Start der Metaller-Lohnrunde: Der große Schock blieb vorerst aus

Freundliche Gesichter zum Verhandlungsstart
Die Gewerkschaft fordert 11,6 Prozent mehr Lohn. Die Arbeitgeber stehen auf der Bremse, hatten aber eine höhere Forderung befürchtet

Mit der Forderungsübergabe durch die Gewerkschaft starteten am Montag die Metaller-Kollektivvertragsverhandlungen – der Auftakt zur Herbstlohnrunde.

Der vielfach erwartete Schock zu Verhandlungsbeginn blieb vorerst aus. Die Atmosphäre wirkte entspannt, das traditionelle Händeschütteln der Chefverhandler zum Beginn der Gespräche fiel durchaus freundlich aus.

Pro-Ge-Verhandler Reinhold Binder und GPA-Mann Karl Dürtscher legten ein Paket auf den Tisch, das als zentrale Forderung ein Lohn- und Gehaltsplus von 11,6 Prozent (bei einer Inflationsrate von 9,6 Prozent) enthält. Außerdem solle es die Möglichkeit geben, mehr Geld gegen mehr Freizeit zu tauschen, wodurch die Höhe des Lohnabschlusses sinken würde. Auch das Thema Arbeitszeit bleibt prinzipiell auf dem Tapet, aber nicht als generelle Arbeitszeitverkürzung, sondern in Form der leichteren Erreichbarkeit der sechsten Urlaubswoche.

Bei Beobachtern kommt das einigermaßen gut an, hatten sie doch im Vorfeld mit einer wesentlich höheren Gewerkschaftsforderung in der Gegend von zwölf bis 13 Prozent gerechnet. Die Arbeitgeber hatten zudem eine generelle Arbeitszeitverkürzung stets abgelehnt.

Der Sprecher der Arbeitgeberseite, Christian Knill (Bruder von IV-Präsident Georg Knill) sagt dennoch, dass die Gewerkschaftsforderung angesichts der Rezession in der Industrie zu hoch sei und die besonders exponierte Branche gegenüber den Mitbewerbern im Ausland geschwächt werde.

Knill sagt: „Wir haben mit einer Forderung gerechnet, die deutlich über der Inflation liegt. Die prozentuelle Forderung von 11,6 Prozent ist aber überzogen, das schwächt unsere Betriebe und den Standort massiv. Es ist noch nicht ganz angekommen, dass wir in einer Rezession stecken und die Auftragseingänge und -umsätze in den vergangenen Monaten eingebrochen sind.“

Binder nimmt mehr die Regierung in die Pflicht. Diese habe „an allen Ecken und Enden in der Teuerungsbekämpfung versagt“. Nachsatz: „Wir werden aber am Verhandlungstisch Sorge trage, dass der Wirtschaftsstandort Österreich gesichert ist, das ist unsere Aufgabe.“ Sein Gewerkschaftskollege Dürtscher ergänzt in Richtung der Unternehmer: „Wir sehen, dass sich manche eine goldene Nase verdient haben und dass die Preisgestaltung nach dem Motto funktioniert: Was geht noch rein. Die Beschäftigten haben nicht die Möglichkeit Preise zu erhöhen, sie müssen die Kosten tragen.“

Zum Vergleich: Im Herbst des Vorjahres brauchte es insgesamt vier Verhandlungsrunden der Sozialpartner bis der Metaller-Abschluss (7,4 Prozent bei 6,4 Prozent Inflation) fixiert war. Pro-Ge und GPA waren mit der Forderung von 10,6 Prozent in die Verhandlungen gegangen.

Legt man diese Relationen auf heuer um, so erscheint ein Abschluss in der Größenordnung von zehn Prozent realistisch. Das würde bisherigen Abschlüssen in anderen Branchen in diesem Jahr entsprechen, aber etwa auch der Erhöhung für die Pensionisten (9,7 Prozent).

Freilich würde ein Abschluss von zehn Prozent allein in der metalltechnischen Industrie, die innerhalb der Metaller mit 120.000 Mitarbeitern die wichtigste Sparte repräsentiert, zusätzliche Personalkosten von circa einer Milliarde Euro bedeuten.

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