Porsche-Börsengang: 10 Fragen, 10 Antworten

Mit dem Börsengang von Porsche kommt es zum größten IPO, den Europa in den vergangenen Jahren gesehen hat. Und das trotz des schlechten Börsenumfelds. Der KURIER beantwortet die wichtigsten Fragen dazu.
Welche Vorteile sieht der Mutterkonzern Volkswagen im Börsengang?
Für den IPO wird das Gesamtkapital der Porsche AG in je zur Hälfte in Stammaktien und Vorzugsaktien aufgeteilt. Drei Viertel der Stamm- und drei Viertel der Vorzugsaktien bleiben bei VW. Der Erlös aus dem Börsengang (25 Prozent der stimmrechtslosen Vorzugsaktien) in Höhe von rund 8,7 bis 9,4 Milliarden fließt VW zu. Zugleich profitiert VW davon, dass 25 Prozent der Aktien an die Porsche SE der Familien Porsche-Piech verkauft werden. Dieser Erlös beträgt nochmals bis zu zehn Milliarden Euro. Die Wolfsburger wollen aber 49 Prozent des Gesamterlöses als Sonderdividende an die Aktionäre ausschütten, der Rest wird in den Konzern investiert.
Was ist der Unterschied zwischen der Porsche AG und der Porsche SE?
Die Porsche AG ist eine 100-prozentige Tochter des Volkswagen-Konzerns, die nun an die Börse geht. Die Porsche SE ist die Holding der Familien Porsche und Piech. Sie notiert bereits seit 1984 eigenständig an der Börse. Sie hält rund 53 Prozent der Stimmrechte an VW und ist somit die dominierende Gesellschaft. Die Porsche SE-Stammaktien mit Stimmrecht halten die beiden Familien allein. Nur die Vorzugsaktien sind an der Börse handelbar.
Wer ist Oliver Blume?
Der 54-jährige studierte Maschinenbauer ist seit seinem 28. Lebensjahr im Volkswagen-Konzern (Audi, Seat, VW). Seit Oktober 2015 ist er Porsche-Chef. Seit September 2022 ist er Chef des gesamten VW-Konzerns. Fraglich ist, ob er nach dem Börsegang noch lange Porsche-Chef bleibt. Investoren schätzen die Besetzung beider Posten durch ein und dieselbe Person nicht.
Wie steht die Porsche AG wirtschaftlich da?
Hervorragend. Laut Porsche-Chef Oliver Blume war 2021 das erfolgreichste Jahr in der Geschichte des 1931 gegründeten Unternehmens. Der Umsatz stieg um mehr als 15 Prozent auf gut 33 Mrd. Euro. Unterm Strich blieb ein Gewinn in Höhe von 4 Mrd. Euro, nach 3,2 Mrd. Euro im Jahr zuvor. Jeder Mitarbeiter erhielt als Bonus bis zu 7.900 Euro. Auch heuer läuft es trotz der Probleme in der Branche sehr gut. Zwar wurden um fünf Prozent weniger Fahrzeuge ausgeliefert, Umsatz und Ergebnis stiegen dennoch.
Wie viele Aktien werden verkauft?
Das Kapital der Porsche AG besteht aus 911 Millionen Aktien. Eine Hälfte sind stimmberechtigte Stammaktien, die andere Hälfte sind stimmrechtslose Vorzugsaktien. Von Letzteren gehen 25 Prozent bzw. fast 114 Millionen Euro in den freien Handel.
Werden VW-Großaktionäre bevorzugt?
Neben der Porsche SE, die 25 Prozent plus eine Aktie der Stammaktien kauft, wird der Staatsfonds Qatar Investment Authority, der bereits Aktionär von VW ist, 4,99 Prozent der Porsche-Vorzugsaktien übernehmen.
Können auch Kleinanleger Aktien kaufen?
Ja, die Aktien werden in Deutschland, Österreich, in der Schweiz, in Italien, Frankreich und Spanien öffentlich angeboten. Die Deutsche Bank, eine der Konsortialbanken des Börsengangs, soll Kleinanleger mit Aktien eindecken. Die Kleinanleger können eigentlich über jede Bank Aktien ordern, doch Konsortialbanken werden bevorzugt behandelt. Andere Banken dürften nur kleinere Zuteilungen erhalten.
Wird es künftig regelmäßig eine Dividende für die Porsche-AG-Aktionäre geben?
Davon ist bis auf Weiteres auszugehen. Grundsätzlich will Porsche jährlich rund 50 Prozent des Gewinns an die Aktionäre ausschütten. Für 2022 soll laut Börseprospekt eine Dividende von 911 Mio. Euro ausgeschüttet werden. Das wäre ein Euro je Aktie. Angelehnt ist die Zahl natürlich an das Kultmodell 911.
Wer hat in Zukunft bei Porsche das Sagen?
VW und die Porsche SE der Familien Porsche und Piech. VW hält 75 Prozent der Stamm- und Vorzugsaktien und die Porsche SE hat künftig eine sogenannte Sperrminorität bei den stimmberechtigten Stammaktien.
Hat die Porsche AG eine E-Mobilitätsstrategie?
Ja, Blume setzt voll auf E-Autos. 2021 konnte der Sportwagenbauer den Elektroanteil um 60 Prozent steigern. Mit dem Taycan hat man ein vollelektrisches Modell. Blume will den E-Autoanteil bis 2030 auf 80 Prozent steigern. Er will 15 Milliarden Euro in die E-Mobilität investieren. 2024/25 soll es zahlreiche E-Modelle geben.
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