Onlinehandel: Jedes zweite Kleidungsstück geht retour
Online-Shopping wurde durch die Coronapandemie zum großen Renner. Gratis-Versand und -Rückversand sind überwiegend Standard. Sie verringern die Hemmschwelle, denn was nicht passt oder gefällt, kann kostenlos zurückgeschickt werden. Praktisch. Genau das könnte, aber bald Geschichte werden.
Seit neuestem verlangt die Inditex-Modekette Zara eine Retourengebühr von 1,95 Euro pro Rücksendung – auch in Österreich. In den Filialen kann die Rückgabe aber noch kostenlos erfolgen. Sofern es die entsprechende Abteilung in der Filiale gibt, heißt es auf der Website von Zara. Der japanische Konkurrent Uniqlo hat bereits vor mehr als einem Jahr 2,95 Euro für den Rückversand eingeführt. Bei H&M setzte man schon in der Vergangenheit nicht groß auf gratis Rückversand. Dort fällt seit vielen Jahren ein Euro für jede Retoursendung an.
Klickt man sich durchs Netz, setzen Händler wie Tchibo, Peek & Cloppenburg, Mango, Asos, C&A, Humanic, Salamander und Deichmann aktuell auf kostenfreie Rückgabe. Auch die Online-Riesen Amazon, Zalando und die Otto Gruppe werden keine Gebühren verlangen.
Die Otto-Gruppe (15,6 Milliarden Euro Umsatz) ist in Österreich mit den Marken Otto, Universal, Quelle und Lascana vertreten und firmiert unter dem Namen Unito. „Es bleibt auch bei den kostenlosen Retouren. Die Kunden bestellen Auswahlsendungen und behalten nicht alles. Das ist Teil unseres Geschäftsmodells“, sagt Unito-Chef Harald Gutschi zum KURIER. „Wir haben gemessen, wenn wir Retourengelder verlangen, bestellen die Kunden weniger, weil sie nicht wissen, ob das Bestellte ihnen auch gefällt.“ Seine Gruppe könne sich kostenlose Rücksenden leisten, weil die Retourenquoten seit Corona um 30 Prozent gesunken sind.
„Die Leute suchen immer genauer und besser aus und die Menschen werden immer nachhaltiger“, sagt Gutschi. „Unsere gesamte Retourenquote beträgt 32 Prozent.“
Europameister
„Die Retourengebühren sind zuletzt deshalb in Deutschland aufgekommen, weil Deutschland Retouren-Europameister ist mit 75 Prozent. In Österreich sind wir im Schnitt bei 41 Prozent“, sagt Rainer Will vom Handelsverband zum KURIER.
Spitzenreiter in Österreich war laut einer Studie 2021 der Textil- und Modehandel mit 47 Prozent Retouren, gefolgt vom Schuh- und Lederwarenhandel mit 30 Prozent und dem Elektrohandel mit 12 Prozent. In den jüngeren Konsumentengruppen ist die Rücksendetendenz höher als bei älteren Semestern. Ab einem Alter von 50+ Jahren schickt nur noch rund ein Drittel der Konsumenten Waren zurück.
„Wir sind zwar weit weg von Deutschland, aber es ist ein Umweltthema, wenn jedes zweite Paket wie im Modehandel retourniert wird“, sagt Will. „Mit Blick auf die steigenden Energie- und Transportkosten stellt sich die Frage, wie lange können es sich mittelständische Händler leisten, Retouren kostenlos anzubieten. Wir glauben, dass da und dort Händler den Weg der Gebühren gehen werden, aber nicht flächendeckend.“ Die große Mehrheit der Händler könne es sich nicht leisten, keine kostenfreien Retouren anzubieten, weil sie ansonsten Kunden an die Konkurrenz verlieren würden.
Will rät Konsumenten, vor einem Online-Kauf die Widerrufsbelehrungen in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (ABG) der Internethändler durchzulesen. Dort müssen etwaige Retourengebühren angeführt werden. Der Trend der Retourengebühren spiele laut Will dem stationären Handel in die Hände. „Weil damit potenziell wieder mehr Menschen ins Geschäftslokal kommen“, sagt Will. „Außerdem ist es kostenfrei online bestellte Ware im Geschäft zurückzugeben.“
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