Teuerung im Supermarkt: "Produkte fallen ja nicht vom Himmel"

UK inflation hits a record 40 year high at 
10.1 percent
Die Industrie wehrt sich gegen den Vorwurf der Preistreiberei. Die wahre Macht im Supermarktregal liege ganz wo anders.

In Deutschlands größter Supermarktkette, Edeka, werden Konsumenten wohl bald keine Dose Coca-Cola oder Fanta mehr finden. Zumindest droht Edeka gerade damit, den US-Getränkeriesen aus den Regalen zu nehmen bzw. seine Produkte nicht mehr zu einkaufen. Grund dafür seien völlig überzogenen Preisforderungen, argumentiert der Händler. Das ist nur ein Beispiel dafür, was sich gerade hinter den Supermarktkulissen abspielt. Auch in Österreich schimpft Spar-Vorstand Markus Kaser längst bereits medial über „maßlos überzogene Preisforderungen“ der internationalen Lebensmittelindustrie, gegen die sich sein Handelshaus stemmen werde.

Aus Sicht von Günter Thumser, Präsident des Markenartikelverbands (MAV), eine „Machtdemonstration des Handels, der sich als Konsumentenschützer inszenieren will“. Dabei blenden Händler laut Thumser gerne einen Teil der Realität aus. „Nämlich, dass sie selbst Großkonzerne sind, die nicht nur europaweit tätig sind, sondern sich auch noch mit anderen Großkonzernen zu europäischen Einkaufskooperationen zusammengeschlossen haben.“ Sprich, mit ihrer Einkaufsmacht am längeren Hebel der Macht sitzen.

"Preise gesunken"

Der Industrie vorzuwerfen, sie würde sich jetzt auf Kosten der Konsumenten bereichern, sei eine Frechheit. „Bis zum vorigen Sommer, also bis Juli und August 2021, sind die Preise im Lebensmittelhandel laut GfK im Vergleich zur Gesamtinflation sogar gesunken, aber davon redet niemand.“ Die Industrie sei bisher schlicht nicht mit ihren Preiserhöhungen durchgekommen, habe die Mehrkosten also alleine getragen und werde sie auch nicht rückwirkend vom Handel abgefedert bekommen. Der Handel sei also einmal mehr gut gefahren. Für viele Industriebetriebe seien die höheren Kosten von Energie, Rohstoffen und neuen Regulatorien wie der Herkunftskennzeichnung bereits existenzbedrohend.

Anderer Meinung war da kürzlich WU-Professor Wilfried Altzinger im KURIER-Interview, der Gewinn-Margen von Industriekonzernen wie Nestle oder Danone von 15 bis 20 Prozent anprangerte: „Die Rechnung bezahlen wir Konsumenten. Derartige Gewinnmargen hat es in Friedenszeiten nie gegeben“, sagte der Gleichheitsforscher an der Wirtschaftsuniversität Wien.

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