In der Reinigungsbranche ist Schwarzarbeit anscheinend an der Tagesordnung. Diesen Eindruck gewinnt man, wenn man einen diesbezüglichen Ermittlungsakt der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) durchforstet.
Wie der KURIER berichtete, ermittelt die WKStA seit 2022 gegen ein großes Reinigungsunternehmen, 16 Subfirmen und mehrere Dutzend Personen wegen des Verdachts des Betrugs, der organisierten Schwarzarbeit und der Steuerhinterziehung. Unterm Strich dürfte es um Millionenbeträge gehen.
Die Verdachtslage hat sich mittlerweile erhärtet. Denn die Finanzpolizei hat die schriftlichen Aufzeichnungen (Kalender) und Telefon-Chats des Chefs des Reinigungssubunternehmens G. sowie Arbeitszeit-Aufzeichnungen der Ex-Mitarbeiter ausgewertet.
Dabei stellte sich heraus, dass die Beschäftigten in der Regel gar nicht oder nur geringfügig bei der Sozialversicherung angemeldet waren, tatsächlich aber bis zu 167 Stunden im Monat gearbeitet haben.
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Interessant ist dabei, dass die Reinigungskräfte in Filialen eines Lebensmittelkonzerns, eines Elektrohändlers, einer Möbelhandelskette und in einem Wiener Einkaufszentrum eingesetzt wurden.
Auffällig ist auch, dass die als Zeugen befragten Beschäftigen in der Regel zuerst bestritten, schwarz gearbeitet zu haben. Erst nach Vorlage der (eigenen) Arbeitszeitaufzeichnungen sind diese Zeugen dann eingeknickt.
„Mir war das AMS-Geld zu wenig und ich wollte Geld dazuverdienen“, sagte eine Ex-Beschäftigte aus. „Einen Teil des Lohns habe ich auf mein Konto überweisen bekommen, den anderen Teil hat mir M. (Anm.: der Firmenchef) in bar ausgezahlt. Zu Beginn habe ich fünf Euro erhalten, später dann sechs Euro die Stunde.“ Andere Beschäftigte erhielten einen Euro mehr pro Stunde. Der gesetzliche Mindestlohn im Reinigungsgewerbe beträgt 9,71 Euro brutto.
„Am Anfang, im Dezember 2017, war ich nur geringfügig angemeldet, aber ich habe mehr Stunden gearbeitet“, sagte eine weitere Ex-Mitarbeiterin aus. „Der Chef hat mir versprochen, dass ich mit mehr Stunden angemeldet werde. Jedoch hat er mich lediglich abgemeldet, obwohl ich weitergearbeitet habe. Im Durchschnitt habe ich zumindest 80 bis 100 Stunden gearbeitet.“ Zum Teil wurden die Beschäftigten auch an andere Putzunternehmen verliehen.
Konspirative Geldübergabe
Indes sagte der langjährige „Büromitarbeiter“ einer weiteren dubiosen Reinigungsfirma aus, dass schwarz bezahlte Putzkräfte in einer Steuerberatung, in Kindergärten und in einem Modehaus in einem Zeitraum von sechs bis sieben Jahren tätig waren. „Die Damen haben immer gewechselt, aber es waren täglich 15 bis 20 Reinigungskräfte im Einsatz“, so der Zeuge. „Es waren – wie ich – Personen ohne Arbeitsbewilligung und ohne Anmeldung zur Sozialversicherung.“
Das Schwarzgeld für die „Löhne“ habe er von der Firmenchefin erhalten. „Sie hat mich angerufen und bestellte mich zu einer Adresse. Sie gab mir das Geld aus dem Autofenster“, sagte der Zeuge aus. „Das Geld für das Personal habe ich meist in einem Kuvert bekommen. Sie sagte mir, dass ich die Personen anrufen und mich mit denen treffen soll, um ihnen das Geld zu übergeben.“
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