug die Wertschöpfung des heimischen Tourismus im Jahr 2023 fast 30 Milliarden Euro. Das entsprach einem Anteil von 6,2 Prozent am Bruttoinlandsprodukt.
Tourismus schützen und fördern
„In Zeiten, in denen die Wirtschaft sonst schlecht läuft, haben wir hier ein Segment, das sich gut entwickelt“, sagt Martin Winkler, Vorstandsvorsitzender des Tourismuskonzerns Österreichisches Verkehrsbüro, im Gespräch mit dem KURIER.
Nicht nur die Gästezahlen stiegen im vergangenen Jahr an, auch im Hinblick auf Dauerbaustellen wie etwa dem Personalmangel in der Branche hat sich laut Winkler die Situation bereits gebessert. Diese Entwicklung gelte es zu schützen und zu fördern. Deswegen fordert Winkler von einer kommenden Regierung einen „verantwortungsvollen Umgang mit dem Tourismusland Österreich“.

Verkehrsbüro-Vorstandvorsitzender Martin Winkler
Es gehe darum, dass gerade Städtetourismus innerhalb der Bevölkerung positiv besetzt werde. Auch die Hotels der Verkehrsbüro-Gruppe haben vor allem vom letzten Quartal 2024 und der starken Nachfrage in der Vorweihnachtszeit profitiert.
Viel Potenzial im Veranstaltungstourismus
Außerdem fordert Winkler mehr Investments, etwa im Sport- und Kulturbereich, um den internationalen Tourismus weiter anzukurbeln. „Wir haben mit den Olympischen Spielen in Paris 2024 und den großen Konzerten in München gesehen, dass im Veranstaltungstourismus viel Potenzial liegt“, so Winkler.
Winkler sieht das größte Wachstum im Bereich internationaler Individualreisender, weswegen sich auch die Verkehrsbüro-Gruppe aktuell verstärkt auf diesen fokussiert. Vor allem der US-amerikanische Markt entwickle sich aktuell sehr gut und auch in Asien sieht Winkler Wachstumspotenzial, wie er sagt.
Der Tourismuskonzern Österreichisches Verkehrsbüro betreibt unter dem Geschäftszweig Hospitality Hotels mehrere eigene und Franchise-Marken, wie etwa Austria Trend, Hilton Spark oder Radisson. Vom Konzernumsatz, der im Jahr 2023 502,8 Millionen Euro betrug, entfällt ungefähr ein Drittel auf die insgesamt 29 Standorte in Wien, Salzburg, Graz, Linz, Innsbruck und Ljubljana. Die restlichen zwei Drittel des Umsatzes entfallen auf den Reisebereich, der Anbieter wie Ruefa, Eurotours oder Hofer Reisen umfasst.
Investment von 16 Millionen Euro
Und weil der internationale Gast hohe Ansprüche habe, investiere das Unternehmen stark in seine Objekte. Etwa durch ein Investment in Höhe von 16 Millionen Euro für die Renovierung des Astoria-Hotels in der Wiener Innenstadt, das im Mai 2024 wieder eröffnet hat.
Obwohl Winkler von einem „langfristigen Investment“ spricht, geht er davon aus, dass die Kosten bereits in ein paar Jahren wieder eingebracht sein werden. Das liege auch an höheren Preisen nach der Sanierung, die die Gäste aufgrund der „hohen Qualität bereit sind zu bezahlen“.
Strategische Partnerschaften mit internationalen Marken
Um die Sichtbarkeit auf dem heiß umkämpften internationalen Markt zu erhöhen, setzen die Verkehrsbüro-Hotels auf bekannte Marken aus dem Ausland. Zwei Standorte in Wien, die bisher unter dem Namen der Eigenmarke Bassena geführt wurden, laufen seit Dezember 2024 als Franchise der Marke Spark by Hilton.
Seit Kurzem besteht auch eine Partnerschaft mit dem französischen Hotelbetreiber Accor als Franchisegeber. Unter dessen Marke Tribe soll ab 2027 das Austria Trend Hotel bei Wiener Stephansdom geführt werden. Auch das Hotel Rathauspark soll ab 2026 unter dem Namen Handwritten Collection laufen.
Accors Gründungsmarke Novotel, die in Wien drei Hotels betreibt, baut ihre bereits bestehende Präsenz aus und eröffnet 2028 einen Standort in Salzburg unter Führung der Verkehrsbüro-Gruppe.

Das Hotel Astoria in der Wiener Innenstadt
Abhängigkeit von Online-Plattformen verhindern
Die Verkehrsbüro-Gruppe will dabei nicht nur vom bekannten Namen profitieren, sondern auch vom breiten Netzwerk des Hilton-Konzerns im internationalen Vertrieb. So kann das Unternehmen die Buchungszahlen steigern und gleichzeitig eine zu große Abhängigkeit von Online-Buchungsplattformen wie etwa Booking.com verhindern.
Auch die Konkurrenz in Form von Plattformen wie Airbnb sieht Winkler kritisch. Fast 15.000 Wohnungen und Zimmer in Wien werden auf der amerikanischen Website angeboten. Die Touristen, die diese buchen, seien „tendenziell oft nicht die, die dann im Gros die Wertschöpfung mit in die Stadt bringen“, sagt Winkler.
Winkler fordert "fairen Wettbewerb"
Auch die Auflagen für das Betreiben eines Hotels seien strenger als für die kurzzeitige Wohnungsvermietung. Im vergangenen Jahr wurden die Regeln für Airbnb und Co verschärft. Winkler fordert noch weitere Anpassungen: „Es sollte ein fairer Wettbewerb sein. Die Auflagen, an die wir uns halten, sollten für alle gelten. Und dann sucht sich der Gast aus, was er haben möchte.“
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