OMV-Aktionärstreffen wird turbulent

Umwelt-Aktivisten üben schon für die OMV-Hauptversammlung
Kein österreichischer Energie-Experte mehr im Aufsichtsrat, Klimaschützer planen Proteste, Bohrturm am Karlsplatz, Ex-Vorstände erhielten fast 8 Millionen
Andrea Hodoschek

Andrea Hodoschek

Hauptversammlungen der OMV waren nie ein gemütliches Aktionärskränzchen, aber diesmal sind heftigere Turbulenzen garantiert. Innerhalb und außerhalb des Wiener Messegebäudes, in das Österreichs größter Industriekonzern seine Aktionäre für den 28. Mai einlädt, wird es sich abspielen. Die Umweltorganisationen, die auf anderen Hauptversammlungen fleißig geübt haben, laufen zur Höchstform auf. Aktionärsvertreter haben sich mit kritischen Fragelisten aufmunitioniert. Stahlhelm auf und durch, heißt es für Aufsichtsratsvorsitzenden Lutz Feldmann und seine Vize, ÖBAG-Chefin Edith Hlawati.

Nach der Hauptversammlung (HV) ist kein einziger österreichischer Energie-Experte mehr im Gremium des wichtigsten heimischen Versorgers vertreten. Der Abgang von Karl Rose wird die österreichische Fraktion ziemlich schwächen. Der bestens vernetzte Energie-Professor war Strategie-Berater des OMV-Miteigentümers Adnoc, des nationalen Ölriesen von Abu Dhabi, Manager bei Royal Dutch Shell und Direktor des World Energy Council.

Auch mit dem Abschied von Ex-Zentralbankerin Gertrude Tumpel-Gugerell gehen viel Know-how und Erfahrung verloren. Nach zehn Jahren sollen sich Aufsichtsräte verabschieden, so will es die ÖBAG. Ob das ausgerechnet in der krisengebeutelten OMV ein Vorteil ist, sei dahingestellt. Tumpel-Gugerell wurde ebenso wie Rose von ihren Aufsichtsratskollegen immer eine ausgezeichnete Performance attestiert.

Stattdessen entsendet Hlawati die Ex-UBS-Bankerin und Finanzierungsberaterin Dorothee Deuring, Österreicherin mit Schweizer Wohnsitz. Sowie den Niederländer Patrick Lammers, Ex-Vorstand des deutschen Stromkonzerns E.ON und derzeit CEO von Skyborn Renewables (Windenergie).

Bei E.ON jobbte auch Vorsitzender Feldmann. Er ist heute ebenfalls Berater. Die vormalige Wirtschaftsanwältin Hlawati dürfte eine ausgeprägte Vorliebe für Berater haben. Auch Aufsichtsrat Jean-Baptise Renard, ehemals im Management von BP, werkt als solcher.

Das Klima im Aufsichtsrat wird mit Sicherheit rauer. Adnoc entsendet zwei Vertreter. Khaled Salmeen, Chefverhandler der Adnoc für den Borealis-Borouge-Deal, gilt selbst im arabischen Raum als, freundlich formuliert, knallharter Profi bei der Durchsetzung seiner Interessen.

 Insider spekulieren schon, wie lange Feldmann noch Vorsitzender bleibt.

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