Schweizer Jobwunder: Weniger als 90.000 Arbeitslose
Wer glaubt, in Österreich finden sich keine Arbeitskräfte, dem sei ein Blick in die Schweiz empfohlen. Dort waren im Frühjahr erstmals seit 20 Jahren weniger als 100.000 Menschen von Arbeitslosigkeit betroffen. Im Mai waren im Nachbarland mit 8,7 Millionen Einwohnern sogar weniger als 90.000 Menschen auf Jobsuche. Die Arbeitslosenrate ist auf 1,9 Prozent gefallen und damit auf dem niedrigsten Wert seit dem Frühling 2001.
„Der Boden ist erreicht, ohne dass eine Trendwende absehbar ist“, beschreibt Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit beim Staatssekretariat für Wirtschaft die Aussichten. Inzwischen „lassen die Konjunkturaussichten auf eine allmähliche Verlangsamung der Wirtschaftsaktivität schließen“, im Herbst werde die Arbeitslosigkeit schon allein aus saisonalen Effekten wieder steigen. Denn im Winter gibt es etwa am Bau, in der Landwirtschaft und in der Gastronomie weniger Arbeit.
Auch am österreichischen Arbeitsmarkt gab es im ersten Quartal einen Aufschwung. Im April und Mai verzeichnete das AMS aber wieder einen leichten Anstieg der Arbeitslosigkeit. Die Zahl der Beschäftigten ist im Jahresvergleich zwar leicht gestiegen, die Arbeitslosenquote war mit 5,9 Prozent (320.602 Personen auf Jobsuche) aber etwa drei Mal so hoch wie in der Schweiz.
Möglich macht das „Schweizer Jobwunder“ vor allem die robuste wirtschaftliche Entwicklung. Im ersten Quartal stiegen dank eines boomenden Wintertourismus sowohl die Inlandsnachfrage als auch die Exporte. Die OECD prognostiziert der Schweiz heuer ein Wirtschaftswachstum von 0,6 Prozent. Das klingt bescheiden, ist aber mehr, als für Österreich (0,2 Prozent) oder Deutschland (null) erwartet wird. Die Inflation in der Schweiz war im Mai mit 2,2 Prozent nur ein Viertel so hoch wie in Österreich (8,8 Prozent) und deutlich unter dem Durchschnittswert der Eurozone (6,1 Prozent).
Und das wiederum hilft der gesamten Volkswirtschaft. Denn aufgrund des starken Frankens haben sich die Energieimporte in der Schweiz deutlich weniger stark verteuert als in der Eurozone. Dazu kommt, dass Importe aufgrund des hohen Lohn- und Preisniveaus im Land für die Schweiz generell billiger sind. Dementsprechend haben die Energiekosten die Inflation nicht so stark angefeuert und auch die Zweitrundeneffekte (Preissteigerungen als Folge der Teuerung) fallen geringer aus.
Rekordsommer
Ähnlich wie in Österreich blickt auch die Schweizer Tourismuswirtschaft einem starken Sommer entgegen. Bei den Nächtigungszahlen soll der Rekord aus der Vor-Corona-Zeit fallen, prognostiziert die Konjunkturforschungsstelle der ETH. Für die Sommersaison 2023 wird mit einem Plus von 5 Prozent auf 1,2 Millionen Nächtigungen gerechnet.
Einer der Gründe ist die Rückkehr der Chinesen. Die Schweizer selbst wiederum machen vermehrt Urlaub in Österreich. Allein im Winter gab es ein Nächtigungsplus von 58 Prozent.
Kommentare