Verdacht auf Krypto-Betrug und Schneeballsystem: Ermittlungen zu Paraiba World
Bei der Staatsanwaltschaft Wien ist am Mittwoch eine weitere 23 Seiten starke Strafanzeige in der Causa Paraiba World eingelangt. Darin werden gegen sechs Österreicher, einen Deutschen und einen Schweizer schwerwiegende Vorwürfe im Zusammenhang mit angeblichen Investments in Krypto-Assets erhoben.
Die Staatsanwaltschaft und das Landeskriminalamt Wien ermitteln wegen des Verdachts des schweren gewerbsmäßigen Betrugs und des Betriebs eines verbotenen Pyramidenspiels.
„Die Mandanten, die von mir vertreten werden, haben einen mutmaßlichen Schaden von zumindest zwölf Millionen Euro“, sagt der Wiener Anwalt Jörg Zarbl zum KURIER.
Aufgrund der Unterlagen, die ihm zur Verfügung stehen, schätzt er die Gesamtzahl der Betroffenen auf insgesamt rund 30.000 Personen. Die Einzelschäden sind massiv. „Gestern hat sich eine Mandantin gemeldet, die 100.000 Euro investiert hat, eine weitere Mandantin 110.000 Euro“, sagt der Anwalt.
Das Angebot der Paraiba-Drahtzieher schien verlockend. Bei Paraiba World handle es sich eine Art Vermögensverwaltung, die in Kryptowährungen und Immobilien investiert. „Paraiba bietet einen 100 % passive Lösung für diejenigen, die von Cryptocurrency profitieren möchten“, lautet die Eigenwerbung. „Das Unternehmen hat sieben hoch qualifizierte Cryptocurrency-Händler. Paraiba World ist auch weltweit tätig.“
12,66 Prozent Zinsen
„Und von den angeblich tollen Gewinnen, die erwirtschaftet werden, werden den Anlegern von Donnerstag bis Sonntag Zinsen auf das Konto ausgezahlt“, erklärt Zarbl das System. Wie der KURIER bereits berichtete, wurden einer Anlegerin, die 100.000 Euro in das System investiert hat, monatlich 12,66 Zinsen versprochen. Die Auszahlungen sollten mittels Bitcoins erfolgen. Doch der Anwalt geht davon aus, dass sich das System Paraiba nicht aus Anlagegewinnen finanziert, sondern aus Ein- und Auszahlungen der Anleger. Es handle sich eben um ein Pyramidenspiel.
Für diese Annahme spricht auch, dass Paraiba-Anleger auch sogenannte „aktive Member“ werden konnten, um neue Anleger zu werben. Werben sie neue „Kunden“, so steigen sie in einen höheren „Pool“ auf und kassieren zum Beispiel ab 20 Geworbenen täglich 0,3 Prozent der Veranlagungssumme der Geworbenen.
„Je höher der Rang ist, desto mehr Zinsen erhält man, weil man partizipiert an den Einlagen aller anderen, die in der Pyramide darunter sind“, sagt Zarbl. Ganz oben in dieser Pyramide sollen drei Österreicher sein, die jetzt angezeigt wurden. Zurück zu den versprochenen Zinsen: „Diese Zinsen sind auf Konten der Unique Private Bank auf den Komoren gutgebucht worden, einer Bank, die es eigentlich gar nicht gibt“, sagt der Anwalt. „Die Anleger, die am Anfang im System drinnen waren, haben im ersten Jahr Zahlungen erhalten, sukzessive sind diese aber versiegt und nach zwei Jahren wurden sie völlig eingestellt.“
Mittlerweile ist das System Paraiba stillgelegt und die Paraiba-Werte sollen laut deutscher Finanzmarktaufsicht Bafin in das Krypto-Asset „Trillant“ umgetauscht worden sein. Ein Trillant soll 0,0002449 Euro wert sein.
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