Ungemach am Semmering: Widerstand bremst Hotel-Projekte aus
Es herrscht eine Art Aufbruchstimmung. Nach einem jahrzehntelangen Dornröschenschlaf soll der verschlafene Semmering im Süden Niederösterreichs durch zwei ambitionierte Hotelprojekte touristisch wachgeküsst werden.
Doch Anrainer und die Denkmalhüter des UNESCO-Weltkulturerbe Semmeringbahn haben da etwas dagegen. Aktuell formiert sich am Semmering Widerstand gegen die Umbaupläne von Unternehmer und Hotelier Christian Zeller.
Er verfolgt den Plan, mit diversen Zubauten rund um das Südbahnhotel an die Glanzzeiten des legendären Grand Hotels anschließen zu können. Eine Projektstudie sieht einen neuen Hoteltrakt samt Tiefgarage, zwei Villen sowie einen stattlichen Zubau für einen Wellnessbereich vor.
Um die Pläne überhaupt umzusetzen zu können, ist zunächst aber eine Flächenumwidmung im örtlichen Raumordnungsprogramm notwendig. Bis zum 14. Mai können noch Einwände bei der Gemeinde dagegen eingebracht werden. Weil sich bereits eine Anrainerinitiative formiert hat, hat Bürgermeister Hermann Doppelreiter (ÖVP) Freitagnachmittag eine Infoveranstaltung zu dem Projekt abgehalten.
Einstimmiger Beschluss
Die Gemeinde drängt dringend auf eine touristische Weiterentwicklung im Ort. "Es wäre ja grob fahrlässig, alles verfallen zu lassen und nichts zu tun“, erklärt Doppelreiter. Deshalb hat der Gemeinderat bereits einen einstimmigen Beschluss dafür gefasst, die notwendige Umwidmung voran zu treiben.
Im örtlichen Entwicklungskonzept ist die Fläche rund um das Südbahnhotel bereits seit Jahren für eine Umwidmung von "Grünland Park“ auf "Bauland Sondergebiet Fremdenverkehr“ vorgesehen, erklärt Doppelreiter.
Die neue Studie zum Südbahnhotel besagt, dass es für ein erfolgreiches touristisches Konzept mehr Zimmer benötigt. Deshalb sollen zu den bestehenden 100 Zimmern im alten Hotel nochmals 100 neue Zimmer durch Zubauten dazu kommen. Wie Zeller im KURIER-Gespräch erklärte, benötige es dringend mehr Betten, "um für die Bespielung der Veranstaltungsflächen im Haus auch entsprechende Unterbringungsmöglichkeiten für Gäste zu haben“. Sein Wunsch sei es, das Südbahnhotel wieder als Luxusressort und "Fünf-Sterne-Haus“ zu etablieren.
Ein Gedanke, dem auch Doppelreiter und die Gemeinde einiges abgewinnen kann. "Wenn wir das nicht unterstützen, wäre es für den gesamten Ort ein riesiger Rückschritt. Es darf natürlich nicht irgendein Bauklotz sein, sondern muss sich architektonisch den bestehenden Bauten unterwerfen“, betont Doppelreiter.
Verschandelung?
Doch Anrainer haben Sorge, dass es durch einen zusätzlichen Hotelbau und weitreichende Umbauten zu einer "Verschandelung“ kommt. Besonders Eigentümer der Appartements in dem oberhalb des Südbahnhotels gelegenen Waldhof fürchten um ihre schöne Aussicht und Lebensqualität. Außerdem, dass der Waldhofpark durch den Bau zusätzlicher Villen Schaden erleidet.
Kurhaus wird gebremst
Auch ein zweites riesiges Hotelprojekt am Semmering läuft alles andere als friktionsfrei. Zur großen Freude der gesamten Tourismusregion hat der erfolgreiche Grazer Hotelier Florian Weitzer 2019 eines der beeindruckendsten Bauwerke im Kurort gekauft. Er will dem altehrwürdigen Kurhaus neues Leben einhauchen.
Angedacht waren eine Renovierung des Stammhauses mit knapp 100 Zimmern, ein Zubau mit über 50 Zimmern, ein neues Palmenhaus als Wellnessbereich, ein Mitarbeitertrakt sowie eine Tiefgarage. Allerdings steht der 1909 errichtete Monumentalbau nicht nur auf Landschafts- und EU-Schutzgebiet, sondern auch mitten im UNESCO-Weltkulturerbe Semmeringbahn.
Weshalb die Denkmalschützer der Alliance for Nature (AfN) rechtlich dagegen vorgegangen sind, dass das Land NÖ für den geplanten Ausbau des Kurhauses keine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) vorgesehen hat. Die Causa wird seither zwischen den Gerichten hin- und hergeschoben. „Für die Region ist das eine frustrierende Situation. Es gibt tolle Projekte und nichts geht weiter“, beklagen Touristiker.
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