Wirecard Österreich: Schulden klettern laut Masseverwalterin auf 5 Millionen Euro

Wirecard Österreich: Schulden klettern laut Masseverwalterin auf 5 Millionen Euro
Österreich-Tochter wurde Opfer von Malversationen, Buchhalterin zweigte 2,5 Millionen Euro ab.

Eineinhalb Monate nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens über die Wirecard Central Eastern Europe GmbH, der Österreich-Tochter des Skandalkonzerns, liegen erste Zahlen vor. So haben 146 Dienstnehmer rund 840.000 Euro an Forderungen angemeldet, 43 Dienstnehmer werden weiterhin beschäftigt. Laut Masseverwalterin Ulla Reisch werden sich die gesamten Insolvenzforderungen - inklusive der Beendigungsansprüche der Dienstnehmer - bei rund fünf Millionen Euro bewegen, ursprünglich ging man von 2,3 Millionen Euro aus.

Spannend ist auch, dass in diesem Konkursverfahren neben der Masseverwalterin zwei „besondere Verwalter“ bestellt wurden. Ersterem kommt die Aufgabe zu, zu prüfen, ob das Unternehmen etwaige Haftungsansprüche gegen den Jahresabschlussprüfer der Wirecard Central Eastern Europe GmbH hat.

So zweifelt die Sammelklage-Plattform Cobin Claims die Richtigkeit des Jahresabschlusses 2019 an und hat Wirecard Central Eastern Europe GmbH bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft angezeigt. Der zweite „besondere Verwalter“ befasst sich mit Rechtsstreitigkeiten und anhängigen Prozessen.

Langer Tatzeitraum

Wie erst jetzt bekannt wird, ist Wirecard Österreich Opfer einer Veruntreuung in Millionenhöhe geworden.

So hatte das Unternehmen die Buchhaltung an ein Dienstleistungsunternehmen ausgelagert. Doch die zuständige Buchhalterin soll die Verfügungsmacht über das Wirecard-Konto jahrelang missbraucht und Überweisungen auf ihre eigenen Konten durchgeführt bzw. Privatausgaben mit Geld von Wirecard finanziert haben. Mutmaßlicher Tatzeitraum: 2008 bis Sommer 2017. Unterm Strich soll der Schaden rund 2,5 Millionen Euro betragen. Davon soll die Mitarbeiterin 1,5 Mio. Euro bei einem Online-Wettanbieter mit Sitz auf Gibraltar verspielt haben. Die Buchhalterin wurde bereits im Vorjahr zu 2,5 Jahren Haft verurteilt.

Ein Teilbetrag (983.500 Euro) wurde durch Wirecard per Zivilgericht eingeklagt, dieses Verfahren wurde aber aufgrund der Insolvenzeröffnung unterbrochen. Nun soll der besondere Verwalter eine Einigung mit der Buchhaltungsfirma aushandeln, um einen weiteren Prozess zu vermeiden.

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