RWA-Chef Wolf plädiert für Lebensmittel-Notreserven
Das Jahr 2021 ist für die Raiffeisen Ware Austria RWA gut gelaufen. Ein Umsatzplus in Höhe von 24,2 Prozent auf 2,95 Mrd. Euro, ein Plus beim Gewinn vor Steuern von 27,4 Prozent auf 28,5 Mio. Euro standen zu Buche (Details siehe Infokasten unten). Wenngleich das Jahr auch herausfordernd war, die Gründe sind bekannt - Pandemie, Stichwort Preisschwankungen, knappe Rohstoffe und Störungen in den Lieferketten.
2022 hat mit dem Krieg in der Ukraine die Unsicherheiten und Herausforderungen deutlich befeuert, hat der Krieg doch immense Auswirkungen auf die globale Lebensmittelversorgung. Russland und die Ukraine haben vor dem Krieg rund 27 Prozent zum globalen Exporthandel mit Weizen beigetragen, durch die drohenden Ausfälle ist der Weizenpreis bekanntlich in die Höhe geschnellt. An der Euronext ist der Weizenpreis auf aktuell über 400 Euro pro Tonne gestiegen, vor Kriegsbeginn waren es knapp 300 Euro pro Tonne.
Lager leeren
Bekannterweise sind auch die Preise für Dünger, Energie und andere agrarische Produkte - Mais, Soja, Raps etc. - gestiegen. Aktuell gelte es, die Ware, die in der Ukraine in den Lagern läge, dort herauszubekommen. Denn offenbar setze die ukrainische Regierung darauf, die Landwirtschaft im Land aufrecht zu erhalten, was Wolf als "sehr klug" bezeichnete. Getreide könne aber erst geerntet und eingelagert werden, wenn die Lager leer sind. Als einzig positiv ortet Wolf, dass die Landwirtschaft sowie die Lebensmittelversorgung generell mehr Bedeutung in der öffentlichen Wahrnehmung erhält.
Man selbst versuche die eigene Ware aus der Ukraine zu bekommen, in der Vorwoche ist der erste Zug mit 1.500 Tonnen angekommen. Man wolle jetzt jede Woche zumindest einen Zug aus der Ukraine zu holen. Das sei zwar angesichts der Menge "ein Tropfen auf den heißen Stein". Aber viele Tropfen brächten auch einen „schönen Regen“, so Wolf. Aus der Ukraine wird Getreide für die Mischfutterproduktion transportiert, das sowohl im In- als auch im Ausland verteilt wird. Insgesamt bewegt die gesamte RWA im Jahr 2,5 bis 3 Millionen Tonnen an Getreide und Ölsaaten aus der Ukraine.
Wie lange es überhaupt noch funktioniere, Ware per Bahn aus der Ukraine zu bekommen, ist fraglich - immerhin scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, wann Wladimir Putin die Eisenbahninfrastruktur in der Ukraine ins Visier seiner Zerstörung nimmt.
Um Versorgungssicherheit und die Absicherung der Lieferketten auch bei Lebensmitteln weiter zu gewährleisten, forderte Reinhard Wolf, Generaldirektor der RWA, am Rande des Bilanz-Pressegesprächs 2021 zwei Dinge: Die Lebensmittelversorgung auch bei Notfallplänen zur Energielenkung auf Bundesebene entsprechend zu berücksichtigen. Es sei zwar gut, wenn die Haushalte weiter heizen könnten, aber zur Not könnte man auch mit Jacke und Decke durchkommen. Wenn es nicht genug Lebensmittel gäbe, sehe die Sache aber anders aus, so Wolf. In die Erarbeitung von Notfallplänen seien er bzw. die RWA nicht eingebunden, erklärte Wolf auf Nachfrage.
Verpflichtende Bevorratung
Außerdem sprach er sich für eine entsprechende verpflichtende Bevorratung von Lebensmitteln in Österreich aus. Deutschland und die vereinigten Staaten täten das bereits, so Wolf. Er könne sich ein System vorstellen, in dem die Betriebe vom Staat verpflichtet werden, einen gewissen Prozentsatz an Ware einzulagern, etwa Weizen, Milch, Fertigbrot, Dauerwurst, Haltbarmilch etc. Aber nicht nur - auch etwa Medikamente seien entsprechend zu bevorraten, so Wolf. Die RWA hat laut eigenen Angaben Lagerkapazitäten im Ausmaß von rund 250.000 Tonnen. Dazu kämen noch die Silos und Lager der einzelnen Lagerhaus-Genossenschaften. Hier liege die Gesamtkapazität bei über 1,6 Millionen Tonnen.
Mit der Besetzung von Norbert Totschnig zum designierten Landwirtschaftsminister - angelobt wurde Totschnig ja wegen einer akuten Covid-Infektion noch nicht - zeigte sich Wolf auf Nachfrage zufrieden. Totschnig sei ein "pragmatischer und programmatischer Typ" sowie ein "ausgewiesener Kenner der österreichischen Landwirtschaft".
- Der Gesamtumsatz der RWA betrug im Geschäftsjahr 2021 2,95 Milliarden Euro, ein Plus von 24,2 Prozent bzw. 575,9 Mio. Euro.
- Der Gewinn vor Steuern lag bei 28,5 Millionen Euro, ein Plus von 27,4 Prozent. Laut Angaben des Unternehmens entwickelten sich alle fünf Geschäftsfelder - Agrar, Technik, Haus und Garten, Baustoffe sowie Energie - positiv.
- Der Umsatz im Geschäftsbereich Agrar wuchs um 19,8 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro an.
- Die Raiffeisen Ware Austria RWA ist die Dachorganisation der Lagerhaus-Genossenschaften und darüber hinaus als Produzent, Dienstleister und Händler in den oben genannten Geschäftsfeldern tätig.
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