Pleiten: Insolvenzentgeltfonds erwartet 2021 rund 60.000 Anträge

Pleiten: Insolvenzentgeltfonds erwartet 2021 rund 60.000 Anträge
Die Insolvenzwelle soll erst Anfang 2021 anrollen, die Insolvenzentgelt-Anträge für Arbeitnehmer dürften sich verdoppeln.

Die Corona-Pandemie hat für einen massiven Einbruch der Konjunktur geführt, trotzdem sind die Firmenpleiten im ersten Halbjahr 2020 um ein Viertel auf 2.012 Fälle zurückgegangen. Kurzarbeit und andere staatliche Hilfspakete (Kreditbürgschaften, Steuerstundungen) sichern offenbar vielen angeschlagenen Unternehmen ein kurzfristiges Überleben. Mit Auslaufen der staatlichen Stützungsprogramme im Herbst bzw. Anfang 2021 rechnen Experten aber mit einer Pleitewelle.

„Die Pleitewelle kommt erst im nächsten Jahr, weil die Krankenkassen und Finanzämter die Abgaben bis 15. Jänner 2021 stunden“, sagt Gerhard Weinhofer vom Gläubigerschutzverband Creditreform. „Danach gibt es noch die Möglichkeit, Ratenvereinbarungen für elf Monate abzuschließen.“

Studie beauftragt

Der Insolvenzentgeltfonds IEF, der im Pleitefall die Ausfallhaftung für offene Lohn- und Gehaltsforderungen übernimmt, bereitet sich auf eine größere Insolvenzwelle vor. „Wir haben beim Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung WIFO eine Studie in Auftrag gegeben, um abschätzen zu können, was auf uns zukommt“, sagt Wolfgang Pfabigan, Geschäftsführer der IEF Service GmbH zum KURIER. Mit dem Ergebnis der Studie wird im Oktober gerechnet.

„Das heurige Jahr ist bisher glimpflich verlaufen“, sagt Pfabigan. „Wir gehen davon aus, dass heuer 30.000 Insolvenzentgelt-Anträge für Arbeitnehmer gestellt werden, aber im nächsten Jahr rund 60.000 Anträge.“

Gespeist wird der Insolvenzentgeltfonds großteils aus Arbeitgeberbeiträgen. Dabei handelt es sich um einen Zuschlag zum Arbeitslosenversicherungsbeitrag in Höhe von 0,2 Prozent. In den Vorjahren betrug der Zuschlag noch 0,35 Prozent.

380 Millionen Euro

„Wir werden heuer rund 230 Millionen Euro Beiträge hereinbekommen, in den Vorjahren waren es jährlich 390 Millionen Euro“, sagt Pfabigan. Dazu kommen noch Mittel aus der Arbeitsmarktförderung in Höhe von etwa 150 Millionen Euro. Damit ist der Fonds auch für die eine oder andere Großpleite gewappnet.

„Wir haben uns das mittelfristig angeschaut und wir hoffen, dass wir über die Runden kommen“, sagt Pfabigan. „Im schlimmsten Fall müssten wir Gelder aufnehmen.“

Indes rechnet Weinhofer nicht mit einer Welle an Großpleiten. „Ich glaube, dass es vor allem kleinere Unternehmen mit wenigen Mitarbeitern treffen wird und daher haben wir kein Problem mit der Finanzierung des IEF. Er ist gut dotiert“, sagt Weinhofer zum KURIER. „Der Zuschlag zum IEF wurde reduziert, weil wir sinkenden Insolvenzen hatten. Mit der Covid-Pandemie konnte niemand rechnen.“

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