Signa-Pleite verlangt nach Antworten
Robert Kleedorfer
16.04.24, 18:09Gegen René Benko, Gründer und Mastermind des insolventen Immobilienkonzerns Signa, und einen Teil seiner wichtigsten Manager sind schon zahlreiche Anzeigen eingegangen.
Bis dato wurden nur Ermittlungen gegen Geschäftsführer aufgenommen. Jetzt hat die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) ein neues Kapital aufgeschlagen.
Sie hat Ermittlungen gegen Benko höchstpersönlich aufgenommen. Und zwar in einer durchaus delikaten Angelegenheit. Der ehemalige Milliardär soll im Sommer des Vorjahres für seinen Konzern einen Kredit verlängert und dabei die damals schlechte wirtschaftliche Lage der Gruppe verschwiegen haben.
Die Summe von 25 Millionen Euro mag für Benko überschaubar gewesen sein und hätte Signa ohnehin sicher nicht vor der Milliardenpleite bewahrt. Dennoch war es offenbar zum damaligen Zeitpunkt ein weiterer sinnloser Versuch, das wankende Imperium vor dem Einsturz zu bewahren.
Zu hoch haben sich die Schuldentürme schon nach oben geschraubt, der folgende Einsturz war angesichts der Lage auf den Immobilienmärkten unvermeidbar.
Benkos Anwalt bestreitet naturgemäß die Vorwürfe. Dabei wäre es interessant, was der Beschuldigte selbst zu all den Vorwürfen sagt. Dieser bleibt aber weiterhin lieber auf Tauchstation. Doch die Causa wird er nicht aussitzen können, zumal den nun eingeleiteten Ermittlungen gegen ihn persönlich wohl noch weitere folgen werden.
Die heimische Justiz scheint in dieser wichtigen Causa gegenüber Benko ohnehin (zu) langsam zu agieren; zumindest im Auge der breiten Öffentlichkeit, die auf Hausdurchsuchungen und die Beschlagnahmung von Datenträgern oder eine Vorladung Benkos wartet.
Die vor Kurzem gebildete Sonderkommission könnte dabei beschleunigend wirken. Die Ermittlungen und die wahrscheinlich folgenden Gerichtsprozesse werden dann ohnedies noch Jahre dauern. Erst recht, bis endgültige Urteile gefällt sind.
Mit ziemlicher Sicherheit kürzer wird der Verkauf der Signa-Immobilien erfolgen. Dafür werden „nur“ zwei bis fünf Jahre veranschlagt. Dass die Mehrheit der Gläubiger nicht auf ein sofortiges Ende gesetzt hat, war richtig, denn ein Totalabverkauf aller Immobilien hätte viel weniger eingebracht.
Wolfgang Peschorn, Chef der Finanzprokuratur, stimmte übrigens für die Pleite des Konzerns mit der Begründung, nur so könne die Angelegenheit vollumfänglich aufgeklärt werden.
Eine fokussierte und konsequente Aufarbeitung der Geschehnisse der vergangenen Jahre in Benkos zerfallenem Reich ist aber unabhängig davon weiterhin möglich und nötig, etwa im Rahmen eines U-Ausschusses in der nächsten Legislaturperiode. Nur so können entsprechende Lehren für die Zukunft gezogen werden.
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