In Zeiten des Homeoffice für viele ein verstärktes Ärgernis: Der gelbe Zettel der Post, der über einen missglückten Zustellversuch informiert. Insbesondere, wer während der Pandemie den Großteil des Tages zu Hause verbringt, hat oft kein Verständnis dafür, sich sein Packerl oder Brief abholen gehen zu müssen.
Wie der Rechnungshof festgestellt hat, hat die Zahl dieser Benachrichtigungen aber schon vor der Corona-Pandemie stark zugenommen. Zwischen 2016 und 2019 gab es dabei ein Plus von 67 Prozent. In Befragungen gaben zudem 17 Prozent an, einen "Gelben Zettel" vorgefunden zu haben, obwohl sie zu dem fraglichen Zeitpunkt zu Hause waren. Die staatlichen Prüfer sehen darin "Defizite bei der langfristigen Sicherstellung und zukunftsweisenden Ausrichtung der Grundversorgung mit Postdienstleistungen".
Die Post verteidigt sich damit, dass die Erstzustellquote im Prüfungszeitraum bei über 90 Prozent gelegen habe. Auch sei das Paketvolumen im Untersuchungszeitraum um die Hälfte gestiegen. Das Monitoring, das der Rechnungshof empfiehlt, werde zudem bereits durch das Kundenservice der Post umgesetzt.
Überlastete Zusteller
Bei der zuständigen Gewerkschaft der Post- und Fernmeldebediensteten (GPF) sieht man die Situation weniger rosig. Für Gewerkschaftssekretär Patrick Stockreiter ist "der Druck auf die Zusteller massiv gestiegen", weil seit Jahren ein "radikaler Personaleinsparungsplan gefahren" werde. So würden etwa Zustellregionen vergrößert, wodurch der Druck auf die Mitarbeiter steige.
Mit der Zunahme des Versandhandels in der Corona-Pandemie habe sich die Situation weiter verschärft. Bei der Anzahl der Pakete gebe es neue Rekorde, der Personalstand sei aber nicht in einem entsprechenden Ausmaß gestiegen, so GPF-Vorsitzender Richard Köhler im Gespräch mit dem KURIER. Zwar hätte man sich mit dem Unternehmen im November auf die Schaffung von 1.500 zusätzlichen Stellen geeinigt, davon sei man bisher aber "weit entfernt". Um das Volumen zu bewältigen, arbeite die Post vermehrt mit externen Frächtern zusammen. Dadurch verliere man aber auch Einfluss auf die Qualität der geleisteten Arbeit.
Keine Schneckenpost
Die Redewendung von der "Schneckenpost" ist bei der Post laut Rechnungshof übrigens nicht angebracht: "Gemäß einer europäischen Norm sollten 95 Prozent der Priority-Briefe im Inland innerhalb eines Werktags zugestellt sein, 90 Prozent der Pakete innerhalb von zwei Werktagen. Die Post AG erreichte diese Laufzeiten in den Jahren 2016 bis 2019 überwiegend oder übertraf sie sogar", so die Prüfer.
Bedarf zur Verbesserung ortet der Rechnungshof allerdings auch auf der Seite des Gesetzgebers. Private Zustelldienste, die in Konkurrenz zur Post stehen, würden sich aussuchen, in welchen Regionen sie arbeiten, während die Post auch die weniger lukrativen, abgelegenen Gegenden abdecken muss. Um die Schieflage auszugleichen, empfiehlt der Rechnungshof, einen "tragfähigen finanziellen Ausgleich zu entwickeln".
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