Was die Ukrainer mit dem Grandhotel Panhans am Semmering vorhaben
Groß war der Aufschrei, als vor zehn Jahren eine Gruppe ukrainischer Investoren mit ambitionierten Plänen angetreten ist, der UNESCO-Weltkulturerberegion Semmering touristisch neues Leben einzuhauchen.
Wie es mit dem seit 2016 geschlossenen Hotel-Flaggschiff Panhans, dem Skigebiet und den anderen Hotelburgen der Gruppe weiter gehen soll, darüber hat der KURIER im Rahmen des Damen-Skiweltcups am Semmering mit Zakhar Palytsia (28) gesprochen. Der Sohn des ukrainischen Industriellen und Ex-Gouverneurs von Odessa, Igor Palytsia, ist wichtigster Gesellschafter der Panhans Holding Group.
KURIER: Österreich hat Kitzbühel oder den Arlberg. Warum haben sie sich den Semmering für solche Millionen-Investitionen ausgesucht?
Zakhar Palytsia: Es hängt mit meinem ersten Skierlebnis hier zusammen. Damals war ich ein Teenager und verliebte mich sofort in die wunderschöne Landschaft und das kulturelle Erbe des Ortes. Meine Faszination für Geschichte brachte mich dazu, die Vergangenheit des Semmerings zu erforschen. Und dann wurde mir klar, dass das Hotel Panhans der wahre Stolz der Region ist.
Touristisch hat die Region allerdings schon bessere Zeiten erlebt, oder?
Leider geriet der Semmering nach dem Zweiten Weltkrieg in eine schwierige Situation und erlebte einen Niedergang. In den folgenden Jahrzehnten gab es immer wieder Versuche, den Ort wiederzubeleben, aber sie blieben erfolglos. Heute sehe ich es als Berufung, dem Semmering wieder Leben einzuhauchen und so wie schon früher, ins Rampenlicht der Weltöffentlichkeit zu rücken. Und zweifellos wird das legendäre Panhans wieder ein Symbol für diese Größe werden.
Das Grandhotel ist schon seit 2016 dauerhaft geschlossen. Sperrt es wirklich wieder auf?
Das Panhans ist das Herz des Semmerings. Damit dieses Herz wieder zu schlagen beginnt, braucht es ein klares und einzigartiges Konzept. Ein Konzept, das es nicht nur zu einem Luxushotel unter so vielen macht, sondern zu einem Ort, der seine historische Größe widerspiegelt. Diese Entwicklung ist eine heikle und komplexe Aufgabe, die erhebliche Ressourcen und Zeit erfordert.
Es heißt, es gibt erstmals konkrete Pläne. Welche?
Gemeinsam mit dem besten Hotelberatungsbüro haben wir mehrere Optionen ausgearbeitet und analysiert. Das erste Konzept haben wir kürzlich den Behörden und dem Bürgermeister vorgestellt. Wir wissen, dass wir uns bei einem Hotel wie dem Panhans keine Fehler erlauben dürfen. Wir tun also unser Bestes, um dieses Hotel wieder auf das Niveau seiner goldenen Tage zu bringen. Eines kann ich heute schon sagen: Das neue Panhans wird eng mit Kultur, Musik und Geschichte verbunden sein.
In Österreich hat der Semmering einen hohen Stellenwert. Aber wie ist das im benachbarten Ausland, von wo fast die Hälfte der Gäste herkommt?
Der Semmering ist einer der ältesten und bekanntesten Urlaubsorte der Welt. Er ist nicht nur für Österreicher, sondern auch für Touristen und Skifahrer aus den entlegensten Winkeln der Welt zu einem Symbol geworden. Für mich persönlich ist es ein Ort mit großen Chancen und Perspektiven. Wir wollen dieses Potenzial ausschöpfen.
Sie stehen dabei unter Beobachtung. Das Land NÖ und die Politik verfolgt mit Argusaugen, was in der Tourismusregion geschieht.
Wir haben die Unterstützung der Landeshauptfrau von Niederösterreich und ihrer Initiative für wichtige Infrastrukturinvestitionen. Mit der Hilfe unserer Hausbanken bin ich zuversichtlich, dass wir in kurzer Zeit mit qualitativ hochwertigen Ergebnissen erfolgreich sein werden.
Zu der Hotelgruppe gehört auch das Kurhaus Stühlinger. Warum steht es noch leer?
Das Kurhaus Stühlinger spielt eine wichtige Rolle im neuen Gesamtkonzept. Dank seiner guten Lage und der Nähe zum Hotel Panhans, dem Sporthotel sowie dem Bahnhof, sehen wir es als ideale Mitarbeiter-Unterkunft. Das Haus wird über Erholungsräume auf Vier-Sterne-Niveau und einen Fitnessraum verfügen. Das soll das Arbeiten im Ort noch attraktiver und die Suche nach Arbeitskräften einfacher machen.
