Das Jahr der Warteschlange: 2024 bescherte Wien Besucherrekorde

Im Jänner gehört Wien wieder den Wienern. Nach dem mitunter grenzwertigen Massenandrang auf die Bundeshauptstadt im Dezember ist vorübergehend etwas Ruhe eingekehrt – Stichwort Jänner-Loch.
Jetzt wäre jedenfalls eine gute Gelegenheit, den Wiener Sehenswürdigkeiten wieder einmal einen Besuch abzustatten, so ruhig wie derzeit wird es wohl für den Rest des Jahres nicht mehr. Denn 2025 dürfte 2024 von den Tourismuszahlen her um nichts nachstehen – und das abgelaufene Jahr war schon das „beste touristische Jahr aller Zeiten“, wie Wien-Tourismus-Chef Norbert Kettner zuletzt verkündete.
Die genauen Zahlen des Rekordjahres werden in den nächsten Tagen präsentiert – klar ist schon jetzt, dass auch die Top-Sehenswürdigkeiten enorm profitierten und beizeiten regelrecht überrannt wurden. Bei manchen gab es sogar Allzeit-Rekorde. Der KURIER kennt die genauen Besucherzahlen.
Rekord im Prater
An erster Stelle steht der Wurstelprater, der mit einem Plus von 200.000 Besuchern eine magische Marke knackte. „Erstmals in der langen Geschichte des Vergnügungsparks wurden 7 Millionen Besucherinnen und Besucher offiziell gezählt“, heißt es von der Prater GmbH. Dieser Bestwert sei freilich auch durch (gratis) durch den Prater flanierende Gäste zustande gekommen.
Doch auch das Riesenrad – eines der Wahrzeichen Wiens – blickt auf eines der besten Jahre seiner Historie zurück: Mit rund 830.000 zahlenden Besuchern kratzte man am Allzeithoch von 2018 (840.000).
19.000 täglich im Dom
Himmlische Höhenflüge gibt es weiterhin auch beim spirituellen und geografischen Mittelpunkt der Stadt, dem Stephansdom: Mit 6,9 Millionen Besuchern kamen laut Kirchenmeisteramt gleich um eine halbe Million mehr Menschen als 2023 (+8 Prozent) – das sind im Schnitt fast 19.000 pro Tag. Nur 2019 war der „Steffl“ noch mehr Anziehungspunkt für Besucher aus aller Welt, als 7,2 Millionen Menschen durchs Riesentor schritten.
Der imperiale Tourismus-Hotspot par excellence ist das Schloss Schönbrunn, vor dem sich auch im Vorjahr lange Schlangen bildeten: Knapp 3,6 Millionen Gäste pilgerten durch Maria Theresias Prunkresidenz – das ist ein sattes Plus von fast zehn Prozent gegenüber 2023. Allerdings hat man auch hier das Vor-Corona-Niveau noch nicht ganz erreicht, denn der Rekord steht bei 4,25 Millionen Gästen aus dem Jahr 2019.
Der benachbarte Tiergarten Schönbrunn blickt ebenfalls auf ein erfolgreiches Betriebsjahr zurück, wieder konnte die 2-Millionen-Marke erreicht werden. Das entspricht dem Ergebnis von 2023, ist aber noch einiges unter dem Rekord von 2008 (2,6 Millionen), als Babypanda Fu Long und der internationale Hype um Eisbär Knut als Publikumsmagneten wirkten.
Dafür legte das Belvedere auf das Rekordjahr 2023 eine weitere Bestmarke drauf: 1,9 Millionen Besucher wollten voriges Jahr Klimt, Schiele und Co bestaunen – das sind 100.000 mehr als im Jahr davor (eine Steigerung um 5,5 Prozent). Damit festigte das Belvedere mit seinen drei Standorten die Poleposition unter den heimischen Museen. Um dem Andrang künftig Herr zu werden, soll ja in den nächsten Jahren vor dem Prunkpalast des Prinzen Eugen ein unterirdisches Besucherzentrum entstehen.
Freude bei Freud
Die Attraktivität der Wiener Museen bei ausländischen Gästen beweist auch das Sigmund-Freud-Museum, das ebenfalls einen Rekordandrang verzeichnete: 140.424 Besucher bedeuten vier Prozent mehr als 2023. Das Kleinod in der Berggasse profitierte besonders vom Tourismus: Die meisten Gäste kamen aus Deutschland (16 Prozent), Italien (13 Prozent) und den USA (11 Prozent) – während nur neun Prozent aus Österreich stammten.
Im Höhenrausch befand sich zum 60. Geburtstag auch das mit 252 Metern höchste Bauwerk Wiens: der Donauturm. Hier kam fast ein Fünftel mehr Gäste als im Jahr davor (+17,3 Prozent – die absoluten Zahlen werden nicht kommuniziert), als Ziel- und Rekordwert wurden zuletzt 420.000 Besucher genannt.
Mitverantwortlich für das gute Ergebnis sei die spektakuläre neue Rutsche an der Außenhaut gewesen – schon „mehr als 100.000 Besucher“ hätten sich diesen Nervenkitzel gegeben. Es ist derzeit offenbar der einzige Ort im touristischen Wien, wo es rasant bergab geht.
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