Reiserücktritt?
„Der FTI-Insolvenzverwalter muss entscheiden, ob die gebuchten Reisen weiter durchgeführt werden oder ob er vom Reisevertrag zurücktritt. Er muss eine Entscheidung für die nächsten Tage fällen“, sagt Gregor Kadanka vom Fachverband der Reisebüros in WKO. „Andererseits wird versucht, die Kunden umzubuchen, damit die Kunden doch noch ihre Reisen in der geplanten Art und Weise durchführen können.“
Auch das Verkehrsbüro ist in Sachen FTI aktiv geworden. „Wir sind mit unseren Kunden, die auf einer FTI-Buchung in einer Urlaubsdestination sind, oder am Montag und Dienstag ihre Anreise gehabt hätten, in Kontakt getreten“, sagt Andrea Hansal vom Österreichischen Verkehrsbüro. „Wir suchen sie, bestmöglich zu servicieren und mit Alternativen zu versorgen.“
Hotels fordern Geld
Zum Teil werden die FTI-Kunden von den Hotels aufgefordert, die Hotelrechnung nochmals zu bezahlen. Das bestätigt auch Andreas Kröll vom Tiroler Reiseveranstalter Christophorus Reisen, der über seine Reisebüros rund 200 FTI-Reisen vermittelt hat. „Es wurde uns berichtet, dass türkische Hotels die Gäste vor die Wahl stellen: Entweder sie zahlen gleich oder sie müssen abreisen“, schildert Kröll dem KURIER.
Das sei ärgerlich und unverständlich, zumal ohnehin der Reisesicherungsfonds für die Kosten aufkomme. Das sollte nicht sein, aber außerhalb der EU, insbesondere bei Fernreisen, sei es schwieriger, diese Schutzmechanismen durchzusetzen. Kröll verweist auch auf die Problematik, dass die Reisebüros die Anzahlungen der FTI-Kunden nicht einfach retournieren können, da sie erst auf eine Freigabe warten müssten.
„Wir sagen den Kunden, bitte nichts voreilig machen, nur Schritt für Schritt und immer Quittungen geben lassen“, rät Hansal. „Und dokumentieren, mit wem die Kunden gesprochen haben.“ Die Kosten können dann beim Reisesicherungsfonds geltend gemacht werden. Dem Vernehmen nach gibt es im Zwei-Stunden-Rhythmus neue Nachrichten von FTI. „Für alle, die schon im Zielgebiet sind, wird eine geordnete Rückreise organisiert“, sagt die Verkehrsbüro-Sprecherin. Die Rückreise kann aber früher sein als geplant.
„Es werden Kunden frei“
Abgesehen von den Unannehmlichkeiten wird die Pleite eines Großanbieters in der heimischen und deutschen Reisebranche als Chance gesehen. „Wir werden gucken, dass wir die Kontinente an Hotels und Flügen, die jetzt frei werden, einsammeln und neue Angebote zusammenstellen“, sagt ein Sprecher des Marktführers TUI zum KURIER. „Das wird vier, fünf Tage dauern. Wir müssen die Flüge und Hotels, die in den Topf zurückkommen, neu einkaufen, und können diese dann als TUI-Reisen an den Mann und die Frau bringen.“
„Da werden jetzt Kunden frei“, sagt Kröll, der sich als Sardinien-Spezialist in einer Nische positioniert hat. Wegen der Sicherheiten seien Pauschalreisen wieder vermehrt gefragt, auch die regionale Verankerung des Veranstalters spiele wieder eine größere Rolle. „Als Spezialveranstalter, der auf den Heimmarkt abzielt, geht es uns nicht so schlecht“, so Kröll. Ähnlich argumentiert Marco Wohlfahrt, Geschäftsführer von Rhomberg Reisen aus Vorarlberg: „Der Fall FTI zeigt, wie wichtig die Kundengeldabsicherung bei Pauschalreisen ist und stärkt unseren Kurs.“
Chance für kleine Veranstalter
Die Insolvenz bedeute noch nicht, dass FTI vom Markt verschwinde, aber für kleinere Reiseveranstalter sei es durchaus eine Chance, wenn der Kuchen neu verteilt werde. „Viele Kunden haben die Nase voll von Großkonzernen und wollen lieber kleinere Anbieter, die sie dann bei Problemen auch erreichen.“ Rhomberg bietet handverlesene Reiseziele für Individualisten und Familien. Die Buchungslage für den Sommer sei gut, vor allem für die Vor- und Nachsaison.
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