Russen lassen Gaspreis purzeln

Das EU-Ziel lautet: Fracking-Gas aus den USA soll Russen-Gas verdrängen.
US-Schiefergas soll in EU keine Chance haben; Konsumenten profitieren noch kaum.

Am internationalen Ölmarkt ist der Preiskrieg bereits voll im Gange, nun bahnt sich ein ähnlicher Kampf am Gasmarkt an: Die Russen, die auf hohen und billigen Gasreserven sitzen, drücken die Preise. Ihr Ziel: Die Lieferung von Schiefergas aus den USA nach Europa soll sich wirtschaftlich nie rechnen.

Der Absturz des Gas-Großhandelspreises erfolgte im Jänner, just nachdem erstmals ein US-Tanker mit Flüssiggas Europa erreichte hatte. Der Preis für die Megawattstunde Gas fiel an der Leipziger Energiebörse, die richtungsweisend für Mitteleuropa ist, damals von 16 Euro auf 13,50 Euro. Und der Preisverfall dürfte weitergehen. Energieregulator Walter Boltz: "Ich kann mir vorstellen, dass der Gaspreis unter zehn Euro je Megawattstunde fällt." Denn die Russen wollen, dass für andere große Anbieter in Europa kein Platz sei.

Die EU-Staaten beziehen im Durchschnitt ein Drittel ihres Gasbedarfs von der russischen Gazprom, Österreich bis zu 60 Prozent. Russland hat den Vorteil, dass die Gas-Förderkosten extrem niedrig sind. US-Schiefergasunternehmen dagegen können unter zehn Euro je Megawattstunde kaum wirtschaftlich produzieren. Viele haben nicht einmal Pipelines zu den Flüssiggashäfen an der Ostküste, sie fackeln das Gas einfach ab.

Offiziell fährt die EU allerdings eine Strategie, die dem Ansinnen der Russen entgegenläuft. Erst vor zehn Tagen stellte Brüssel einen Plan vor, der die EU unabhängiger von Russlands Energie machen soll. Das EU-Ziel lautet: Fracking-Gas aus den USA soll Russen-Gas verdrängen. Geht der Preiskampf so weiter, wird sich die EU wohl nicht durchsetzen können.

Deutschland im Visier

Eine Doppelstrategie in Sachen Gas fährt auch die heimische Schiefergas OMV. Zum einen hat sie Kapazitäten am Flüssiggashafen Rotterdam gebucht. Gleichzeitig bezieht sie Russen-Gas und will über die Beteiligung an der geplanten Pipeline Nord Stream II noch mehr Gas aus Russland nach Mitteleuropa bringen.

Die enormen Gasüberschüsse, auf denen die OMV-Tochter Econgas nun sitzt, will OMV-Chef Rainer Seele auf den deutschen Markt pumpen. "Wir wollen innerhalb von zehn Jahren zehn Prozent Anteil am deutschen Gasmarkt", sagt er angriffslustig. Das sind große Ziele. Zehn Prozent in Deutschland sind genauso viel wie Österreich im Jahr an Gas verbraucht.

Die heimischen Konsumenten hingegen haben vom Gaspreisverfall noch kaum etwas mitbekommen. "Die Endkonsumenten zahlen zu viel", betont Boltz. Die EnerigeAllianz senkt zwar ab Mai die Gaspreise, doch minus sieben Prozent sei zu wenig. Wer vom billigen Gas profitieren will, muss den Anbieter wechseln. Mehr als 400 Euro beträgt die Ersparnis gegenüber dem lokalen Lieferanten.

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