Wie und warum der TUI-Konzern jetzt mit Luxus-Angeboten punkten will
Von Finnland über Mombasa nach Sansibar. Nicht einmal einen Tag nach der Übergabe des neuen Kreuzfahrt-Riesen „Mein Schiff 7“ in der finnischen Meyer Turku Werft flog Sebastian Ebel, CEO der TUI-Gruppe, in Sansibar ein. Auf der ostafrikanischen Gewürzinsel mit den weißen Puderzucker-Stränden feierte Europas größter Tourismuskonzern den Start seiner neuen Hotelmarke. Auch der Präsident von Sansibar war gekommen.
Ein Beweis für die Bedeutung des Bereiches Hotels & Resorts innerhalb der Gruppe, die weltweit zu den Branchenführern zählt. „The Mora“ (aus dem Lateinischen übersetzt Pause, Anm.) soll Gästeschichten ansprechen, die Luxus im Urlaub wollen, doch längst nicht mehr auf die klassische, stereotype Art.
Trend zu "moderneren, informelleren Luxus"
„Die globale Luxusindustrie wächst. Wir haben diese Marke für einen neuen Kundentyp designt“, erklärt Konzernvorstand Peter Krüger (Chief Strategy Officer) die Zielgruppe. Kundschaft, für die beispielsweise große Pools und exquisite Badezimmer selbstverständlich sind.
Was zählt, seien Erlebnisse, Flexibilität und Personalisierung. „Erlebnisse werden wichtiger als Besitz“, beobachtet CEO Ebel den Trend zu „moderneren, informelleren Luxus“. Intern firmiert die meist jüngere Klientel unter „Henry“ – high earner, not rich yet. „Leute, die sehr lange und hart arbeiten, haben andere Urlaubsbedürfnisse als der sogenannte normale Kunde“, sagt Vorstand Krüger
Trotz der Insolvenz des drittgrößten deutschen Reisekonzerns FTI rechnet TUI-Chef Sebastian Ebel mit weiterhin scharfem Wettbewerb. „Es gibt vier starke Player, der Wettbewerb bleibt sehr hoch“, sagte Ebel im Gespräch mit dem KURIER.
Die mittelfristig zu erwartende Konsolidierung in der Branche sieht er positiv. Die Insolvenz sei nicht nur eine „riesige Herausforderung“ für die Hoteliers in der Türkei und in Ägypten. Die Kunden bekämen zwar ihr Geld zurück, aber auch für sie sei die Situation unangenehm.
Um den Schaden gering zu halten, bräuchten die Kunden derzeit keine Anzahlungen zu leisten. Die Flugsessel und Hotelbetten, die FTI gebucht hatte, würden nun teilweise auch von der TUI übernommen. Bestimmte Hotels hätten nur über FTI verkauft. „Wir haben diese Hoteliers gefragt, ob sie ihre Betten über uns verkaufen würden“. Sowohl Hoteliers als auch Kundinnen und Kunden hätten trotz der Insolvenz nach wie vor Vertrauen in die Branche, vor allem in starke Marken.
Ehrgeizige Pläne
TUI hat ehrgeizige Pläne. Die derzeit rund 424 Hotels und Resorts sollen mittelfristig auf 600 aufgestockt werden. Die Gruppe bietet 12 Marken im Drei- bis Fünf-Stern-Segment, von RIU und TUI Blue bis zu den Robinson und Magic Life Clubs, in 350 Destinationen und 35 Ländern. „Unsere Strategie ist die Bildung von Hotelclustern. Also der Aufbau verschiedener Marken in einer Mikro-Destination, so wie am Beispiel Sansibar, wo wir jetzt mit vier Hotels präsent sind und weitere folgen werden“, sagt Ebel.
Grundvoraussetzung für Erlebnis-Hotellerie sind gut geschulte Mitarbeiter. Ausgebildet wird in eigenen Hotelschulen in 25 Ländern. Keine Industrie bringe daher „so einen hohen Wohlstandstransfer von Nord nach Süd wie der Tourismus“ (Krüger). „Reisen ist ein Mega-Trend. Die Unterstützung der lokalen Bevölkerung ist ganz wichtig für uns“, betont Ebel. Die Proteste auf den Kanaren hätten sich nicht gegen Tourismus an sich gerichtet, sondern gegen die hohen Mieten. Auch die Tourist Tax in Venedig sei verständlich.
Cash Cow
Das Hotel-Geschäft ist von allen Konzernbereichen am profitabelsten. Im Geschäftsjahr 2023 (per Ende September) stieg der Gesamtumsatz um knapp 24 Prozent auf 1,86 Milliarden Euro, das bereinige Ebit (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) lag bei 549,5 Millionen Euro, Trend weiter steigend. Die 38,5 Millionen Bettennächte waren zu 82 Prozent ausgelastet, die Durchschnittsrate pro Tag stieg von 77 auf 87 Euro.
TUI betreibt alle Hotels selbst, bei 38 Prozent des Portfolios ist die Gruppe auch Eigentümer der Immobilie. In guten Zeiten ist die Rendite wesentlich höher als im reinen Hotelmanagement, in Krisenzeiten ist aber auch das Risiko größer, Stichwort Finanzierungen.
Hotelfonds bringt Kapital für Expansion
Für die geplante Expansion ist Kapital notwendig, das in der Ferienhotellerie noch nicht so richtig fließt. Die Investoren seien derzeit zurückhaltend, hört man in Finanzkreisen. Weshalb TUI den globalen Hotelfonds Hansainvest initiierte. An Bord sind institutionelle Investoren wie Pensionsfonds und Versicherungen, die ersten Projekte im Portfolio sind „The Mora“ und „Robinson Cabo Verde“.
Die Rendite, die derzeit bei 7 bis 9 Prozent liegen soll, setzt sich zusammen aus einer jährlichen Ausschüttung und dem Verkaufserlös der Hotels nach einer Laufzeit von 12 Jahren. TUI hält selbst zehn Prozent am Fonds und verdient zudem über Management- und Beratungsgebühren.
Hinweis: Die Reise erfolgte auf Einladung der TUI Group.
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