Klingt, als wären Sie mit dem Pandemie-Management in Österreich unzufrieden ...
Ich fand die Regelungen gut und pragmatisch, bis vor Weihnachten 2021 aus dem Nichts der fünfte Lockdown kam. Ausgerechnet zur wichtigsten Jahreszeit im Handel. Zu einem Zeitpunkt, als wir bereits eine Impfung hatten und kein Land der EU mehr einen Lockdown verhängt hat.
Lockdowns sind derzeit kein Thema, doch nun frisst die Inflation die Haushaltsbudgets auf. Spüren Sie die sinkende Kaufkraft schon in der SCS und im DZ?
Noch nicht. Wien ist aber auch eine der wohlhabendsten Städte Europas, die Kaufkraft im Einzugsgebiet der Westfield Shopping City Süd ist hoch. Wer dort hinfährt, gibt im Durchschnitt 130 Euro pro Besuch aus. Im Westfield Donauzentrum sind es 110 Euro. Solche Durchschnittswerte werden in anderen Regionen im Land nicht erreicht.
Das heißt, bei Ihnen ist noch keine Kaufzurückhaltung spürbar?
Nach jedem Lockdown haben wir relativ schnell wieder das Vorkrisenniveau erreicht. Vor allem beim Umsatz, etwas verzögert bei den Besucherzahlen. Kunden, die ins Shoppingcenter kommen, nehmen das volle Programm – inklusive Freizeitaktivität und Lokalbesuch. Das ist ein Trend, der bleiben wird.
Zum Geldausgeben muss man nicht mehr ins Shoppingcenter fahren, das geht auch von der Couch aus ...
Neben Onlinehändlern werden die kleinen Händler ums Eck mit langen Öffnungszeiten und die großen Shopping-Destinationen mit angeschlossenen Büros, Ärztezentren, umfangreichen Gastronomie- und Unterhaltungsangeboten sowie Wohnungen, Zukunft haben. So wie unsere Häuser.
In der SCS und im DZ kann man doch nicht wohnen?
Noch nicht, aber ich könnte mir vorstellen, dass wir über das DZ Wohnungen bauen. Hier wäre Platz für mehrere Tausend Quadratmeter. Wir denken über so etwas nach und prüfen die Möglichkeiten. Die Lage ist attraktiv, der Bedarf da, die Quadratmeterpreise liegen in dieser Lage bei bis zu 10.000 Euro. So hoch waren die Preise vor ein paar Jahren in der Wiener Innenstadt. Die Stadt wächst, die Preise steigen. Die Fantasie für diese Wohnungen ist also da, die Ambition auch.
Und das nötige Geld ist auch vorhanden? Börsenotierte Konzerne haben grundsätzlich verschiedene Optionen, finanzielle Mittel aufzubringen.
Derzeit verkauft Westfield in vielen Ländern ihre Anteile an Häusern, um die Verschuldungsquote zu senken.
Weil wir uns auf die großen Häuser konzentrieren, die die Gewinner der Krise sind. Die Expansion der großen Handelsketten konzentriert sich auf die besten Lagen, alle anderen kommen unter Druck.
Wünschen Sie sich die Sonntagsöffnung?
Natürlich, so wie unsere Kunden auch. Verkaufsoffene Sonntage sind in der ganzen EU Usus und funktionieren gut. Deshalb wollen viele Händler aufsperren.
Viele argumentieren aber auch, dass es nur zu einer Umsatzverschiebung kommen würde, bei gleichzeitig hohen Personalkosten.
In vielen Ländern – Frankreich, Großbritannien, Spanien – ist der Sonntag längst der zweitstärkste Einkaufstag der Woche. Am Sonntag arbeiten oft Studenten, die Personalkosten sind nicht so hoch, die Öffnung rentiert sich. Das hat man in Frankreich schnell erkannt.
Was meinen Sie damit?
Vor zehn Jahren wurden sehr großzügig Tourismuszonen definiert, in denen sonntags auf freiwilliger Basis geöffnet werden darf. In unserem Pariser Shoppingcenter in La Défense, das 40 Millionen Besucher im Jahr hat, haben anfangs nur 60 Prozent der Betriebe aufgesperrt. Dann haben sie gesehen, welche Umsätze generiert werden, heute sind es 100 Prozent.
Das heißt, in der SCS und im Donauzentrum würde es im Fall der Fälle für Händler keine Pflicht geben, sonntags aufzusperren?
Wir würden es den Betrieben offenlassen, ob sie sonntags aufsperren. Fünf verkaufsoffene Sonntage pro Jahr wären zumindest ein Anfang.
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