Wer zahlt die Gehälter während der Fortführung?
Die Gehälter und das Weihnachtsgeld muss die Signa Holding selbst bezahlen.
Wer sind die Gläubiger der Signa Holding?
Das Gros der von der Insolvenz betroffenen Gläubiger sind internationale und nationale Banken, Beratungsunternehmen, aber auch klassische Dienstleister wie Telekommunikationsunternehmen und Lieferanten sowie Unternehmen des Bau- und Baunebengewerbes.
In welchen Gesellschaften der Signa Holding befinden sich die lukrativen Immobilien?
In den Tochterfirmen Signa Prime und Signa Development bzw. in deren Projektgesellschaften. „Was an Buchwerten angegeben ist, ist das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben stehen“, sagt Weinhofer. „Daher müssen Sachverständige bestellt werden, die sich ein umfassendes Bild über das verwertbare Vermögen machen und Gutachten erstellen.“
Wie läuft das weitere Verfahren ab?
Am 19. Dezember ist die erste Gläubigerversammlung und Berichtstagsatzung im Handelsgericht Wien anberaumt, in der der Verwalter einen ersten Bericht vorlegen wird. In dem wird stehen, ob und wie die Eigenverwaltung funktioniert und ob die Fortführung kostendeckend möglich ist. Am 29. Jänner ist dann die Prüfungstagsatzung, wo bekannt gegeben wird, welche Forderungen anerkannt und welche bestritten werden.
Welche Aufgabe hat der Gläubigerausschuss?
Der Gläubigerausschuss ist ein Überwachungsgremium. Bisher ist noch keiner bestellt. „Der Gläubigerausschuss muss vorab über größere Rechtsgeschäfte informiert werden“, sagt Weinhofer. „Und er muss bei größeren Rechtsgeschäften auch angehört werden.“
Wann wird über den Sanierungsplan abgestimmt?
Der D-Day ist dann der 12. Februar 2024, an diesem Tag werden die Gläubiger über den angebotenen Sanierungsplan abstimmen. Die Tagsatzungen sind nicht öffentlich. Neben den Geschäftsführern und dem Sanierungsverwalter können nur Gläubiger bzw. ihre Vertreter daran teilnehmen.
Wird es bei der Mindestquote von 30 Prozent für die Gläubiger bleiben?
Nein, das muss es nicht sein. Würde nämlich bei einer Liquidation der Signa Holding theoretisch eine höhere Quote herauskommen, werden die Gläubiger die Signa auffordern, die Sanierungsquote zu erhöhen. „Sonst wird die Mehrheit der Gläubiger dem Sanierungsplan nicht zustimmen“, sagt Weinhofer. Die Quote kann deutlich steigen. Bestes Beispiel ist der Pleitefall A-Tec. Hier wurde die Quote von 30 Prozent auf 47 Prozent erhöht.
Müssen die Gesellschafter und Investoren der Signa Holding einen finanziellen Beitrag zum Sanierungsverfahren leisten?
„Sollte es im vergangenen Jahr Gewinnausschüttungen gegeben haben, müssen diese überprüft werden sowie alle Rechtsgeschäfte der letzten sechs Monate“, sagt Weinhofer. „Sollten einzelne Rechtsgeschäfte für die Signa Holding ungünstig gewesen sein, sind diese rückabzuwickeln. Wenn man eine Sanierung möchte, stellt sich auch die Frage, welchen Beitrag die Gesellschafter zur Sanierung leisten.“ Neben Benko gehören u. a. dazu: die Familienprivatstiftung von Hans Peter Haselsteiner, der Küchengerätehersteller Eugster/Frismag, der Schokounternehmer Ernst Tanner sowie die Fressnapf-Eigentümer.
Werden weitere Signa-Gesellschaften Insolvenz anmelden?
Am Donnerstag wurde bekannt, dass der Münchner Sporthändler Scheck Insolvenz angemeldet hat. Scheck gehört zur insolventen Gruppe Signa Sports United. Es ist nicht auszuschließen, dass weitere Signa-Gesellschaften Insolvenz anmelden werden.„Ich schließe auch einen Dominoeffekt bei diesem komplexen Konstrukt nicht aus“, sagt Weinhofer.
Kann die Eigenverwaltung entzogen werden?
Ja, wenn die Kooperation zwischen Geschäftsführung und Sanierungsverwalter nicht funktioniert und kein Vertrauen vorhanden ist. Oder der Verdacht besteht, dass Vermögen verschoben wird. Im Verfahren ohne Eigenverwaltung übernimmt der Verwalter die Rolle der Geschäftsführung.
Der Sanierungsverwalter
Der Insolvenzexperte und Sanierungsanwalt Christof Stapf, Partner der Anwaltskanzlei Stapf Neuhauser, genießt einen exzellenten Ruf. Der 65-Jährige sei „tough, hoch-seriös und überaus professionell“, sagen Gläubigerschützer. Und die müssen es wissen, haben sie doch zum Teil schon jahrzehntelang mit ihm zu tun. Stapf hat 1983 promoviert und ist seit 1988 als Anwalt tätig.
Das Sanierungsverfahren über die Signa Holding ist sicher ein Höhepunkt in seiner Karriere. Dabei hat der Experte schon etliche große Insolvenzverfahren hinter sich. Er war Massverwalter der Internetprovider Yline und KPNQwest Austria, der Autozubehörhändler Forstinger, bei der Austria Forst Nahrungsmittel GmbH und der Marta Unternehmensberatung.
Aber auch die Insolvenzen des Wiener Hotels „Le Meridien“(Barvie GmbH) wickelt er ab sowie die der Modeketten Pimkie Österreich und mister*lady. Auch die Pleite des Poker-Casinos Montesino des Glücksspielunternehmers Peter Zanoni gehörte dazu. Aktuell ist Stapf in 23 weiteren Fällen Insolvenzverwalter.
Kommentare