1.000 Gästebetten fehlen: Grandhotels am Semmering in Warteschleife

1.000 Gästebetten fehlen: Grandhotels am Semmering in Warteschleife
Vernetzungstreffen in der Tourismusregion um den Motor anzukurbeln. Projekt "Handwerk & Baukultur" soll historische Schätze in neuem Glanz erstrahlen lassen.

Genau fünf Jahre ist es her, dass der Grazer Hotelier Florian Weitzer das Kurhaus Semmering gekauft hat, um daraus ein mondänes Schmuckkästchen namens Grand Semmering zu machen. Weitzers Elan wurde unsanft gestoppt.

Die Naturschutzorganisation "Alliance for Nature“ (AfN) hat das Projekt mit Einsprüchen torpediert, und auch die Hüter des UNESCO-Weltkulturerbes und der Denkmalschutz wollen ein Wörtchen mitreden, wenn am Semmering ein Ziegelstein verändert wird.

Vernetzungstreffen prominenter Hoteliers

Wie es mit der Tourismusregion unter den verschärften Rahmenbedingungen weitergehen soll, war am Montag Gegenstand eines Netzwerktreffens, zu dem Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) in die Villa Schönthaler geladen hatte.

Dabei wurde das Projekt "Handwerk & Baukultur am Semmering“ präsentiert und über aktuelle Entwicklungen informiert. Ziel sei, die ehrwürdigen Bauwerke zu renovieren und die Region bis 2030 wachzurütteln. Dass dies kein leichtes Unterfangen ist, weiß auch die Politik. "Ein Ziel, bei dem es sehr viele Beteiligte, sehr viel Idealismus, Motivation und vor allem eine gewisse Ausdauer braucht. Das ist ein Projekt, das auf Jahre angelegt ist“, weiß nicht nur Mikl-Leitner.

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Florian Weitzer will aus dem Kurhaus das Grand Semmering machen

Mit u. a. Florian Weitzer, Christian Zeller (Südbahnhotel) sowie Zakhar Palytisa (Panhans, Sporthotel etc.) oder Michael Niederer und Andreas Wessely (Villa Antoinette) war die Runde der Hoteliers prominent vertreten. Dazu kamen Regionsvertreter, Bau- und Handwerker-Firmen, Gastronomen, Touristiker und viele mehr.

Mut zur Veränderung

Weil die Umbauten von Grand Semmering, Südbahnhotel und Panhans immer noch in der Behörden-Pipeline stecken und vermutlich noch Jahre vergehen, bis die Investoren ihre Häuser eröffnen können, fehlen dem Ski- und Kurort gut 1.000 attraktive Gästebetten, zählt Bürgermeister Hermann Doppelreiter (ÖVP) zusammen.

Mikl-Leitner appellierte an die Bewohner, vor allem an die vielen Zweitwohnsitzer, für Veränderungen offen zu sein. Damit nahm sie Bezug auf die vielen Einsprüche, die Anrainer gegen die Umwidmungspläne rund um das historische Südbahnhotel eingebracht haben.

Um den Semmering aus dem Dornröschenschlaf zu wecken, brauche es Visionen und Veränderungen. "Es kann nicht alles so bleiben, wie es einmal war. Die Investoren haben es verdient, dass ihre Projekte auch betriebswirtschaftlich zu führen sind“, so die Landeshauptfrau.
 

1.000 Gästebetten fehlen: Grandhotels am Semmering in Warteschleife

Semmeringkoordinator Uwe Reinsperger, Johanna Digruber, Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, Bürgermeister Hermann Doppelreiter und Wirtschaftskammer Präsident Wolfgang Ecker (v.l.n.r.)

Flächenumwidmung beim Südbahnhotel geplant

Wie Doppelreiter erklärt, will die Gemeinde im kommenden Jahr die geplante Flächenumwidmung beim Südbahnhotel beschließen. Christian Zeller will nicht nur das historische Gebäude restaurieren, sondern mit einem neuen Hoteltrakt (100 Betten) samt Tiefgarage, Villen sowie einem Wellnessbereich an die Glanzzeiten des Grandhotels anschließen.

Und auch die ukrainischen Investoren halten immer noch an der Wiedereröffnung des Panhans sowie an einer sanften Renovierung des Sporthotels fest.

Die am Montag präsentierte Initiative "Handwerk & Baukultur“ soll als eine Art Motor dienen, die vielen baukulturellen Schätze der Region zum Leben zu erwecken, erklärten Johanna Digruber von Harddecor Architektur und Joachim Köll (Weltkulturerberegion). 80 Projekte zu dem Thema seien bereits eingereicht.

Wirtschaftskammer sieht Chance

Das Projekt will beispielsweise in wenig genutzten Gebäuden der Region Lehrwerkstätten für Handwerker einrichten und mit der Initiative "Sanieren macht Schule“ auch Schüler einbinden. Unterstützt werden die Vorhaben durch die ARGE Bau, die in der Wirtschaftskammer angesiedelt ist und 14 Innungen mit mehr als 100.000 Mitarbeitern und 22.000 Mitgliedsbetrieben vertritt.

Der Präsident der Wirtschaftskammer NÖ, Wolfgang Ecker, sprach von einem wesentlichen Projekt, "weil dadurch nachhaltig das Handwerk gesichert werden kann.“ Es sei für Ecker wichtig, als Wirtschaftskammer bei dem Vorhaben mit an Bord zu sein, um diese Chance nicht zu verpassen. "Gerade in der jetzigen Zeit, wo es sehr herausfordernd ist, sind so positive Projekte etwas ganz Wichtiges“, erklärt Ecker.

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