Das Sporthotel ist das einzige Hotel ihrer Firmengruppe, das durchgehend geöffnet ist. Man hört, es stehen Veränderungen an. Welche?
Das Sporthotel ist in Betrieb und empfängt Touristen. Aber im heutigen Wettbewerbsumfeld ist das Konzept ausgereizt und bedarf eines kompletten Umbaus. Wir befinden uns derzeit in der Phase der Projektgenehmigung und verhandeln mit mehreren internationalen Hotelbetreibern. Ziel ist es, so bald wie möglich mit dem Umbau des Hotels beginnen zu können.
Mit einer Hotelgruppe als Betreiber und auf Drei-Sterne-Niveau so wie jetzt?
Das hängt letztlich von den neuen Betreibern ab. Aber das Hauptaugenmerk liegt auf einem modernen Kurortkomplex mit Dienstleistungen auf höchstem Niveau. Es muss den modernen Anforderungen des heutigen Tourismus gerecht werden.
In der Wintersaison 2013/2014 ist die Panhans Holding Group groß ins Tourismusgeschäft am Semmering eingestiegen. Die Muttergesellschaft sitzt in Form der Renco Invest AG in der Schweiz, Gesellschafter ist die ukrainische Familie Palytsia. Zakhar Palytsia, der in der Schweiz Betriebswirtschaft studiert hat und mittlerweile auch in Wien lebt, ist der 28-jährige Sohn des ukrainischen Industriellen und Ex-Gouverneurs von Odessa, Igor Palytsia.
Die Firmengruppe hat am Semmering nicht nur das marode Grandhotel Panhans und die damals verschuldeten Bergbahnen am Hirschenkogel (samt Berggasthof Liechtensteinhaus sowie die Zauberbar bei der Talstation) erworben.
Zum Besitz der Firmengruppe zählen außerdem das Ring-Hotel auf der Passhöhe, das Kurhaus Dr. Stühlinger (beide geschlossen), sowie das Sporthotel Semmering (in Betrieb). Das seit 2016 geschlossene Grandhotel Panhans wurde teilweise umgebaut und renoviert, allerdings nicht mehr eröffnet.
Dieses Wochenende ist Skiweltcup. Einerseits kommen viele Tausend Zuseher, dafür ist der Publikumsskilauf an den wichtigsten Tagen des Jahres stark eingeschränkt.
Der Skiweltcup ist für den Semmering ein bedeutendes Ereignis, das für den gesamten Ort, die Destination und das Land Niederösterreich von großem Werbewert ist. Leider gibt es aber dadurch auch einige Unannehmlichkeiten für die Skigäste. Wir setzen alles daran, dass der Weltcup in hoher Qualität durchgeführt werden kann. Nach den Rennen hat aber Priorität, dass der Abbau der Tribünen so schnell wie möglich erfolgt und die Piste so bald wie möglich wieder für die Gäste geöffnet wird.
An den TV-Geräten sieht ein Millionenpublikum zu. Hat man als Skigebiet etwas davon etwas?
Neben der weltweiten Werbekampagne, die in Zukunft sicher auch neue Touristen anlocken wird, steigert der Skiweltcup das Prestige des Semmerings und stärkt auch den Ruf des Skigebietes und der Region.
Vor den Weltcuprennen wurde heuer viel Geld in die Beschneiung und den nötigen Pistenumbau investiert. Damit ist noch nicht Schluss, oder?
Wir haben bereits ein detailliertes Konzept für die Entwicklung des Skigebiets erarbeitet. Für die nächste Wintersaison planen wir die Eröffnung einer neuen, blauen Piste, die vor allem für Familien mit Kindern und Anfängern mehr Attraktivität bieten wird. Es handelt sich um eine leichte Abfahrt vom Start des Sesselliftes ins Tal.
Wie sieht es mit neuen Liftanlagen aus?
Diesbezüglich ist derzeit nichts Konkretes geplant. Im Moment liegt unser Hauptaugenmerk auf der Verbesserung des Hotelsektors. Außerdem arbeiten wir an einer neuen Idee zur Entwicklung des Ortszentrums auf der Passhöhe.
Genau am attraktivsten Platz im Ortszentrum steht das Ring-Hotel seit Jahren leer. Geht es um diesen Platz?
Genau darum. Bei der Entwicklung des Ortszentrums geht es um die Schaffung neuer öffentlicher Räume, Erholungsbereiche, Gastronomie und kultureller Einrichtungen, die den Semmering für die Besucher noch interessanter machen sollen. Ziel ist es, ein komfortables und attraktives Umfeld für die Gäste zu schaffen, wobei wir besonderes Augenmerk auf die Qualität der Hoteldienstleistungen legen.
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