Fragen & Antworten: Was Sie über Signa und Benko wissen sollten
René Benko hatte jahrelang ein gutes Händchen, was die Entwicklung von Luxusimmobilien betrifft. Doch von Glanz und Gloria ist heute nichts mehr übrig– der einstige Milliardär ist tief gefallen.
Der KURIER beantwortet die wichtigsten Fragen, die Sie jetzt über René Benko und die Signa wissen sollten.
Warum ging die Signa-Gruppe von René Benko pleite?
„Es sind mehrere Faktoren zusammengekommen. Die Immobilienpreise sind aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage gesunken und die Baukosten sind aufgrund der höheren Energie- und Materialkosten und wegen der Inflation gestiegen“, sagt Gerhard Weinhofer von der Wirtschaftsauskunftei Creditreform. „Dazu kam, dass die EZB die Nullzinspolitik beendete und den Leitzins auf 4,5 Prozent angehoben hat. Damit stiegen die Refinanzierungskosten für die Signa.“ Außerdem hat die EZB die finanzierenden Banken aufgefordert, ihr Obligo bei Signa zu reduzieren. Daher war es Benko schwierig, neue Finanzierungen oder die Verlängerung von Finanzierungen aufzutreiben.
War das Konstrukt der Signa auf Pump gebaut?
„Ja, das Geschäftsmodell der Signa war sehr stark auf Kredite von Banken und Darlehen von Investoren aufgebaut“, sagt Weinhofer. „Das ging auch bei der Niedrigzinspolitik der EZB lange gut.“ Doch ab 2022 wurde es für Benko immer schwieriger, Geld für seine Projekte aufzutreiben. Er musste immer höhere Verzinsungen in Kauf nehmen. Außerdem musste er immer wieder Altinvestoren auszahlen, neue Investoren suchen und hereinnehmen.
Welche Fehler hat Benko gemacht?
„Sein größter Fehler war, neben Immobilien auch in das Handelsgeschäft eingestiegen zu sein“, sagt Weinhofer. Die deutsche Handelskette Galeria Kaufhof Karstadt ging drei Mal pleite, durch die Insolvenz seiner börsennotierten Online-Sportkette Signa Sporte United wurden rund drei Milliarden Euro Vermögenswerte vernichtet und auch die Übernahme der Möbelhandelskette Kika/Leiner endet schlussendlich in einer Pleite.
Was sind die größten Pleiten in der Signa?
Bei der Signa Holding wurden laut Creditreform 8,61 Milliarden Euro Forderungen angemeldet, bei der Signa Prime 12,8 Milliarden Euro, bei der Signa Development 2,29 Milliarden Euro und bei der Familie Benko Privatstiftung 854 Millionen Euro. Alle Signa-Gesellschaften haben zusammen, eingerechnet sind dabei gut hundert Pleiten in Deutschland, laut Creditreform etwa 25 Milliarden Euro Verbindlichkeiten.
Können die Signa-Gesellschaften saniert werden?
Die Dachgesellschaft, die Signa Holding, ist mittlerweile im Konkurs und wird liquidiert. Die Signa Prime und die Signa Development haben jeweils einen Massekredit erhalten, um ihren Immobilien nicht in Notkäufen verwerten zu müssen. Beide Gesellschaften befinden sind heute in sogenannten Treuhandsanierungsverfahren. Die Treuhänder sorgen dafür, dass die Immobilien in den nächsten zwei bis fünf Jahren verkauft und die gesamten Erlöse den Gläubigern zufließen. Diesen winken 30 Prozent bis 40 Prozent Quote.
Ist René Benko auch persönlich pleite?
Der Einzelunternehmer Benko ist in die Insolvenz geschlittert, aber nicht der Privatmann. Dennoch haftet er mit seinem Privatvermögen für die Schulden als Unternehmer.
Über welches Vermögen verfügt Benko?
Er hat weder Liegenschaftsvermögen noch Beteiligungen in Österreich. Außerdem ist er nicht Begünstigter der Familie Benko Privatstiftung und auch nicht der Laura Privatstiftung.
Was hat eigentlich Benko verdient?
Die Signa Holding zahlte ihm ein monatliches Gehalt in Höhe von 60.480 Euro brutto. Außerdem erhielt er eine Prämie von 2,5 Prozent vom Ergebnis der Signa Holding, dabei dürfte es sich um einen zweistelligen Millionenbetrag gehandelt haben. Zusätzlich kassierte er aufgrund von mehreren Beraterverträgen zwischen 200.000 und 300.000 Euro pro Jahr.
Was verdient René Benko heute?
Seit Februar 2024 ist er bei der Laura Asset Eins GmbH, ein Unternehmen aus der Laura Privatstiftung, die seiner Familie zugerechnet wird, beschäftigt. Laut Insolvenzverfahren bezieht er ein monatliches Nettoeinkommen in Höhe von 3.700 Euro. Laut eigenen Angaben kann er seinen Lebensunterhalt aber nur durch die Unterstützung seiner Familie, insbesondere seiner Mutter, bestreiten.
Wo wird gegen René Benko ermittelt?
In München wird seit November 2023 gegen ihn ermittelt, ebenso in Liechtenstein und mittlerweile auch in Österreich. In München und Vaduz wird gegen ihn wegen des Verdachts der Geldwäsche ermittelt. In München soll er für ein Projekt eine Milliarde Euro bei Banken und Investoren eingesammelt haben, aber dabei stark überhöhte Angaben über künftige Mieteinnahmen gemacht haben, um höhere Darlehen zu besseren Konditionen zu erhalten. Die Vorwürfe werden bestritten.
Was wird ihm in Österreich vorgeworfen?
In Österreich leitet die WKStA die Ermittlungen gegen Benko wegen Betrugsverdachts. Benko soll im Mai/Juni 2023 eine Bank zur Verlängerung eines 25 Millionen Euro schweren Kredits verleitet haben, ohne diese über die Schieflage der Signa informiert zu haben. Benko bestreitet die Vorwürfe.
Ist Rene Benko untergetaucht?
Nein, er lebt in Innsbruck, wie sein Anwalt Norbert Wess bestätigt. Dort ist sein Lebensmittelpunkt. Seine drei Kinder gehen in Innsbruck in öffentliche Schulen.
Muss Benko in Österreich mit einer Verhaftung rechnen?
Eher nicht, er kooperiert vollumfänglich mit den Behörden. Laut einem Schreiben seines Anwalts sei die Annahme abwegig, dass er Zeugen beeinflussen und etwaige Spuren verwischen wolle. Es gebe auch keine U-Haftgründe wie Verdunkelungs- und Tatbegehungsgefahr, weil die Signa-Gruppe unter der Kontrolle von Insolvenzverwaltern steht.
Auch bestehe keine Fluchtgefahr. Dem Vernehmen nach reist Benko derzeit nicht ins Ausland, auch nicht an den Gardasee, wo er eine stattliche Villa besitzt. Das Risiko, im Ausland festgenommen zu werden, ist höher. So könnte er in Italien aufgrund eines deutschen Haftbefehls festgenommen und ausgeliefert werden. Hierzulande ist er ziemlich sicher, Österreich liefert keine eigenen Staatsbürger an andere Staaten aus.
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