Die Österreicher arbeiteten bis heute nur fürs Finanzamt

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Rein rechnerisch wirtschaften Arbeitnehmer erst jetzt in die eigene Tasche. Verfügbares Einkommen nach allen Abgaben liegt bei rund 38 Prozent.

Der Steuerstopptag (oder auch "Tax Freedom Day") bezeichnet den Tag im Jahr, an dem ein durchschnittlicher österreichischer Steuerzahler rechnerisch genug Einkommen erwirtschaftet hat, um alle Abgaben für dieses Jahr bezahlen zu können. Das ist heuer am heutigen  Donnerstag, der Fall. 

Erst ab diesem Zeitpunkt wirtschaften die österreichischen Steuerzahler rechnerisch in die eigene Tasche. Seit 2022 fällt der Tax Freedom Day auf den 15. August, im Vormonat Juli lag er zuletzt vor knapp 20 Jahren. 

Der Steuerstopptag berechnet auf Grundlage von Prognosen die zu erwartende Abgabenbelastung für das laufende Jahr und legt diese anschließend auf das Jahr um, woraus sich das Datum ergibt, auf das der Steuerstopptag fällt. Für heuer wurde auf Basis von Wifo-Prognosen mit einem durchschnittlichen Bruttogehalt von 3.611 Euro pro Monat (14 x im Jahr) gerechnet. Das entspricht einem Bruttojahresgehalt von 50.554 Euro. 

Für den Arbeitgeber bedeutet dieses Gehalt Kosten von 65.672 Euro pro Jahr. Inkludiert sind hier auch die Arbeitgeberanteile zur Sozialversicherung, aber auch beispielsweise die Kommunalsteuer.

Grob kann zunächst zwischen Abgaben, die mit der Sozialversicherung im Zusammenhang stehen, und sonstigen Steuern und Abgaben unterschieden werden (siehe Grafik). Die Abgaben, welche mit der Sozialversicherung in Zusammenhang stehen, machen einen etwas höheren Anteil aus als alle sonstigen Steuern und Abgaben. Insgesamt fließen etwas mehr als ein Drittel (34 Prozent) des Bruttogehalts in die Beiträge zur Sozialversicherung und ähnliche Abgaben. Das sind etwa 22.560 Euro pro Jahr. Von dieser Summe geht mit 11.526 Euro (18 Prozent) der überwiegende Betrag an die Pensionsversicherung. Dahinter folgen Krankenversicherung (6 Prozent) sowie die Arbeitslosenversicherungsbeiträge mit  (5 Prozent).

Die sonstigen Steuern und Abgaben addieren sich auf 28 Prozent des Bruttogehalts. Das sind etwa 18.322 Euro pro Jahr. Darunter fallen etwa Lohn-, Mehrwert-, Kommunal-, Kapitalertrag- oder Mineralölsteuer.

Ökonom Martin Gundinger, der den Steuerstopptag für das FPÖ-nahe Hayek Institut berechnet hat, sagt: „Die Zahlen zeigen aus meiner Sicht, dass der Mitteleinsatz für staatliche Leistungen effizienter und einfacher werden muss, und Einsparungspotential in der Verwaltung gehoben gehört. Dies kann nur auf Druck einer gut informierten Öffentlichkeit hin erfolgen.“

Barbara Kolm, Präsidentin des Hayek Instituts, ergänzt: „Der Steuerstopptag soll daran erinnern, dass Steuergeld nicht auf Bäumen wächst, sondern von der arbeitenden Bevölkerung mühsam erwirtschaftet wird. Von einer angemessenen Würdigung des Leistungsgedankens und einem entsprechend verantwortungsvollen und sparsamen Umgang mit Steuergeld ist Österreich leider noch weit entfernt. Der Vergleich mit internationalen Best Practices macht sicher, vor allem braucht es keine neuen Steuern.“

"Damit der Tax Freedom Day in Zukunft wieder früher verkündet werden kann, müssen spürbare Entlastungsschritte gesetzt werden“, sagt die Bundesvorsitzende der Jungen Wirtschaft (JW), Bettina Dorfer-Pauschenwein. Im Ländervergleich der Steuer- und Abgabenquote gehört Österreich mit 47,2 Prozent ((inkl. Arbeitgeberabgaben) mittlerweile zu den Top-3 unter den OECD-Nationen. Nur Belgien (52,7 Prozent) und Deutschland (47,9 Prozent) haben eine noch höhere Einkommensbelastung als Österreich, der OECD-Durchschnitt liegt bei 34,8 Prozent.

Der Tax Freedom Day geht auf eine Idee des US-Amerikaners Dallas Hostetler Ende der 1940er-Jahre zurück und wird heutzutage meist von neoliberalen Kreisen aufgegriffen.

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