Stumpf erwirbt Lamarr: Rund 230 Millionen Euro für Fertigstellung benötigt
Der Starkregen Mitte September war für das Kaufhaus-Projekt „Lamarr“ in der Wiener Mariahilfer Straße eine große Bedrohung. Bis zu zehn Arbeiter mussten Wasser aus dem Rohbau abpumpen, damit der keinen Schaden nimmt. Jetzt hat der insolvente Prestigebau des Signa-Gründers René Benko den Eigentümer gewechselt. Ein Tochterunternehmen der Stumpf-Gruppe um Milliardär Georg Stumpf hat den Zuschlag erhalten.
„Ich habe am Donnerstag den Kaufvertrag unterfertigt, die Stumpf-Gruppe ist im Rahmen des Verwertungsprozesses als Bestbieter hervorgegangen“, sagt Insolvenzverwalter Clemens Richter im Gespräch mit dem KURIER. „Über den Kaufpreis wurde derzeit noch Stillschweigen vereinbart, weil ich noch die insolvenzgerichtliche Genehmigung einholen muss.“
"Der gute Standort, die etablierte Lage in der Mariahilferstraße sowie die Nähe zur Innenstadt waren wesentliche Entscheidungsgründe für den Ankauf. Das zukünftige Nutzungskonzept soll in Abstimmung mit der Stadt Wien und dem Bezirk in den kommenden Monaten entwickelt werden", teilte die Stumpf-Gruppe mit.
Genehmigung des Insolvenzgerichts
Richter hat damit auch den selbst gesteckten Zeitplan einhalten können. „Manche haben ja geunkt, dass dieses Projekt eine Ruine wird“, sagt der Insolvenzverwalter. „Diese Prophezeiung ist nicht eingetroffen.“ Das Überwintern der Baustelle in der Wiener Einkaufsstraße obliegt nach Rechtskraft des Kaufvertrags der Stumpf-Gruppe. Diese muss neben dem Kaufpreis auch geschätzte 230 Millionen Euro in die Hand nehmen, um das Projekt fertigstellen zu können.
Apropos Kaufpreis: Dem Vernehmen nach soll dieser niedriger sein als jene 260 Millionen Euro schwere Kreditlinie, die von Banken gewährt wurde. Im Grundbuch sind Höchst-Pfandrechte der Bank Austria in Höhe von 295 Millionen Euro und der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich in Höhe von 95 Millionen Euro eingetragen.
Der Hintergrund
Das Grundstück hat 7.377 Quadratmeter Baufläche und umfasst die Adressen Mariahilfer Straße 10 -18 und Karl-Schweighofer-Gasse 2-6. Benko hatte das frühere Wiener Zentralgebäude der Möbelkette Leiner zum Jahreswechsel 2017/2018 zu einem Schnäppchenpreis von 60 Millionen erstanden und an die Signa-Gruppe weitergereicht. Er ließ das Leiner-Haus abreißen und wollte nach dem Vorbild des deutschen Luxuskaufhauses KaDeWe einen noblen Einkaufstempel errichten. Doch die Pleite seiner Signa-Gruppe machte ihm einen Strich durch die Rechnung.
Das Gesamtvolumen des Projekts bestehend aus dem geplanten Kaufhaus, einem 148-Zimmer-Hotel, der Leiner-Garage und einem öffentlich zugänglichen Dachgarten wurde mit etwa 530 Millionen Euro beziffert, rund 300 Millionen Euro wurden bereits verbaut.
Die anderen Interessenten
In den vergangenen Monaten haben die Interessenten die Baustelle besichtigt. Stumpf soll einer der ersten gewesen sein. Unter den Interessenten waren anfangs auch die Vienna Insurance Group, die Immobilienentwickler Hines, Morgan Stanley Real Estate, CC Real, bekannt durch die Millennium City in Wien, und Damac Properties aus Dubai; außerdem das französisch-niederländisch-australische Immobilien- und Investmentunternehmen Unibail-Rodamco-Westfield, die Eigentümerin der SCS in Vösendorf und des Wiener Donau Zentrum.
Auch die KKCG Real Estate mit Sitz in Prag um Milliardär Karel Komarek soll zu den potenziellen Erwerbern gehört haben. Ihr Mutterkonzern KKCG SE mit Sitz in Luzern, Schweiz, hält über die Gesellschaften Sazka bzw. Allwyn die Mehrheit an der Casinos Austria AG.
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