Rating-Agenturen erklärt

Das Rating der Agentur Fitch wurde am Samstag veröffentlicht.
Moody's, Fitch, Standard & Poor's: Wir haben die wichtigsten Fragen zu Rating-Agenturen für Sie beantwortet.

Finanzwirtschaft ist nicht unbedingt die leichteste Kost, vor allem wenn es um Rating-Agenturen geht. Wir haben für Sie die wichtigsten sechs Fragen zu Fitch, Moody's und Co. beantwortet.

Warum gibt es Ratingagenturen?

Der Ursprung der Ratingagenturen liegt im 19. Jahrhundert in den USA. Der Westen der Vereinigten Staaten war noch nicht vollständig erschlossen. Verschieden Eisenbahngesellschaften wetterten darum die ersten an der Westküste der USA zu sein. Sie brauchten freilich viel Geld, um ihr Vorhaben zu verwirklichen der Erste an der Pazifikküste zu sein. Viel von dem geborgten Geld versickerte jedoch in den Taschen der Unternehmer, die Gläubiger standen nach Zahlungsausfällen letzten Endes oft mit leeren Händen da. Ein findiger Finanzanalyst hatte schließlich die Idee, diese Eisenbahngesellschaften Prüfungen zu unterziehen und ihnen Wertungen zu geben: Henry Varnum Poor. Endlich hatten die Gläubiger eine Möglichkeit zu beurteilen, wie risikoreich eine Investition in die Unternehmen ist. Neben Eisenbahngesellschaften und andere Unternehmen begannen die neu gegründeten Agenturen auch Länder und Finanzprodukte zu bewerten.

Welche Ratingagenturen gibt es?

Die Nachfrage nach Bewertungen von Unternehmen war groß. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden schließlich die "Big Three" gegründet: Poor's Firma (die dann später mit dem Statistikunternehmen Standard's fusionierte), Fitch und Moody's. Damit sind diese drei die ältesten und zugleich auch die wichtigsten Ratingagenturen: Gemeinsam halten sie einen Marktanteil von rund 90 Prozent. Die restlichen zehn Prozent teilen sich, je nach Quelle, 70 bis 150 Agenturen. Andere nennenswerte Agenturen sind zum Beispiel Dominion Bond Rating Service (DBRS) aus Kanada, Dagong aus China oder Euler Hermes aus Deutschland.

Warum sind die Großen Drei so dominant?

Das liegt vor allem daran, dass es die drei Agenturen einfach schon so lange gibt. Ratings haben viel mit Vertrauen zu tun. 1936, bedingt durch die Wirtschaftskrise der 1930er-Jahre, wurden aufgrund eines Erlasses der US-Bankenaufsicht Ratings verpflichtend - der Grundstein für die Macht der drei großen Agenturen. Von diesem Zeitpunkt an konnten sie ihre Vormachtstellung ausbauen. Die Europäische Zentralbank (EZB) verfügt ebenfalls über eine Rating-Pflicht. Mittlerweile ist die Dominanz so groß, dass Investoren ihnen die Stange halten: Pensionsversicherer, Geldfonds, Hedgefonds und Banken haben sich einfach schon an die Ratings gewöhnt. Nicht einmal die Wirtschafts- und Finanzkrise konnte das Vertrauen erschüttern.

Wie finanzieren sich Ratingagenturen?

Ratingagenturen sind gewinnorientierte Unternehmen. Sie müssen Umsatz und Gewinn machen, um überleben zu können. Deshalb verlangen sie für ihre Ratings auch Geld. Darin liegt auch die Krux: Mittlerweile ist es schwer die großen Drei als unabhängig zu bezeichnen. Eine US-Studie aus dem Jahr 2011 zeigt etwa, dass eine bessere Bezahlung bei der Beauftragung auch zu besseren Ratings für den Auftraggeber führen kann. Das wird von den Agenturen natürlich heftig bestritten.

Warum wird Österreich bewertet?

Auch Länder nehmen Kredite auf, um staatliche Ausgaben vorzufinanzieren. Dazu dienen beispielsweise Staatsanleihen: Staaten geben diese aus und interessierte Investoren könne diese aufkaufen. Wie hoch die Zinsen für diese Finanzprodukte sind hängt unter anderem auch immer von der Kreditwürdigkeit des Schuldners ab. Diese wird durch die Ratings der Agenturen festgelegt. Auch Österreichs Kreditwürdigkeit muss natürlich festgestellt werden. Seit 2012 gelten in der Europäischen Union strengere Regeln für die Überprüfung durch die Rating-Agenturen: Sie müssen in einem Kalender bekannt geben, wann sie bestimmte Länder überprüfen wollen. Das passiert mindestens zwei Mal pro Jahr. Die Ratings sollen dabei immer an einem Freitag nach Börsenschluss bekannt gegeben werden, um so nervöse Reaktionen auf den Märkten zu verhindern.

1. Prüfung 2. Prüfung 3. Prüfung

Fitch

5. Februar 5. August -
Moody's 26. Februar 24. Juni 21. Oktober
Standard & Poor's 18. März 16. September -

Kommentare