Österreich und seine Geschäfte mit Diktaturen
Der Krieg in der Ukraine zeigt, wie sehr Österreich wirtschaftlich von Diktaturen abhängig ist.
So stammen 80 Prozent aller Gas-Importe aus Russland. Nur zehn Prozent kommen aus Norwegen und zehn aus heimischer Produktion.
Welche Bedeutung Russland und andere autoritäre Staaten für Österreichs Wirtschaft haben, hat der Publizist und Consulter Günther Oswald in einer Studie im Auftrag von Neos Lab, dem Thinktank der Neos erhoben.
Schnell wird dabei klar: Länder wie China oder Kasachstan spielen ebenso eine wichtige Rolle.
Hybride Staaten
Übrigens: Neben Diktaturen hat Oswald auch die Beziehungen zu hybriden Regimen analysiert.
In diesen Ländern finden zwar Wahlen statt, aber die Opposition wird unterdrückt und es herrscht oft Korruption und die Justiz ist selten unabhängig.
Zu solchen Ländern zählen etwa die Türkei, Bosnien, Marokko, Tunesien - und die Ukraine.
Zurück nach Österreich. 16,2 Prozent aller Importe (178 Mrd. €) stammten im Vorjahr aus autoritären oder hybriden Staaten.
China ist Nummer eins
Ganz oben steht hier China, gefolgt von Russland und Kasachstan - siehe Graphik.
Bei den Exporten spielen diese Länder eine geringere Rolle. Rund neun Prozent der österreichischen Exporte (Volumen: 165,5 Mrd. €) gingen in hybride und totalitäre Staaten. Ganz oben aber wieder China und Russland wie die nächste Graphik zeigt.
Und wie verhält es sich nun bei den aktuell heiß diskutierten Bereichen Brennstoffe, Energie und Rohstoffe?
„In den Sektoren Brennstoffe und Energie entfallen 51 Prozent aller Einfuhren auf nicht-demokratische Staaten“, so Oswald zum KURIER.
Bei den Rohstoffen sind es dann noch einmal 15 Prozent.
Und: Von den zehn Ländern, aus denen Österreich am meisten Energie und Rohstoffe importiert, sind nur fünf demokratisch.
Die Investitionen
Analysiert hat Oswald auch die Direktinvestitionen. Sprich: Die grenzüberschreitenden Unternehmensbeteiligungen mit einem Anteil von mindestens zehn Prozent am stimmberechtigten Kapital.
Laut der Studie hielten ausländische Unternehmen mit Stand 2020 (letzte Daten) Beteiligungen im Ausmaß von 163,7 Milliarden Euro in Österreich.
Mehr als die Hälfte davon entfällt auf Investoren aus den EU-Staaten.
Knapp ein Fünftel entfällt jedoch auf autoritäre und hybride Regime. Gemessen am BIP liegen da nur die Niederlande vor Österreich.
Umgekehrt sind österreichische Unternehmen weniger stark in autoritären Ländern engagiert.
Nicht ganz 20 Milliarden von insgesamt 193,6 Milliarden Euro an aktiven Direktinvestitionen entfallen auf Beteiligungen in Diktaturen oder hybriden Ländern.
Conclusio
Fazit: Österreich macht natürlich überwiegend Geschäfte mit Demokratien.
Die Verflechtung mit autoritären und hybriden Staaten ist aber auch abseits von Russland laut der Studie „beträchtlich“.
Vor allem am Energiemarkt gibt es große Abhängigkeiten. Die Studie verweist auch auf das Faktum, dass das Öl-Kartell OPEC nur aus Diktaturen und einem hybriden Staat (Nigeria) besteht.
Oswald: „In einer globalen Welt ist internationaler Handel unabdingbar. Eine strategisch ausgerichtete Wirtschaftspolitik sollte aber darauf ausgerichtet sein, Klumpenrisiken und zu starke Abhängigkeiten von Autokraten zu vermeiden.“
Und es müssten auch die Prinzipien von Transparenz und gleichem Recht forciert werden. Sprich: Was zum Beispiel für ein chinesisches Unternehmen hier gilt, muss auch für ein österreichisches in China gelten.
Abschließend noch zwei Hinweise:
Oswald bezieht sich in der Studie unter anderem auf jeweils letztvorhandene Daten der OECD und Statistik Austria.
Und hier die Definition der Länder.
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