Spusu-Chef: "Das 4G-Netz wird immer schlechter"

Franz Pichler, Eigentümer und Chef von Mass Response 
Der Mobilfunker Spusu hat heuer 150.000 Kunden dazugewonnen. Gründer Franz Pichler über den neuen Mobilfunkstandard 5G und die schwächelnde Wirtschaft.

650.000 Kunden zählt der vor acht Jahren gestartete Mobilfunkdiskonter Spusu bereits in Österreich. Heuer konnten 150.000 neue dazugewonnen werden. 

Das liege auch an der schwächelnden Wirtschaft, sagt Gründer Franz Pichler im Gespräch mit dem KURIER.

KURIER: In Österreich häufen sich die Pleiten. Verzeichnen auch Sie mehr Zahlungsausfälle bei Mobilfunkrechnungen?
Franz Pichler: Natürlich gibt es Zahlungsausfälle, aber die haben sich nicht verändert. Wenn die Leute weniger Geld haben, spielt uns das sogar in die Karten. Der Kundenzuwachs ist bei uns in Krisenzeiten stärker.

Dass ein großer Mitbewerber Mobilfunktarife bereits um 5 Euro anbietet, hat Ihnen nicht geschadet?
Wir haben das zuerst auch gedacht. Aber es hat überhaupt keinen Einfluss auf unser Geschäft gehabt. Es sind weder Kunden abgewandert, noch haben wir weniger Neukunden gewonnen. 

Wie viele Ihrer Kunden nutzen die jüngste Mobilfunkgeneration 5G?
Es ist noch eine geringe Zahl, aber es werden ständig mehr. Wer einen Tarif mit einem hohen Datenvolumen, also 50 GB oder mehr hat, sollte jetzt zu 5G greifen.

Warum?

Es wandern immer mehr Frequenzen von 4G zu 5G. Das 4G-Netz wird immer schlechter. Das merkt man , wenn zwischen 18.00 und 22.00 viele Leute surfen. Das 5G-Netz ist bombig gut, auch weil weniger Leute drauf sind. Durch gezielten Richtfunk können wir aus einem Sender auch mehr rausholen. Da können bis zu 5.000 Smartphones eingebucht sein.

Für einen 5G-Tarif müssen Kunden mehr bezahlen. Der Preisunterschied wird bleiben?
Ich vermute, dass 5G die Preise von 4G nie erreichen wird. Man hat viel investiert. Es ist eine ganz andere Qualitätsstufe. Ein besseres Produkt kostet mehr Geld. Das ist bei den Autos genau so. Die werden immer besser, kosten aber auch immer mehr. 

Die Servicepauschale haben Diskonter wie Spusu nie verlangt. Klagen gegen die Pauschale dürften bald vom OGH entschieden werden. Was kommt auf die Großen zu?
Mit der Thematik setze ich mich nicht auseinander. Warum ich jährlich extra noch einmal etwas bezahlen soll, wenn ich schon monatlich bezahle, habe ich nie verstanden.

Sie und andere Mobilfunkdiskonter nehmen auch keine Indexanpssungen vor. Spüren Sie die Inflation nicht?
Doch. Aber mit der Technologie im Smartpohnebereich ist es so, dass man im Laufe der Jahre mehr für das gleiche Geld bekommt. Warum also sollte ich ein 50GB-Produkt an den Index anpassen, wenn ich zwei Jahre später umd das gleiche Geld schon ein 70GB-Produkt bekomme?

Sie sind auch in Italien, Großbritannien und seit heuer auch in der Schweiz aktiv. Wie unterscheiden sich die Märkte?
Sie sind komplett unterschiedlich. In Italien ist der Marktpreis sehr niedrig. Da kann man nichts verdienen. Wir haben aber den Break-Even erreicht. In Großbritannien haben wir ein dreiviertel Jahr gebraucht, um den Markt zu verstehen. Seit Februar funktioniert es sehr gut. Und in der Schweiz hat es von Anfang an gut geklappt.

Sie sind auch ins Glasfasergeschäft eingestiegen. Laut der Regulierungsbehörde RTR ist die Nachfrage verhalten. 
Es stimmt, dass zu wenige Konsumenten den Anschluss nehmen. Es werden die Firmen, die graben und Leitungen verlegen gefördert. Aber die Konsumenten nicht. Die Leute scheuen sich vor den Anschlusskosten. Bei PV-Anlagen ist es umgekehrt. Da werden die Konsumenten gefördert. Das müsste man auch im Glasfaserausbau umsetzen.

Franz Pichler

Spusu-Chef Franz Pichler

Sie verlegen auch selbst Leitungen. Wann rechnet sich das?
Der maßgebliche Faktor ist, wie viele Haushalte, an denen ich vorbeigrabe, Glasfaser nehmen. Man braucht 40 bis 50 Prozent, damit es sich rechnet. 

Wie viele sind es bei Ihnen?
Bei uns sind es 60 bis 70 Prozent.

Warum sind es bei Ihnen mehr?
In den Orten, in denen wir selbst graben, setzen wir nur Leute ein, die fließend Deutsch sprechen. Das hat den Vorteil, dass sich die Bevölkerung mit den Bauleuten unterhalten kann. Das ist gerade beim Lichtwellenleiter sehr wichtig, weil jeder Haushalt andere Bedürfnisse hat, was den Anschluss betrifft. Wo man reingräbt oder wer Löcher durch die Mauer bohrt. Man muss kommunizieren, das hat einen Rieseneffekt. 

Sie verkaufen auch E-Bikes. Warum?
Ich wollte mir gemeinsam mit meiner Frau ein E-Bike mit großem Akku kaufen, das einfach zu bedienen ist, aber ich habe keines gefunden. Dann hab ich gesagt, ich machs selbst. Zuerst mit einer Partnerfirma, mittlerweile produzieren wir es in Wolkersdorf selbst. Wir machen auch das Design selbst.

Der Fahrradboom hat nach Corona nachgelassen. 
Der Markt ist während der Corona-Zeit explodiert. 2022 und 2023 ist er eingebrochen. Heuer hat sich das aber wieder eingependelt. Wir haben auch eine Partnerschaft mit einem Lieferdienst.

Mittlerweile bieten Sie auch Wein unter der Marke Spusu an. Gibt es Pläne für weitere Produktkategorien?
Mit dem E-Bike und den Wein wollen wir die Marke Spusu in den Köpfen der Menschen in einem höheren Qualitätsniveau verankern. Vielleicht machen wir bald wieder etwas Neues. Ideen haben wir immer wieder. 

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