Schwärzestes Börsen-Halbjahr seit Jahrzehnten in den USA

Schwärzestes Börsen-Halbjahr seit Jahrzehnten in den USA
Der Technologie-Index Nasdaq schloss die ersten sechs Monate mit einem Rekordminus, der Dow Jones verlor 15,3 Prozent.

Die US-Indizes sind im ersten Halbjahr prozentual so stark abgestürzt wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Die Furcht vor einem Abschwung der Wirtschaft ließ die US-Anleger auch am Donnerstag nicht los. Der US-Leitindex verlor 0,8 Prozent auf 30.775 Punkte. Der technologielastige Nasdaq gab um 1,3 Prozent auf 11.028 Punkte nach und der breit gefasste S&P 500 büßte 0,9 Prozent auf 3.785 Punkte ein.

Damit summiert sich das Minus des S&P 500 der vergangenen sechs Monate auf 20,6 Prozent - das schwärzeste Halbjahr seit 1970. Für den Dow Jones ging es mit einem Minus von 15,3 Prozent in diesem Zeitraum zuletzt sogar 1962 so stark bergab. Beim Nasdaq, dessen Historie nicht annähernd so weit wie bei den beiden anderen Indizes zurückreicht, ist es ein Rekordminus von 29,5 Prozent.

"Es scheint, dass der Pessimismus einen Höhepunkt erreicht hat", sagte Portfoliomanager Josh Wein vom Vermögensverwalter Hennessy Funds. "Das ist auch verständlich angesichts der Inflationsdaten und der abflauenden Konsumausgaben." Diese stiegen in Mai mit 0,2 Prozent gerade einmal halb so stark wie erwartet.

Inflation und Rezessionsängste

Sorgen bereiteten Börsianern bekräftigte Bekenntnisse zum Kampf gegen die Inflation durch die Chefs der US-Notenbank Fed, der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Bank von England (BoE). "Jerome Powell, Christine Lagarde und Andrew Bailey sind im Augenblick das Trio der schlechten Laune und haben die Hoffnung, dass die Notenbanken auf die zinspolitische Bremse treten werden, zunichtegemacht", sagte Analyst Christian Henke vom Brokerhaus IG.

Fed-Chef Jerome Powell bei einem Pressegespräch vor drei Wochen

Fed-Chef Jerome Powell

Die Rezessionsängste spiegelten sich auch in fallenden Rohstoffpreisen wider. Spekulationen auf eine sinkende Nachfrage drückten die US-Rohölsorte WTI um vier Prozent auf 105,75 Dollar (101,81 Euro) je Barrel (159 Liter). Vor diesem Hintergrund fielen die Aktien von Ölkonzernen wie Exxon und Chevron um 2,8 beziehungsweise 1,7 Prozent. Daran änderte auch ein Urteil des Obersten US-Gerichts kaum etwas. Der Supreme Court begrenzte die Befugnisse der Regierung, die CO2-Emissionsgrenzen von Kraftwerken zu senken.

Zu den Verlierern am US-Aktienmarkt zählte Walgreens Boots Alliance mit einem Kursminus von bis zu 6,8 Prozent auf 38,04 Dollar. Der Quartalsgewinn der Drogeriekette brach um 76 Prozent ein. Ein Grund hierfür war eine 683 Mio. Dollar schwere Rückstellung im Zusammenhang mit einem Vergleich im Streit mit dem US-Bundesstaat Florida. Dieser wirft dem Unternehmen vor, die dortige Opioid-Krise verschärft zu haben.

Facebook-Konzern erwartet schwierige Zeiten

Der Facebook-Mutterkonzern Meta stellt sich einer internen Mitteilung zufolge im zweiten Halbjahr auf schwierigere Zeiten ein. Das Unternehmen müsse "in einem Umfeld langsameren Wachstums" fehlerfrei und schlanker arbeiten, erklärte Produktvorstand Chris Cox auf dem internen Diskussionsforum des Unternehmens in einer aktuellen Notiz.

Die Meta-Teams sollten nicht mit umfangreichen Neueinstellungen von Ingenieuren oder neuen Budgets rechnen, so Cox. Neben der allgemeinen Wirtschaftslage setzen Meta auch Datenschutzbestimmungen zu, die aus Sicht des Unternehmens das Werbegeschäft beeinträchtigen. Meta war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

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