USA für internationale Preisobergrenze bei Erdöl
Die USA streben eine internationale Preisobergrenze für Öl an. Wie Finanzministerin Janet Yellen im Zuge eines Besuchs in Kanada erklärte, hoffe man, dadurch den Druck auf Russland zu erhöhen.
"Wir sprechen über eine Preisdeckelung oder eine Preisaussetzung“, sagte Yellen vor Journalisten. Diese sollten die Wirkung der Sanktionen verstärken und die Einnahmen Russlands aus den Energieexporten drücken, „während gleichzeitig mehr Öl auf den Weltmarkt gelangen könnte".
Die Maßnahme soll sich laut Yellen aber nicht nur auf die russische Wirtschaft auswirken. Denn die Inflation ist zuletzt vor allem aufgrund der hohen Energiepreise gestiegen. Eine Ölpreisregulierung könnte diesen Effekt bremsen. Insbesondere in weniger wohlhabenden Ländern, wo sich die gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreise stärker auswirken, könnten dadurch noch schlimmere Verwerfungen verhindert werden.
Zumindest den europäischen Verbündeten dürfte die Idee nicht neu sein. "Da ist die Idee, dass man sich abspricht und sagt, wir zahlen hier nicht mehr jeden Preis", erklärte der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck den Ansatz bereits im Mai. Und Italien forderte bereits im Mai einen EU-weit koordinierten Höchstpreis für Gasimporte.
Zahnloses Embargo
Ob bis zum G7-Gipfel, der kommende Woche in Deutschland stattfindet, mit einer Einigung gerechnet werden kann, ließ Yellen offen. Die G-7-Gruppe, der neben den USA und Kanada Großbritannien, Japan, Deutschland, Italien und Frankreich angehören, hat sich heuer bereits auf ein Importembargo gegen russisches Öl beschlossen. Die EU will den Import zumindest auf dem Seeweg einschränken.
Billiger ist Öl durch diese Maßnahmen aber nicht geworden. Kritiker bemängeln, dass sie hauptsächlich zu Umschichtungen auf dem Weltmarkt führt. Tatsächlich hat Russland zuletzt so viel Öl an China verkauft wie nie zuvor und sogar Saudi-Arabien als wichtigsten Lieferanten verdrängt. Im Mai waren es um 55 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Indien hat seine Kohle- und Ölimporte aus Russland im letzten Jahr vervielfacht. Russland nimmt dabei zwar teilweise kräftige Preisabschläge in Kauf, allerdings von einem derart hohen Preisniveau, dass die Einnahmen trotzdem höher sind als im Vorjahr.
Die westlichen Staaten hingegen haben sich bei der Auswahl ihrer Lieferanten eingeschränkt und zahlen höhere Preise für Energie. Der Ölmarkt-Experte Johannes Benigni von JBC Vienna bezeichnet es im Gespräch mit dem KURIER deswegen als "eine masochistische Übung".
Fragliche Auswirkungen
Die große Frage ist insofern, ob ein Deckel dazu geeignet ist, den Preis zu drücken. Einzuschätzen ist das derzeit schon alleine deswegen nicht, weil unklar ist, wie er gegebenenfalls umgesetzt werden soll. Zweitens kommt es maßgeblich darauf an, welche Staaten mitziehen. Wenn er zu einer weiteren Verknappung des Angebots führt, hätte er sogar den gegenteiligen Effekt, meint Benigni. Statt einem Dämpfer könnte die Inflation dann sogar noch weiter angeheizt werden und zu schweren wirtschaftlichen Verwerfungen führen.
Die Aktien- und Rohstoffmärkte haben am Dienstag nicht merklich auf die Ankündigung der US-Finanzministerin reagiert.
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