Sommertourismus: Mehr Nächtigungen, weniger Trinkgeld

Österreichs Hotellerie- und Gastronomiebetriebe blicken zuversichtlich auf die kommenden Monate. Auch im Herbst und Winter wird mit Zuwächsen gerechnet
Heimische Hoteliers und Gastronomen sind mit der Sommersaison bisher zufrieden. Die Teuerung macht sich bemerkbar, auch beim Trinkgeld.

Nach einem guten Start in die Sommersaison hat sich die Stimmung unter Österreichs Hoteliers und Gastronomen aufgehellt. Zu schaffen machen der Tourismuswirtschaft die Auswirkungen der Teuerung. Die Gäste buchen kurzfristiger und geben weniger Geld aus. "Das Sparverhalten ist in der Branche angekommen", zog Hans Spreitzhofer, Obmann des Fachverbandes Hotellerie in der Wirtschaftskammer, am Freitag eine Zwischenbilanz der heurigen Sommersaison.

Mit 20,7 Millionen Nächtigungen im Mai und Juni ist der Sommer eigentlich ganz gut angelaufen. Drei Viertel der Gastronomie- und Hotelleriebetriebe zeigten sich laut einer Market-Umfrage zufrieden und rechnen mit Zuwächsen im Sommer. Wobei der Optimismus im Westen deutlich größer ist als im Osten. Auch in der Stadthotellerie ist die Stimmung nicht ganz so gut. In Graz und Innsbruck wurde das Niveau vor der Corona-Pandemie aber bereits wieder übertroffen. Zuversicht herrscht auch für den Herbst und Winter. Anfragen und Buchungen würden bei vielen Betrieben besser laufen als im vergangenen Jahr, sagte Spreitzhofer.

Mehr lesen: 20 Millionen Menschen planen Sommer-Urlaub in Österreich

Gäste weniger spendabel

Gedämpft wird der Optimismus durch die Teuerung, die sich auch im Verhalten der Gäste bemerkbar macht. Viele warten auf Last-minute-Angebote, bleiben kürzer und sparen bei Speisen und Getränken. "Suppe oder Dessert werden oft weggelassen", sagte Mario Pulker, Obmann des Fachverbandes Gastronomie in der Wirtschaftskammer. "Auch beim Trinkgeld wird gespart."

Die Inflation setzt auch den Betrieben zu. Die gestiegenen Preise für Energie und Lebensmittel und höhere Kosten für Löhne wurden von 80 Prozent der Hotellerie- und Gastronomiebetriebe bereits an die Kundschaft weitergegeben. Aber nur zwölf Prozent haben das laut der von der Wirtschaftskammer in Auftrag gegebenen Umfrage in vollem Ausmaß gemacht.

Die Betriebe achten auch zunehmend auf das Energiesparen, vergleichen Preise der Lieferanten und reduzieren die Kosten beim Lebensmitteleinkauf. Fast ein Drittel musste bereits Gerichte von der Karte entfernen oder adaptieren, weil die einzelnen Lebensmittel zu teuer wurden. Jeder fünfte Wirt hat mittlerweile auch eine eigene Speisekarte für das Wochenende und den Abend. "Beim Mittagsmenü ist nichts mehr zu verdienen", sagte Pulker. Rund 30 Prozent der Betriebe würden Umsatzeinbußen verzeichnen: "Finanziell sieht es in der Branche nicht so gut aus."

Entspannt hat sich die Situation am Arbeitsmarkt. Derzeit suchen laut der Umfrage 27 Prozent der Betriebe Mitarbeiter. Im vergangenen Jahr waren es noch ein Drittel.  Die Situation bleibe aber herausfordernd, sagte Pulker. Bei Betrieben, denen Mitarbeiter fehlen, würden im Schnitt zwei bis drei Personen in der Küche, im Service und bei Hotels auch in der Reinigung gesucht.

Kaum Unwetterschäden bei Betrieben

Der Sommerurlaub sei auch in den von den Unwettern vom vergangenen Wochenende betroffenen Regionen in der Südsteiermark und Südkärnten wieder ungestört durchführbar, betonte Hoteliers-Obmann Spreitzhofer mit Verweis auf  die kommende Heißwetterphase und wohl auch einige Stornoanfragen. "Die Betriebe sind kaum zu Schaden gekommen und auch in den Badeseen ist wieder weitgehend uneingeschränkter Badebetrieb möglich."

Kommentare