OMV will bei Nord Stream 2 Kasse machen
Jahrelang wurde gestritten, jetzt wurde das letzte Rohr der Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 verschweißt. Für den heimischen Öl- und Gaskonzern OMV ist der Finanzdeal für die umstrittene Pipeline ein sehr gutes Geschäft, solange Gazprom zahlungsfähig bleibt.
Ursprünglich war geplant, dass sich der mehrheitlich staatliche russische Gas-Gigant Gazprom zu 50 Prozent an Nord Stream 2 beteiligt und die zweite Hälfte westliche Energiepartner übernehmen, darunter auch die OMV. Doch schon damals drohten Sanktionen und Gazprom schaffte es nicht, das Investitionsvolumen zu stemmen. Für russische Banken war der Brocken zu groß und westlichen Kreditinstituten war das Projekt zu riskant.
Also wurde Gazprom der alleinige Aktionär der in der Schweiz angesiedelten Pipeline-Gesellschaft. Die westlichen Partner steuerten die Finanzierung bei. Wobei die OMV, seit mehr als 50 Jahren mit Gazprom im Geschäft, unter ihrem damaligen stark Russland-affinen Chef Rainer Seele den Eisbrecher spielte. Weitere Finanzierer sind die Energiekonzerne Engie, Shell, Wintershall und Uniper.
Hohe Verzinsung
Der Finanzierungsvertrag der OMV hat ein Gesamtvolumen von 950 Millionen Euro, doch nur 729 Millionen wurden abberufen. Die Rückzahlung hat seit kurzem begonnen. Wie man hört, soll die Verzinsung angesichts der fehlenden Besicherung sehr üppig sein, in der Größenordnung von um die neun Prozent.
Wie profitiert Österreich von der 1.230 Kilometer langen Pipeline, durch die das erste Gas noch heuer nach Deutschland fließen soll, und von dort weiter in Europa verteilt wird? Gas hat ebenso wie Strom kein Mascherl. Physisch kann also nicht zugeordnet werden, ob österreichische Kunden Gas aus Russland oder Norwegen erhalten.
Die EU verbrauchte im Vorjahr 380 Milliarden Kubikmeter Gas, davon kamen 169 Milliarden aus Russland. Zum Vergleich: Nord Stream 2 hat eine Kapazität von 55 Milliarden Kubikmetern im Jahr. Rund ein Drittel des österreichischen Gasbedarfes kommt aus Russland. Die OMV erneuerte 2018 den Gasliefervertrag mit Russland bis ins Jahr 2040.
Die Energiepreise in Europa spielten derzeit verrückt. Der Gaspreis hat sich, berichten Händler, innerhalb von zwölf Monaten vervierfacht. Der lange Winter reduzierte die Lager. Während in normalen Jahren die Gas-Speicher nach dem Sommer zu 70 bis 80 Prozent gefüllt sind, sind es derzeit weniger als 60 Prozent.
Langer Konflikt
Das Pipeline-Projekt wurde immer wieder von Sanktionsdrohungen der USA begleitet. Sie befürchteten, Westeuropa würde zu stark in die Abhängigkeit Russlands gelangen. Der Konflikt wurde heuer im Juli beigelegt, als Deutschland zusagte, für Sanktionen gegen Russland einzutreten, falls die Gaspipeline von Russland für politischen Druck verwendet werde.
Während viele europäische Staaten und auch die EU gegen das Projekt waren, hielt Deutschland daran fest. Es wollte sich laut Beobachtern dadurch einen direkten Weg zu russischem Gasvorkommen sichern und mögliche Probleme mit Transitländern umgehen.
Die Bauarbeiten für Nord Stream 2 haben 2018 begonnen. Die Leitung soll nach Angaben der Betreibergesellschaft 26 Millionen Haushalte versorgen. Die Baukosten werden mit mehr als zehn Milliarden Euro angegeben.
In Österreich wird in rund 30 Prozent der Haushalte Erdgas genutzt, der Verbrauch liegt bei 8,8 Milliarden Kubikmetern. „Erdgas ist in Österreich für 20 Prozent der Treibhausgase verantwortlich“, sagt Klara Schenk, Klimaexpertin bei Greenpeace. Es bestehe zu 96 Prozent aus Methan und sei daher extrem klimaschädlich. Ein großes Problem seien Gasaustritte, die auch bei modernen Pipelines nicht vermeidbar seien.
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