Tesla baut aus Rezessionsangst tausende Stellen ab
Der weltgrößte Elektroautobauer Tesla streicht aus Sorge über eine weltweite Wirtschaftsabkühlung tausende Stellen in der Produktion. Der Abbau werde in den nächsten drei Monaten vollzogen, kündigte Firmenchef Elon Musk am Dienstag auf dem von der Nachrichtenagentur Bloomberg organisierten Qatar Economic Forum an. Es gehe um zehn Prozent der lohnabhängig Beschäftigten, was 3,5 Prozent der Gesamtbelegschaft entspreche - es seien also nicht besonders viele, so Musk. Ende 2021 beschäftigte der US-Konzern weltweit rund 100.000 Mitarbeiter, somit wären es mehr als 3.000 Betroffene.
Der Tesla-Chef hatte intern schon Anfang Juni über die Pläne informiert. In einer Reuters vorliegenden Mail hatte er das mit einem "superschlechten Gefühl" über die Wirtschaftsentwicklung begründet. Eine Rezession in nächster Zeit sei möglich, sagte er dazu jetzt. "Es ist nicht sicher, aber es scheint wahrscheinlicher." Der US-Elektroautopionier wollte im zweiten Quartal das Rekordniveau beim Absatz zum Jahresauftakt von rund 310.000 Fahrzeugen halten. Lockdowns in China bremsten zuletzt aber zunehmend die Produktion im Werk Shanghai.
Unmut in Deutschland
Was die Abbaupläne für das deutsche Tesla-Werk in Grünheide bedeuten, blieb offen. Dort läuft gerade der Stellenaufbau. Ein Firmensprecher war zunächst nicht erreichbar. Die deutsche Gewerkschaft IG Metall hatte am Wochenende auf einen zunehmenden Unmut der Belegschaft in Grünheide wegen zu niedriger und ungleicher Löhne hingewiesen. Deswegen komme auch die Rekrutierung neuer Mitarbeiter nicht so schnell voran wie geplant.
"Tesla will bis zum Jahresende rund 12.000 Beschäftigte an Bord haben. Um dieses Ziel zu erreichen, wird das Management bald beim Entgelt eine Schippe drauflegen müssen", erklärte die Leiterin des IG-Metall-Bezirks Berlin-Brandenburg-Sachsen, Birgit Dietze. Nach Erkenntnis der Gewerkschaft ist die Bezahlung um bis zu 20 Prozent niedriger als die Tariflöhne bei konkurrierenden Autobauern in der Region. Inzwischen sei die Tesla-Werksleitung dazu übergegangen, bei Neueinstellungen mehr Entgelt anzubieten als bei früheren Besetzungen.
Klage wegen Kündigungsfrist
Der offenbar schon begonnene Stellenabbau in den USA sorgt bereits für Ärger. In Texas steht Tesla wegen des Verdachts der Massenkündigungen ohne Einhaltung der Kündigungsfrist am Pranger. Zwei ehemalige Beschäftigte erklärten, sie seien im Juni in der Gigafabrik in Sparks fristlos gekündigt worden, heißt es in der am Montag eingereichten Klageschrift. Demnach habe Tesla mehr als 500 Mitarbeiter in diesem Monat auf die Straße gesetzt. Nach dem US-Arbeitsrecht sei bei einer solchen Massenkündigung eine 60-tägige Kündigungsfrist vorgeschrieben. "Tesla hat den Angestellten lediglich mitgeteilt, dass ihre Kündigungen sofort wirksam werden würden", heißt es in der Klage. Die gefeuerten Mitarbeiter streben eine Sammelklage an. Tesla war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
Die ehemaligen Beschäftigten fordern Lohn und Leistungen für die 60 Tage. Kläger-Anwältin Shannon Liss-Riordan erklärte, Tesla biete einigen Beschäftigten eine Abfindung in Höhe eines Wochenlohnes an. Das sei zu wenig.
Kommentare