„Ich konnte ein Zeitfenster nutzen, um das Haus vom Voreigentümer zu kaufen, der erkannt hat, dass er die Erwartungshaltung, hier wieder einen Hotelbetrieb zu führen, nicht erfüllen konnte“, erzählt Zeller. Im August habe eine erste Besichtigung stattgefunden, am 18. Oktober wurde bereits der Kaufvertrag unterzeichnet. Zum Kaufpreis wollte er keine Angaben machen.
Angepeilt sei eine Wiedereröffnung „vor 2025“ nach Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt, sagt der Unternehmer, der weiterhin einen Fokus auf Kulturveranstaltungen legen möchte und über Erweiterungsmöglichkeiten nachdenkt. Derzeit verfügt das Haus über rund 100 Zimmer. „Ich glaube, dass wir in Zukunft mehr Zimmer brauchen werden, um für die Bespielung der Veranstaltungsflächen im Haus auch entsprechende Unterbringungsmöglichkeiten für Gäste zu haben“, so Zeller. Sein Wunsch sei es, das Südbahnhotel wieder als Luxusressort zu etablieren: „Es sollte ein Fünf-Sterne-Haus werden.“
Die weitere Planung werde mit Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Tourismuslandesrat Jochen Danninger (ÖVP) abgestimmt. Mikl-Leitner freute sich am Freitag über „die gute Nachricht für die gesamte Region.“ Zeller sei ein „ausgewiesener Kenner von Kunst und Kultur und mit der Region tief verwurzelt.“ Die Revitalisierung benötige „sehr gute und durchdachte Konzepte“. Und sie versprach: „Das Land unterstützt die Tourismusentwicklung, die sie gemeinsam mit der Gemeinde Semmering koordiniert.“
Danninger unterstrich: „Nun ist nach dem Kurhaus das zweite große Hotel am Semmering in der Hand eines engagierten Investors.“ Er dankte dem bisherigen Eigentümer, Rudolf Presl: „Er hat über viele Jahre das baukulturelle Erbe des Südbahnhotels zum Beispiel durch eine Dachsanierung bewahrt.“
Auch Bürgermeister Hermann Doppelreiter (ÖVP) jubelt: „Wir sind als Gemeinde froh, dass das Hotel wieder eröffnet werden soll. Für die ganze Region ist es wichtig, dass die Kulturveranstaltungen weitergehen, davon profitieren viele Betriebe.“ Der Bedarf sei gegeben: „Wir brauchen ganz dringend Hotelbetten am Semmering, das haben wir heuer im Sommer gesehen.“ Der Renovierungsbedarf sei nicht gering, so Doppelreiter: „Das Haus wurde in den letzten Jahren zwar in den Sälen und auf den Terrassen bespielt, aber der Hoteltrakt wurde nicht genutzt.“
Ein Treffpunkt für die Wiener Gesellschaft
Nach dem Bau des Eisenbahnnetzes im Süden Wiens wandte sich die Südbahngesellschaft 1880 der Errichtung von Hotels zu. Denn auf der neuen Strecke war der Semmering von Wien aus in zwei Stunden erreichbar. Das erste dieser Häuser war das 1882 eröffnete Südbahnhotel, das bis vor dem Zweiten Weltkrieg für altösterreichische Sommerfrische der Luxusklasse stand. Das Grand Hotel war weithin sichtbar und wurde bald zum Wahrzeichen des Semmerings mit prunkvoller Einrichtung, Salons, Spiel- und Rauchzimmern, Sälen sowie einem monumentalen Park.
Weitere Hotels sowie Villen wurden in der Folge in der Umgebung von Vertretern der Wiener Gesellschaft bewohnt. Erzherzöge und Minister, selbst Kaiserin Elisabeth, kamen zur Sommerfrische, was ein wichtiger Faktor für die Entwicklung des Semmerings war. Hinzu kam Publikum aus der Finanzwelt.
In der Zwischenkriegszeit erfolgten weitere Zubauten zum Südbahnhotel wie eine Autogarage mit 46 zum Teil beheizbaren Boxen, oder das Hallenbad. Mit dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich 1938 begann jedoch eine Zeit des stetigen Niedergangs bis zur Schließung 1976.
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