Raiffeisenbank International prüft Rückzug aus Russland

Raiffeisenbank International prüft Rückzug aus Russland
In der Ukraine sind die Filialen je nach Kriegssituation geöffnet

Der Krieg in der Ukraine und die Sanktionen gegen Russland ziehen nun auch die börsennotierte Raiffeisenbank International (RBI) massiv in Mitleidenschaft. Die RBI prüft einen möglichen Rückzug aus Russland, wie sie am Donnerstag bekannt gab. Der Krieg in der Ukraine habe verheerende Auswirkungen auf die Menschen und die Wirtschaft des Landes.

„Diese noch nie da gewesene Situation veranlasst die RBI, ihre Position in Russland zu überdenken. Wir prüfen daher alle strategischen Optionen für die Zukunft der Raiffeisenbank Russland bis hin zu einem sorgfältig gesteuerten Ausstieg aus der Raiffeisenbank in Russland“, erklärte RBI-Vorstandsvorsitzender Johann Strobl. Zu den möglichen Optionen zählt unter anderem ein Eigentümerwechsel.

Exit bzw. Eigentümerwechsel?

Laut RBI-Sprecherin Ingrid Ditz sei es wichtig, dass ein entsprechend gut vorbereiteter Prozess aufgesetzt wird. „Das passiert nicht über Nacht, da sind regulatorische, finanzielle, juristische, aber auch menschliche Prozesse, die dahinterstehen und viel Zeit in Anspruch nehmen werden“, sagt Ditz zum KURIER. Eine Deadline, bis es zu einer Lösung kommen wird, könne man aber noch nicht nennen. Der mögliche Abschied der RBI aus Russland wurde an der Börse nicht gut aufgenommen. Die ATX notierte RBI-Aktie gab am Donnerstag zeitweise um mehr als sechs Prozent nach.

Die RBI ist in 13 Märkten Zentral- und Osteuropas tätig, seit 1996 in Russland. Die Tochterbanken der RBI seien eigenfinanziert, heißt es weiter, gut kapitalisiert und haben nur unbedeutende grenzüberschreitende Risikopositionen gegenüber Russland.

9.300 Mitarbeiter

Die Tochter AO Raiffeisenbank in Moskau beschäftigt laut RBI-Jahresbericht 2021 rund 9.300 Mitarbeiter, betreibt 132 Filialen und hat rund 4,3 Millionen Kunden.

Den Einlagenguthaben in Höhe von 14,82 Milliarden Euro stehen Kredite in Höhe von 11,64 Milliarden gegenüber. Das gesamte Exposure wird mit 22,85 Milliarden Euro beziffert. Das Eigenkapital beträgt 2,4 Milliarden Euro. Russland ist für die RBI der wichtigste Osteuropa-Einzelmarkt, der zuletzt ein Drittel zum Konzerngewinn von 1,42 Milliarden Euro beitrug.

Im Vorjahr wurde die AO Raiffeisenbank vom Wirtschaftsmagazin Forbes zur besten Bank Russlands gekürt.

„Wir haben eine Sorgfaltspflicht gegenüber unseren Mitarbeitern und Kunden. Wir tun im gesamten RBI-Konzern alles, was wir können, um sie und die humanitären Hilfen zu unterstützen“, heißt es von der Bank weiter. Trotz des Krieges ist die RBI weiter in der Ukraine aktiv. „Die Kolleginnen und Kollegen in der Ukraine machen einen tollen Job. Wann immer es möglich ist, sind auch Filialen offen – je nachdem wie es die Kriegssituation zulässt“, sagt Ditz. In der Ukraine beschäftigt die Bank rund 6.600 Mitarbeiter in 390 Filialen.

UniCredit

Indes erwägt auch die Bank-Austria-Mutter UniCredit, Italiens zweitgrößte Bank, einen Rückzug aus Russland, wo sie stark engagiert ist. Die Bank hat ein Szenario erstellt, wonach eine völlige Abschreibung des Russland-Geschäfts der UniCredit rund 7,4 Milliarden Euro kosten würde.

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