Traisental: „Das Schmuckkästchen beim Weinanbau“
Viele Wege führen zum Winzer. Einige sogar über Traismauer. Die rund 15 Kilometer nördlich von St. Pölten gelegene Stadtgemeinde war in der Vergangenheit nicht unbedingt als Weinstadt bekannt. Auch wenn man in der WeinArtZone im Schloss Traismauer von April bis Oktober „die besten Weine der Region Traisental“ verkosten kann, heißt es auf der Internetseite der Stadt.
Die besten Weine der Region gehören zu den besten Weißweinen des Landes. Tom Dockner aus Theyern hat heuer mit seinem „Riesling Inzersdorf 2020“ die Salon Wein-Verkostung in der Kategorie Riesling gewonnen.
Geheimtipp
Das mag für Insider keine große Überraschung gewesen sein, für die meisten Konsumenten war es das aber sehr wohl. Verglichen mit der Wachau oder dem Weinviertel ist das Traisental immer noch ein Geheimtipp. Dort wo der Dunkelsteinerwald endet und ins Traisental übergeht, besteht der Boden überwiegend aus kalkigen Sedimentgesteinen. Die Weinreben treiben ihre Wurzeln in die Tiefe. Das ergibt Weine mit einem eigenständigen Profil, kräftigem Körper und festem Rückgrat. Die Mineralik ist Geschmacksträger. Angebaut wird vor allem Grüner Veltliner, aber auch Riesling.
Den Geschäftsführer von WEIN&CO, Willi Klinger, hat die Auszeichnung für den Riesling von Tom Dockner „sehr gefreut, aber nicht überrascht“. Das Traisental mit seinen besonderen Kalkböden „mausert sich zum Schmuckkästchen beim österreichischen Weinbau“. Klinger hat die Weine von Dockner schon vor der Prämierung ins Sortiment aufgenommen. „Erst war es Ludwig Neumayer, der die Fahne des Gebietes allein vorantrug, dann kam ein Shooting-Star namens Markus Huber, heute internationaler erfolgreiche Topwinzer. Seit ein paar Jahren rücken endlich weitere Rookies nach“.
Ludwig Neumayer hat seine Weine von Getzersdorf an die Luxusrestaurants Astrance und Plaza Athénée in Paris geliefert. „Meine Weine stehen für Klarheit, Kraft und Lebendigkeit. Sie sollen Freude bereiten. “
Neun Auserwählte
Markus Huber hat mit einem seiner Grünen Veltliner auch schon mal die Salon Verkostung gewonnen. Wenn im Oktober in Saudi Arabien die Weltausstellung Expo beginnt, wird dort in den großen Hotels und Pavillons auch Wein ausgeschenkt. Einer von den neun ausgewählten Weinen ist ein Grüner Veltliner „Alte Setzen 2019“ von Markus Huber aus Reichersdorf.
Der bisher eher geringe Bekanntheitsgrad des Weinanbaugebietes Traisental hat mit der Geschichte zu tun. Zwar haben schon die Kelten dort Wein angebaut, aber lange Zeit gab es dort gemischte landwirtschaftliche Betriebe, wo halt auch ein kleiner Weingarten dabei war. Die Professionalisierung begann nach dem Weinskandal in der zweiten Hälfte 1980er Jahre. Ein wichtiger Schritt war die Definition des Traisentals als eigenes Weinanbaugebiet im Jahre 1995.
Mantra
Schummeln ist nicht drin, denn die Weine werden blind verkostet. „Der Salon ist der härteste Weinwettbewerb Österreichs“, lautet das Urteil von Chris Yorke, Geschäftsführer von Österreich Wein Marketing. „Es zählt allein die Qualität des Weins.“
Das Ergebnis der Verkostungen sind 270 Salon Weine und 17 Salon Sieger, die ihre jeweilige Kategorie gewonnen haben. In den vergangenen Jahren wurden die Ergebnisse noch als Printversion in der Größe eines Taschenbuches veröffentlicht. Nun sind sie im Internet unter salonwein.at abrufbar. Yorke: „Im kommenden Jahr wird der Salon dann einen noch stärkern Fokus auf die Herkunft der Weine setzen.“
Heute lautet das Mantra von immer mehr Winzern im Traisental Qualität, Qualität und noch einmal Qualität. Bei einem Exportanteil von 30 Prozent bis 50 Prozent und sehr guten Bewertungen in Fachmagazinen ist die Weinproduktion auch nicht anders möglich.
„Unsere Generation arbeitet daran das Profil und die Stilistik der Weine aus dem Traisental zu schärfen“, betont Dockner. „Potenzial nach oben gibt es immer.“ Wobei der Klimawandel geholfen hat, erzählt Huber. „Früher war die Herausforderung die Trauben ausreichend reif zu bekommen. Jetzt werden die Trauben jedes Jahr reif.“
Kommentare