In Salzburg, wo die Personalnot noch größer sei als in der Bundeshauptstadt, würden die Arbeitskräfte besser behandelt, habe er gehört. Der Akademiker, der an der Universität Peking Dolmetsch studiert hat und daher gut Chinesisch spricht, will eigentlich gerne in einem Reisebüro arbeiten. „Wenn es die Zeit neben der Arbeit zulässt, möchte ich in Salzburg die Ausbildung dazu machen.“
Keine hohen Ansprüche stellen hingegen die gut gelaunten Syrer Ahmad Rodwan (39) und Siat Hadi (25). Rodwan war Polizist in Syrien und kam vor eineinhalb Jahren nach Österreich. Seither verbrachte er wie Hadi die Zeit mit Deutsch-Kursen, um sich wenigstens für irgendeinen Job zu qualifizieren. Er sei offen für Vieles, könne inzwischen ganz gut kochen, sofern es nicht Wiener Schnitzel sein müsse. Seine Frau und die beiden Kinder seien soeben in Graz angekommen, bald müsse er für alle sorgen.
Weniger begeistert von einem Tourismusjob ist Iryna Kuzhel. Die 35-Jährige Ukrainerin war in ihrer Heimat TV-Journalistin und flüchtete mit ihren zwei Kindern (2 und 10 Jahre alt) und ihrer Mutter vor dem Krieg nach Wien. Ihre journalistische Tätigkeit kann sie aber mangels ausreichender Deutsch-Kenntnisse (noch) nicht ausüben, weshalb sie einen Job im Tourismus als Einstieg ins Arbeitsleben nutzen möchte. Sollte sie eine Arbeit bekommen, werde sie ihre Mutter und die Kindern von Wien nach Salzburg nachholen, erzählt sie. Insgesamt sind 13 Geflüchtete aus der Ukraine mit im Zug nach Westen, der Großteil junge Mütter. Ihre Arbeitsaufnahme scheitert häufig an der fehlenden Kinderbetreuung. Der Wunsch, in Wien bleiben zu können, ist daher groß, wird aber nicht laut ausgesprochen.
In St. Johann warten die Personalchefinnen und Chefs von 20 Hotels oder Restaurants. Nach dem gemeinsamen Mittagessen findet ein erstes Kennenlernen statt. Silvia Schenk von der Buchau-Hütte hoch über St. Johann braucht für die Skisaison noch jemanden für den Abwasch und eine Buffetkraft. Als sie erzählt, dass die Hütte auf 1.750 Meter liegt, ist es mit dem Interesse der Bewerber rasch vorbei. „Es will niemand am Berg bleiben, die haben offenbar Höhenangst“, erzählt sie nach dem Treffen etwas ernüchtert. Den jungen Menschen fehlen am Berg auch Ausgehmöglichkeiten.
„Positiv überrascht“ zeigt sich hingegen Kurt Sattlegger vom Hotel Wetzlgut in Bad Gastein, das schon junge Flüchtlinge ausgebildet hat. Im Gegensatz zu früheren Jobbörsen seien die Bewerber gut vorselektiert und durchwegs arbeitswillig. Zwei Bewerber habe er für seinen Betrieb bereits ausgewählt. Einen Netzwerktechniker und eine Pflegeassistentin aus der Ukraine vermittelt er an andere Betriebe weiter, die diese Qualifikationen dringend benötigen. „Ich finde, es sollte jeder in seinem Beruf arbeiten, den er erlernt hat, weil sonst sehr viel Potenzial verloren geht.“
Gelen sammelt um 16 Uhr die Gruppe wieder zusammen und reist zufrieden zurück nach Wien. „Neun Dienstverhältnisse, lief gar nicht so schlecht“. Die größte Jobhürde wie immer: nicht ausreichende Deutsch-Kenntnisse. Weitere Gruppenreisen finden demnächst zu Jobbörsen nach Tirol statt.
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